Loulou (Louise Massin) hat große Pläne: Sie möchte einen eigenen Second-Hand-Laden aufmachen! Leider fehlt ihr dafür das Geld, ihr Einkommen in dem indischen Klamottenladen ist eher gering. Zu gering auch, um ihrem zehnjährigen Sohn Alex (Sheron Joseph-Monrose) dessen Wünsche zu erfüllen. Als es mal wieder zu einem Streit kommt und der Junge verkündet, den Sommer lieber bei seinem Vater und dessen neuer Freundin verbringen zu wollen, ist Loulou klar, dass sie etwas ändern muss. Und das dringend. So verspricht sie ihm einen Roadtrip zu den Schlössern der Loire. Dafür braucht sie aber Geld. Außerdem braucht sie einen Führerschein, weshalb sie bei Raphaël (Oussama Kheddam) von einer Express-Fahrschule Unterricht nimmt. Einfach ist das nicht. Glücklicherweise kann sie sich bei diesem Chaos aber auf Alice (Alice Vial), Max (Guillaume Pottier) und Marie (Marie Lelong) verlassen …
Eine Mutter kämpft um ihr Kind
Auch wenn der Titel bei einigen entsprechende Assoziationen wecken dürfte, hat Loulou nichts mit Der Loulou zu tun, dem bekannten Sozialdrama mit Isabelle Huppert und Gérard Depardieu über den gleichnamigen Herumtreiber, dem die Protagonistin verfällt. Bei dem neuen Film ist die Titelfigur eine Frau, die weit entfernt ist von dem rüpelhaften Macho. Dass ihr jemand verfällt, kann man auch nicht unbedingt behaupten. Vielmehr ist sie jemand, die ihren Träumen hinterherjagt, ohne jemals diese zu erreichen. Die allgemein nur sehr wenig in ihrem Leben erreicht. Die Ehe ist gescheitert, beruflich kommt sie nicht von der Stelle, die Beziehung zum Sohn ist schwierig geworden. Und wenn nicht bald etwas geschieht, droht sie den Jungen sogar ganz zu verlieren. Aufgeben will sie aber nicht, aus Liebe zum Kind würde sie alles machen.
Filme mit ähnlichen Szenarien hat es in der letzten Zeit häufiger mal gegeben. So erzählten sowohl das französische Drama All to Play For wie auch der deutsche Fernsehfilm Käthe und ich: Der kleine Ritter davon, wie einer überforderten Mutter das Kind weggenommen werden soll. Das war zum Teil sehr hart, die Verzweiflung der jeweiligen Protagonistinnen war ansteckend und provozierte Diskussionen über die Verhältnismäßigkeit solcher Maßnahmen. Ganz so weit geht es in Loulou nicht. Da werden keine Behörden eingeschaltet, es geht nicht darum, Familien zu trennen. Vielmehr steht im Mittelpunkt der Konflikt zwischen einem Elternteil und einem Kind, das mit der aktuellen Situation unzufrieden ist. Bei den obigen Beispielen wollten die jeweiligen Kinder hingegen bei der Mutter bleiben.
Nett und sympathisch
Aber auch im Hinblick auf die Tonalität gibt es einen großen Unterschied. Der französische Fernsehfilm hat zwar ernste Momente und Themen, ist letztendlich aber eine Komödie. Das Publikum soll darüber lachen, wie die Chaosmutter ständig am Straucheln ist und mit zahlreichen Situationen überfordert, hektisch umherschwirrt auf der Suche nach einer Lösung. Außerdem fügt Loulou noch die Freundesclique hinzu, die selbst kräftig mitmischt, manchmal hilfreich ist, manchmal eher weniger. Das vier Leute umfassende Drehbuchteam setzt bei den Witzen vor allem auf die Figuren und die Verhältnisse untereinander, wenn enger Zusammenhalt auf gnadenlose Ahnungslosigkeit treffen.
Grundsätzlich funktioniert das. Im weiteren Verlauf gibt es ein paar amüsante Szenen, wenn sich die vier in für sie unerwarteten Situationen wiederfinden, mit denen sie erst umzugehen lernen müssen. Dabei lebt der Film von den sympathisch-verschrobenen Figuren, mit denen man ganz gern Zeit verbringt. Ebenso sympathisch ist, wie die Titelfigur langsam lernt, ihr Leben selbst zu bestimmen, anstatt sich einfach treiben zu lassen. Dennoch plätschert die Komödie selbst immer mal wieder vor sich hin. Loulou ist ein netter Film, um das Wochenende zu begrüßen und sich ein bisschen wohler zu fühlen. Richtig groß ist der Eindruck aber nicht. Die französische Produktion ist ein gefälliger Zeitvertreib, der nie wirklich mitreißt.
OT: „Loulou“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Emilie Noblet
Drehbuch: Géraldine de Margerie, Marie Lelong, Alice Vial, Alicia Pratx
Musik: Julie Roué
Kamera: Giacomo Bernasconi de Luca
Besetzung: Louise Massin, Oussama Kheddam, Marie Lelong, Alice Vial, Sheron Joseph-Monrose, Guillaume Pottier, Patrick D’Assumçao, David Chenaud, Alexandra Cismondi, Marie Bunel
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