Martha Duval (Isabelle Adjani) mag etwas in die Jahre gekommen sein. Doch noch immer kann der Filmstar andere anziehen, so etwa den deutlich jüngeren Adrien Salliard (Pierre Niney), der gerade dabei ist, seinen ersten Roman zu schreiben. Dass Marthas Umfeld der Geschichte misstrauisch gegenüber steht, ignoriert sie. Dabei spielt er tatsächlich ein doppeltes Spiel, hat im Geheimen eigentlich mit Margot Hanson (Marine Vacth) angebändelt. Die wiederum spielt gerade Simon Laurenti (Francois Cluzet) etwas vor. Zwar ist der verheiratet, was sie aber nicht sonderlich stört. Zu lukrativ ist es, den deutlich älteren Mann auszunehmen. Dabei wird das Arrangement umso komplizierter, je näher sich Adrien und Margot kommen …
Blick in die Abgründe
Bekannt wurde Nicolas Bedos eigentlich als Schauspieler. Inzwischen hat der Franzose aber auch eine durchaus vorzeigbare Karriere als Regisseur aufgebaut. So wurde sein Debütfilm Die Poesie der Liebe über eine stürmische Beziehung für einen César als bester Debütfilm nominiert. Die Tragikomödie Die schönste Zeit unseres Lebens über eine aufwendige Rekonstruktion der Vergangenheit brachte ihm sogar eine Nominierung als bester Regisseur ein. Etwas überraschend ließ er diese nachdenkliche Seite hinter sich, um mit OSS 117: Liebesgrüße aus Afrika den dritten Teil der Agentenparodie zu drehen. Nun kommt mit Masquerade – Ein teuflischer Coup das vierte von ihm inszenierte Werk bei uns heraus und geht abermals in eine andere Richtung.
So ist der Humor deutlich zurückgenommen im Vergleich zu den bisherigen Werken, vor allem natürlich im Vergleich zu seinem letzten Film. Tatsächlich darf man hinter die Klassifizierung als Krimikomödie ein Fragezeichen machen, so richtig viel zu lachen gibt es hier eigentlich nicht. Ein paar Stellen sind zwar schon dabei, wenn das junge Paar mal wieder besonders dreist andere ausnimmt oder sich Adrien widerwillig älteren Frauen hingibt, damit sie seinen Lebensunterhalt bezahlen. Auch der groteske englische Akzent von Margot ist sicherlich humorvoll angelegt. Dennoch, nur dafür sollte man Masquerade – Ein teuflischer Coup eher nicht anschalten. Lockere Unterhaltung ist weniger angesagt. Tatsächlich ist der französische Film an vielen Stellen sogar sehr düster, wenn er uns immer tiefer in die Abgründe führt.
Die Hintergründe einer Verzweiflungstat
Einen Vorgeschmack gibt Bedos, der auch das Drehbuch geschrieben hat, gleich am Anfang. So sehen wir dort, wie Simon in ein Zimmer stürmt und auf Margot schießt, noch bevor wir wirklich wissen, wer die beiden Leute sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Das wird erst im Nachhinein verraten. Masquerade – Ein teuflischer Coup ist einer dieser Filme, die überwiegend als Flashback stattfinden, begleitet von etwas Voiceover. Die Struktur ist nicht originell, funktioniert aber. Man möchte schon gern wissen, was hinter dieser brutalen Attacke steckt. Das dauert im Anschluss jedoch. Der mehr als zwei Stunden lange Film lässt sich viel Zeit, was auch daran liegt, dass er gleich drei Beziehungen auf einmal behandeln muss: die beiden falschen und die richtige.
Dabei kommt keiner der vier besonders positiv rüber. Die Jüngeren betrügen schamlos die Älteren. Simon wiederum würde seine Frau Carole (Emmanuelle Devos) verlassen für eine alberne Schwärmerei. Auch Martha, die offensichtlich damit kämpft, in die Jahre zu kommen, verschließt die Augen und lebt in einer Traumwelt. Gleichzeitig ist es natürlich tragisch, wenn zwei Menschen erkennen müssen, dass ihnen Gefühle vorgeheuchelt wurde. Bedos kehrt da ein wenig zu den ernsteren Themen zurück, die man in seinen ersten beiden Regiearbeiten fand. Aufgrund der guten Besetzung funktioniert das in Masquerade – Ein teuflischer Coup gut. Außerdem punktet der Krimi, der 2022 bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere feierte, mit traumhaften Aufnahmen von Südfrankreich, die in einem reizvollen Kontrast zu den charakterlichen Abgründen stehen.
OT: „Mascarade“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Nicolas Bedos
Drehbuch: Nicolas Bedos
Musik: Anne-Sophie Versnaeyen
Kamera: Laurent Tangy
Besetzung: Pierre Niney, Isabelle Adjani, François Cluzet, Marine Vacth, Emmanuelle Devos, Laura Morante, Charles Berling
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