Eigentlich sind die Mumins ja sehr glücklich. Muminpapa, Muminmama, Mumin und Snorkfräulein wissen, wie sie sich das Leben schön machen können. Bei ihnen wird selbst der schnödeste Alltag zu einem Abenteuer, aus dem Garten ein Dschungel. Aber es gibt auch Trubel, auf den sie gern verzichten können. So tauchen immer mal wieder Leute bei ihnen auf, die sie an ihre Grenzen bringen. Ob es die überkorrekte Nachbarin ist oder ein Prophet, der sämtliche Lebensweisheiten über den Haufen wird, die vier und andere müssen sich an neue Situationen gewöhnen und darüber nachdenken, was sie mit all dem anfangen sollen …
Vier Geschichten voller Kontraste
Nachdem der erste Sammelband rund um die Mumins vier der längeren Comic-Geschichten vereinte, gibt es im zweiten vier weitere. Diese sind voneinander unabhängig, man muss auch den ersten Band nicht zwangsläufig gesehen haben, um hier einsteigen zu können. Problematisch ist allenfalls, dass es beim letzten Mal ein paar Einführungen der Figuren gab, etwa wie das Snorkfräulein hinzukam. Man muss es aber nicht unbedingt wissen. Man kann der Chaostruppe auch ohne das Vorwissen folgen. Es ist auch nicht so, dass sich durch die vier weiteren Abenteuer viel ändern würde. Bemerkenswert sind lediglich ein paar Figuren, die später dauerhaft Teil des Ensembles sein werden und hier ihr Comic-Debüt feiern: die überkorrekte Nachbarin Filijung und die willensstarke Klein-Mü.
Beide sind willkommene Ergänzungen im ohnehin schon kuriosen Sammelsurium. Hinzu kommt in der ersten Geschichte noch der Wintersportfanatiker Frisch, der in allem einen Wettbewerb sieht. Tove Jansson setzt dabei auf einen Mix aus überzeichneten Charakteren und einem Fish-out-of-Water-Humor, wie er das letzte Mal schon bei der Reise an die Riviera zum Einsatz kam. Statt südfranzösischer Strände gibt es nun Skier und andere Aktivitäten, mit denen die Mumins aber erst einmal wenig anfangen können. Auch bei der Geschichte um Filijung, die mit ihrer strengen Art das genaue Gegenteil zu den chaotisch veranlagten Hauptfiguren darstellt, arbeitet die finnische Autorin mit Kontrasten. Da treffen zwei Welten aufeinander.
Zwischen Fantasie und Alltagssatire
Damit verbunden sind auch wieder kleinere satirische Elemente, die aufzeigen, dass die Comics entgegen mancher Ansicht keine reine Kinderangelegenheit sind. Unter anderem werden in einer Geschichte eine Art Hippie mit einem spaßbefreiten Religionspropheten kontrastiert wird. Auch wenn die Abenteuer um die Mumins meistens in einer Art Fantasiewelt spielen, sind sie doch von der realen inspiriert. Tatsächlich ist es ein bisschen schade, dass die fantasievollen Elemente weniger geworden sind. Wo es beim letzten Mal beispielsweise die Ahnen gab, die sich in das Leben ihrer Nachfahren einmischten, fehlt hier etwas Vergleichbares. Spaß machen aber auch die quasi-realistischen Geschichten, wenn es um zwischenmenschliche Aspekte geht.
Visuell ist ohnehin alles gleich geblieben. Die Designs der Figuren sind schräg und witzig, auch weil sie keinem einheitlichen Schema folgen. Manche erinnern an Menschen, andere an Tiere, wie bei anderen weiß man nicht wirklich, was das sein soll. Bei den Mumins kann da so ziemlich alles zusammenkommen, die freiheitsliebende Jansson gibt sich da auch selbst jede Freiheit, um ihrer Kreativität zu folgen. Das ist auch bald 70 Jahre später noch ein großer Spaß. Die Mischung aus verrückten Einfällen und scharfen Beobachtungen eines menschlichen Alltags fügen sich zu einer ganz eigenen Welt zusammen. Die Truppe ist gleichermaßen verschroben wie liebenswürdig und eine Bereicherung für jede Comic-Sammlung.
OT: „Mumins“
Land: Finnland
Jahr: 1955-1956
Text: Tove Jansson
Zeichnungen: Tove Jansson
Amazon (Comic „Mumins – Band 2“)
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