Ostfriesenschwur

Viele Jahre hat Ubbo Heide (Kai Maertens) als Chef der Kripo Aurich für Recht und Ordnung gesorgt. Doch dabei war er nicht immer so erfolgreich, wie er gewollt hat. Oft fehlten eindeutige Beweise, um schlimme Verbrechen wirklich aufzuklären und die Verantwortlichen hinter Gitter zu bringen. Und so blickt er in dem Buch, das er nach seiner Pensionierung geschrieben hat, mit einiger Verbitterung zurück. Dabei ahnt er nicht, dass jemand da draußen ist und die ungesühnten Fälle zu Ende bringen will. Heide selbst erhält ein Paket, in dem sich der Kopf eines mutmaßlichen Mörders befindet. Kathrin Klaasen (Picco von Groote), Frank Weller (Christian Erdmann) und Rupert (Barnaby Metschurat) gehen dem Fall nach. Dabei ist Eile angesagt, denn es wird nicht bei diesem einen Toten bleiben …

Zehnter Teil der Krimireihe

Der Bedarf der Fans nach neuen Filmen aus den Ostfrieslandkrimis scheint groß zu sein: Gab es jahrelang immer nur einen neuen Teil pro Jahr, wurden 2023 gleich drei Stück veröffentlicht. Der Popularität hat dies nicht geschadet, der aktuellste Teil Ostfriesenwut lockte Ende Dezember immerhin 6,2 Millionen Menschen vor die Fernseher. Das liegt zwar etwas unter dem, was die Reihe vorher so erreicht hat, für sich genommen sind das aber gute Zahlen. Beim ZDF hofft man natürlich, dass dies so bleiben wird. Und so gibt es rund anderthalb Monate später mit Ostfriesenschwur schon wieder Nachschub. Es ist der zehnte Film aus der beliebten Fernsehkrimireihe, die auf Romanen von Klaus-Peter Wolf basiert.

Das Ganze ist dann auch sehr routiniert, zumal man inzwischen wohl eine durchgängige Hauptdarstellerin gefunden wurde. Bislang war es immer so, dass nach drei Filmen diese ausgetauscht wurde. Picco von Groote darf hier jedoch bereits zum vierten Mal Klaasen spielen. Beim vorangegangenen Teil war diese zum Teil außer Gefecht gesetzt, während sie mal wieder in ihrer alten Familiengeschichte herumwühlte. Bei Ostfriesenschwur gibt es nun keinen Verweis mehr auf ihren Vater. Dafür darf Kai Maertens wieder mitspielen. Eigentlich hat seine Figur Heide inzwischen den Dienst quittiert, er war reif für den Ruhestand, wird dann aber von seiner Vergangenheit eingeholt. Vorkenntnisse braucht es dennoch nicht. So werden zwar eine Reihe alter Fälle thematisiert, weil sie die Vorlage für eine neue Mordserie bilden. Die wurden in den Filmen aber nicht gezeigt, weshalb es da keine Anknüpfungspunkte gibt.

Ein Mörder ermordet Mörder

Déjà-vu-Erlebnisse darf man dabei auch so haben, schließlich ist die Geschichte nicht übermäßig originell. Dass jemand umgeht und sich als Richter und Henker zugleich aufführt, hat im Krimigenre lange Tradition. Und dann gab’s keines mehr von Agatha Christie ist einer der berühmtesten Fälle, wenn auf einer abgelegenen Insel Menschen für nicht gesühnte Verbrechen bestraft werden sollen. Dort war das Szenario auch spannender, war man doch mit dem Mörder bzw. der Mörderin eingesperrt, ohne zu wissen, wer es ist. Bei Ostfriesenschwur darf natürlich auch spekuliert werden, wer sich zum Richter ernannt hat. Der Rätselfaktor hält sich dennoch in Grenzen, da die Auswahl an Verdächtigen nicht besonders groß ist. Der Film verrät auch vergleichsweise früh, wer es ist.

Dennoch ist die Mischung aus Krimi und Thriller relativ spannend. Bei einigen der brisanten Szenen ist zwar klar, dass es nicht so schlimm kommt wie angedeutet. Dass die Hauptfiguren getötet werden, ist nun einmal eine absolute Ausnahme, weil damit Fortsetzungen erschwert werden. Aber da sind ja noch die diversen nichtbestraften Kriminellen, die in Lebensgefahr schweben. Außerdem wurden ein paar Wendungen eingebaut. Alles in allem ist Ostfriesenschwur damit ein solider Genrebeitrag, der vielleicht nicht übermäßig lang in Erinnerung bleibt, zumindest aber geeignet ist, um anderthalb Stunden totzuschlagen. Dass die nächsten Teile bereits in Arbeit sind, ist daher nicht die schlechteste Nachricht.