Pensive – Ihr werdet leiden

Bislang ist das Leben des Schülers Marius (Sarunas Rapolas Meliesius) nicht sonderlich aufregend gewesen. Er wird zwar nicht gemobbt. Vielmehr ist er so langweilig, dass er von niemandem beachtet wird. Seine Schwärmerei für Brigita (Gabija Bargailaite) ist daher auch von wenig Erfolg gekrönt. Diese hat nur Augen für den Basketballspieler Rimus (Kipras Masidlauskas), der als erster Litauer den Weg in die NBA schaffen wird. So zumindest der Plan. Nicht nach Plan verläuft die Suche nach einem geeigneten Ort, um den Abschluss an der Schule zu feiern. Das wiederum gibt Marius die einmalige Chance, auf sich aufmerksam zu machen, weiß er doch von einer abgelegenen Hütte, die leer steht. Die anderen von seinem Jahrgang sind begeistert, Marius wird endlich einmal wahrgenommen. Doch die Feierlaune ist schnell vorbei: Als sie eine Reihe von Holzfiguren beschädigen, macht ein maskierter Fremde Jagd auf die Jugendlichen …

Nachschub für Slasherfans

Sie gehören zum festen Bestandteil des Horrorgenres: die Slasherfilme. Dann und wann laufen Beiträge im Kino, wobei sie kommerziell eher selten Bedeutung haben. Die Meta-Mordsammlung Scream VI etwa war zwar erfolgreich, die Reihe steckt aufgrund mehrerer Probleme hinter den Kulissen erst einmal vor dem Aus. Halloween Ends wiederum war so kontrovers, dass eine Renaissance dieses Subgenres sehr unwahrscheinlich ist. Dafür gibt es aber viele kleinere Titel, die sich an Fans des fröhlichen Meuchelns richten. Mit Pensive – Ihr werdet leiden erscheint jetzt mal wieder ein Vertreter, der zunächst durch seine Herkunft neugierig macht. Ein Horrorfilm aus Litauen? Da dürfte es selbst großen Genrefans schwerfallen, ein Beispiel zu finden.

Wer deswegen hofft, der Film könnte etwas Neues in die bewährte Formel bringen, sieht sich jedoch getäuscht. Eine abgelegene Hütte im Wald? Es dürfte kein Setting geben, das häufiger im Horrorgenre genutzt wird. Nicht ohne Grund machte sich The Cabin in the Woods schon vor über zehn Jahren darüber lustig. Maskierte Männer sind jetzt auch kein übermäßig origineller Einfall. Kurz sieht es zwar so aus, als könnte das mit den Holzfiguren eine folkloristische Note in die Geschichte bringen. Aber Irrtum, bei Pensive – Ihr werdet leiden geht es dann doch um das immer wieder beliebte Motiv, dass jemand sauer ist und der Meinung ist, dass deswegen andere getötet werden dürfen.

Wenig kreativ

Die einzelnen Mordszenen haben es dabei schon in sich, ohne aber das Genre irgendwie revolutionieren zu können oder zu wollen. Der Mörder zeigt sich zwar als effizient, wenn er jede sich bietende Gelegenheit nutzt. Als kreativ würde man ihn aber wohl kaum bezeichnen. Beim Ablauf der Handlung gibt es über weite Strecken ebenfalls wenig, das einem in Erinnerung bleiben muss. Pensive – Ihr werdet leiden führt jedoch vor Augen, wie Egoismus der Allgemeinheit schaden können. Im Zweifel sind sie sich alle selbst am nächsten, was es dem Unbekannten leichter macht, seiner Mordlust nachzugehen. Eigentlich sollte man meinen, dass ein ganzer Haufen Jugendlicher in der Lage sein sollte, einen einzelnen Mann zu stoppen. Ist aber nicht.

Auch im Hinblick auf die designierten Opfer ist zunächst nicht viel zu holen. Die Figuren bestehen aus den üblichen Stereotypen. Der unscheinbare Protagonist, der zum Helden werden muss. Der Supersportler, der ungeniert arrogant auftritt. Das schöne Love Interest, das es zu erobern gilt. Erst im weiteren Verlauf zeigt Regisseur und Co-Autor Jonas Trukanas Eigensinn. Ohne vorab viel spoilern zu wollen, hat er sich eine interessante Wandlung für seine Hauptfigur einfallen lassen. Das Ende überrascht dann doch etwas mehr. Das reicht dann zwar nicht aus, um aus Pensive – Ihr werdet leiden einen wirklich guten Film zu machen. Insgesamt ist das aber immerhin solide, Slasherfans können einmal reinschauen.