Sir David Attenborough ist eine lebende Legende. Der Mann, der dieses Jahr noch 98 Jahre alt werden könnte, wird anscheinend nicht müde, immer und immer wieder hochqualitative Naturdokumentationen auf den Markt zu bringen. Da war in den letzten Jahren vielleicht auch mal der ein oder andere Ausrutscher dabei, aber es kann ja niemand ernsthaft leugnen, wie beeindruckend das Gesamtwerk des Briten ist. Planet Erde III erschien ungefähr zur selben Zeit wie Leben auf unserem Planeten, ist aber erst jetzt in Deutschland auf Blu-ray verfügbar.
Texte eher überflüssig
Auch an Legenden zieht die Zeit nicht spurlos vorüber. Die Stimme von Attenborough, der Planet Erde III natürlich wieder mit Voiceover begleitet, klingt hier zuweilen schon etwas kraftlos. Die Skriptschreiber scheinen darauf Rücksicht genommen zu haben. Attenborough meldet sich seltener zu Wort als in vorangegangenen Produktionen. Die Texte selbst sind auch nicht mehr so ausführlich. Oft handelt es sich schlicht um eine Beschreibung dessen, was der Zuschauer sowieso schon sieht. Was darüber hinaus geht, ist meist entweder artifizielle Dramatisierung oder anödende Belehrung, wie sie etwa schon aus Frozen Planet – Eisige Welten II bekannt ist. Es soll hier nicht behauptet werden, dass die getätigten Aussagen falsch seien (die vegane Propaganda gegen Ende explizit ausgenommen), sie sind nur schlicht an den falschen Adressaten gerichtet. Nichtsdestotrotz ist es unterm Strich weiterhin ein Genuss, dem Experten zuzuhören.
Auch wenn David Attenborough immer wieder ins Schweigen verfällt, ist Planet Erde III doch nie still. An Eine Erde – Viele Welten (so aus welchen Gründen auch immer der deutsche Titel von Planet Earth II) wurde seinerzeit vor allem das Sounddesign kritisiert. Viele Szenen mussten anscheinend mit allen möglichen Soundeffekten unterlegt werden, was teilweise störend war. In Planet Erde III ist das immerhin reduziert, manche Stelle ist aber auch hier unpassend untermalt. Eine Art Donnern etwa, als ein Gepard von einem Baum springt um Wild zu reißen, ist dann doch zu viel des Guten. Insgesamt ist die Geräuschkulisse hier aber schon deutlich besser gestaltet als im Vorgänger.
Nicht alles natürlich
Wie die meisten anderen Naturdokumentationen wird Planet Erde III aber ja der Bilder wegen rezipiert. Grob gesagt sind Attenborough-Produktionen dafür bekannt, dass sich dabei optisch jedes Mal aufs Neue übertroffen wird. Das ist natürlich nicht möglich und eher als Hyperbel zu verstehen, doch da der neuere Eindruck schlicht aktueller ist, fühlt sich die Aussage zumindest wahr an. Dass so etwas wie Ein Planet vor unserer Zeit nicht ohne CGI auskommt, sollte klar sein. Planet Erde III setzt ebenfalls CGI ein, was reichlich deplatziert wirkt. Die entsprechenden Szenen zeigen ja nun keine ausgestorbenen Dinosaurier, sondern Momente, die sich in unserer Gegenwart so abspielen können. Selbstverständlich ist es möglich und sogar wahrscheinlich, dass sich das Gewünschte in den 1904 Drehtagen nicht kameragerecht ereignete und sich somit nicht einfangen ließ, aber da muss man bei einer Naturdokumentation dann eben auch ganz klar sagen: Pech gehabt. Dann ist so eine Szene eben nicht dabei, statt dass sie einfach mit CGI nachgestellt wird.
Faszinierende Tieraufnahmen
Planet Erde III besteht aus acht Folgen zu je etwa 50 Minuten: Küsten, Ozeane, Wüsten und Grasland, Süßwasser, Wälder, Extreme, Menschen und Helden. Schon in der ersten Episode werden wir mit wunderbaren Bildern verwöhnt. Fische, die aus ihrer natürlichen Umgebung heraus mit Wasserstrahlen aus ihren Mündern wie Scharfschützen kleinere Insekten von Blättern schießen, sind vielleicht schon aus anderen Tierfilmen bekannt, aber das so schon faszinierende Phänomen ist hier hervorragend präsentiert. Ozeane übertrifft das aber noch einmal, mit Aufnahmen von nahezu mystischen Wesen, die umgangssprachlich Meeresengel, fachsprachlich öderweise Ruderschnecken genannt werden. Doch das ist nicht das einzige kuriose Tier der Folge, ein froschartiger Anglerfisch sorgt ebenfalls für Staunen. Auch wenn Attenborough natürlich das Aushängeschild von Planet Erde III ist, sind die heimlichen Helden diejenigen, die sich in so gut wie alle Winkel der Welt begeben haben, um dieses Material aufzunehmen.
OT: „Planet Earth III“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Theo Webb, Sarah Whalley, Nick Easton, Charlotte Bostock, Kiri Cashell, Will Ridgeon
Musik: Hans Zimmer, Dan Smith, Jacob Shea, Sara Barone
Kamera: Joris van Alphen, Ronan Donovan, Sam Lewis, Howard Bourne, Will Foster-Grundy, Chris Tan Hanafi, Jacky Poon, Peter Cayless
Mitwirkende: David Attenborough, Christian Schult
Amazon (DVD „Planet Erde III“)
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