Tatort: Geisterfahrt

Gerade noch hatte Ilie Balan (Adrian Djokic) bei der Polizei ein Expresspaket abgegeben, kurze Zeit später gibt es ein erneutes Wiedersehen. Aus traurigem Anlass: Der junge Mann ist mit dem Lieferwagen in die Menschenmenge gefahren. Es kommt dadurch zu mehreren Todesfällen und schweren Verletzungen, Balan selbst liegt auf der Intensivstation und ist nicht ansprechbar. Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) gehen der Sache nach und stellen dabei fest, dass der Fahrer unter widrigsten Bedingungen arbeiten musste. Doch wie kam es zu dem verhängnisvollen Unfall? War es am Ende womöglich ein Amoklauf? Vor allem Lindholm, die als erste beim Unfallort ankommt, will das genau wissen. Ihr Chef Kriminaldirektor Gerd Liebig (Luc Feit) tritt dabei jedoch auf die Bremse, da der Tatverdächtige für ein Subunternehmen eines wichtigen Paketlieferdiensts arbeitete …

Ein Abschied voller Streitigkeiten

Alles zurück auf Anfang. Eigentlich gehört Charlotte Lindholm zu den Veteraninnen beim Tatort. Seit 2002 gehört die Kommissarin in den erlauchten Kreis der Ermittler und Ermittlerinnen, die beim Krimi-Primus unterwegs sind. 2019 wechselte sie aber in Das verschwundene Kind von Hannover nach Göttingen, wo sie an der Seite von Anaïs Schmitz neue Impulse setzen sollte. Das klappte aber offensichtlich nicht. Schon bei Alles kommt zurück war sie wieder allein unterwegs, ohne die Kollegin. Mit Geisterfahrt wird das Duo nach gerade einmal fünf Fällen endgültig aufgelöst. Lindholm soll zurück nach Hannover, zuvor wird in der zwischenzeitlichen Wahlheimat aber noch jede Menge Porzellan zerschlagen.

Tatsächlich geht es im 1261. Teil des ARD-Dauerbrenners sehr konfrontativ zu. Das betrifft nicht nur den Umgang mit den Verdächtigen. Vor allem innerhalb des Teams wird das Kriegsbeil poliert, da gehen sie alle aufeinander los. Als wäre die Arbeit nicht schon schwierig genug, werden dann eben noch weitere Probleme geschaffen. Wer es nicht mag, wenn in Krimis persönliche Konflikte der Kommissare und Kommissarinnen thematisiert werden, braucht es hiermit erst gar nicht zu versuchen. In Tatort: Geisterfahrt wird das so dominant, dass der eigentliche Fall zuweilen in den Hintergrund rückt. Selbst wer sich prinzipiell nicht an der Vermischung von Privatem und Beruflichem stört, darf irritiert sein, wie da auf Teufel komm raus Streitigkeiten provoziert werden.

Zu viel gewollt

Das ist schade, weil der Film wichtige Themen anspricht, die dabei unnötig an den Rand geschoben werden. So geht es wie schon im Dezember in Des anderen Last um die prekären Arbeitsverhältnisse von Paketlieferern. Tatort: Geisterfahrt spricht dabei sowohl die ausbeuterischen Bedingungen an, die mindestens fragwürdig, wenn nicht gar kriminell sind. Ganz klar wird aber auch die Verantwortung der Kunden und Kundinnen angeprangert, die ihre Pakete sofort haben wollen, aber nicht bereit sind, dafür die entsprechenden Kosten zu tragen. Das andere gesellschaftliche Thema betrifft Gewalt in Partnerschaften, speziell an Frauen. Dass es diese gibt, dürfte allen klar sein. Drüber gesprochen wird aber wenig, vor allem wenn die Männer eine Machtposition innehaben.

Das ist alles wichtig und verdient es, in Geschichten thematisiert zu werden. Die Kombination aus allem führt aber dazu, dass der Film mal wieder heillos überfrachtet ist. Da werden verschiedenste Punkte zusammengeworfen, die nichts miteinander zu tun haben, nur um irgendwie das Team dann auflösen zu können. Glaubwürdig ist das Ergebnis nicht gerade, da ist bei manchen der Ärger wieder vorprogrammiert. Zu rätseln gibt es ohnehin nichts, wer deswegen Krimis schaut, ist heute mal wieder falsch. Das ist insbesondere deshalb schade, weil Tatort: Geisterfahrt nun einmal die Abschiedsvorstellung ist. Man hätte den beiden Schauspielerinnen einen würdigeren Abschluss gegönnt.