Das Spiel Wayne’s World eröffnet ähnlich wie der Film: Wayne und Garth sind in ihrem kleinen Heimstudio, wo Wayne uns über sein Leben und seine Tätigkeit informiert. Ohne es genau nachgeprüft zu haben, klingen die Sätze alle wie wörtliche oder zumindest sinngemäße Zitate aus dem Film. Wobei „klingen“ natürlich etwas unpräzise ausgedrückt ist. Schließlich kann bei einem Spiel für den originalen Game Boy keine Sprachausgabe erwartet werden. Die Texte scrollen von unten nach oben, statt dass einzelne Passagen erst weggedrückt werden müssen, damit es weitergeht. Das birgt prinzipiell die Gefahr, dass etwas überlesen werden kann. Die Geschwindigkeit ist hier jedoch im Gegenteil viel zu niedrig. An sich ist es aber ein cooler Einstieg, doch spätestens seit Dragon Ball Z: Ultimate Battle 22 wissen wir ja, dass das nicht allzu viel zu heißen hat …
Frustrierender Kampf
Schon das erste Gebiet ist ziemlich frustrierend. Aus irgendeinem Grund ist Wayne’s World ein 2D-Plattformer. Nach dem Intro läuft eine Demoszene ab, wie Garth mit einer Laserpistole ausgerüstet in einer von lebenden Trommeln beherrschten Gegend umherspringt. Warum Garth überhaupt eine Schusswaffe hat, wird nicht klar. Kämen keine Projektile daraus, könnte das Gerät zunächst für den Schlagschrauber gehalten werden, mit welchem er in einer Szene des Films aus Versehen eine Autotür verunziert. Wayne hingegen hat nur seine Kung-Fu-Skills zur Verfügung, die nicht ganz so effektiv sind, vor allem weil sie ein gutes Gefühl für Timing und Distanz voraussetzen.
Jedenfalls muss der Spieler sich zu Beginn durch diesen Abschnitt kämpfen, um am Ende wieder zu Wayne ins Studio zu gelangen. Zwei Gegnertypen gibt es hier: Zum einen laufende Trommeln, die aus ihrem Schlaf erwachen, sobald sich der Spieler nähert, zum andere fliegende Becken. Wer sich beim Schießen oder Springen verschätzt, kann in einem blöden Angriffsloop zwischen zwei Gegnern gefangen werden und muss hilflos warten, bis Garths Gesundheitsleiste komplett leer ist, um neu zu starten. Das Spiel lässt sich zwar pausieren, ein Pausenmenü gibt es aber nicht.
Die Frage nach dem warum
Zwischendurch kehrt der Spieler als Wayne immer wieder einmal zu Stan’s Donut Shop zurück, eine Art Bonuslevel, in welchem Donuts für Extrapunkte eingesammelt werden können. Ansonsten kehren Wayne und Garth eben auch immer wieder in ihr kleines Studio zurück, wo dann mehr Text abgespult wird. Das Ganze ist schon irgendwie witzlos. Fairerweise muss natürlich die Frage in den Raum gestellt werden, welche Art Spiel denn überhaupt zu Wayne’s World passen würde, genau so fairerweise muss aber auch gefragt werden, wieso überhaupt ein Spiel zu dem Franchise existieren muss. Für den PC gab es ein ebenfalls 1993 veröffentlichtes Point-and-Click-Adventure; abgesehen vom Game Boy erschien das besprochene Wayne’s World-Spiel auch noch für NES, SNES und Sega Genesis. Die letzten beiden Varianten unterscheiden sich komplett vom Spiel für den Game Boy, wurden hier aber nicht getestet. Die NES-Version weicht nicht stark ab, ist vor allem farbenfroher, zumindest im direkten Vergleich mit dem schwarzweißgrauen Bild hier.
Die Gegnerauswahl scheint auch ausgewürfelt worden zu sein. An Trommeln und Saxophonen vorbei endet das zweite Level in einem Bosskampf gegen einen Stapel Schallplatten. Später stellen sich einem Katzen in den Weg, außerdem wird der Spieler von einem fliegenden Roboter verfolgt. Ganz seltsam wird es kurz darauf, wenn die Bilder aus Fernsehbildschirmen springen und sich auf den Spieler stürzen – also die Bilder als solches, nicht die darin gezeigten Figuren oder so. Die einzelnen Level unterliegen einem Zeitlimit, das Einsammeln von Buchstaben kann es aber verlängern oder auch Garths Waffe temporär verbessern, je nachdem.
Plattformaffine Gamer können die „Story“ wahrscheinlich in einer Viertelstunde absolvieren, wobei diese mit anderen Spielen sowieso besser beraten wären. Wer so seine Probleme mit dem Springen hat, ist hier aber auch in einer guten halben Stunde durch. Bei Wayne’s World handelt es sich schlicht um einen jener Lizenztitel, die nichts anderes als ein Cashgrab sind.
OT: „Wayne’s World“
Land: USA
Jahr: 1993
Producer: Rory Armes
Musik: Paul Wilkinson
Publisher: THQ
Entwickler: Radical Entertainment
Plattform: Game Boy, NES, Sega Gensis, SNES
(Anzeige)