Wir waren Kumpel
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Wir waren Kumpel

„Wir waren Kumpel“ // Deutschland-Start: 29. Februar 2024 (Kino) // 10. Oktober 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Kohle ist sicher eines der Symbole schlechthin für den Wandel der Zeit. Lange war diese ein Garant für Wohlstand, der Abbau der Ressource war ein wichtiger Teil unserer Industrie. Doch damit soll Schluss sein, zu groß sind die Schäden für die Umwelt. Es wird zwar noch ein bisschen darum gestritten, wann es so weit ist: Die einen wollen lieber sofort raus, andere es nach Möglichkeit hinauszögern, solange es eben geht. So oder so, irgendwann ist das vorbei. Für Filmschaffende ist das ein dankbares Thema, wenn sie festhalten, wie dieser Wandel vonstattengeht und vor allem, was dies für die Menschen bedeutet. So startete letzten Herbst der Dokumentarfilm Auf der Kippe im Kino, der einen Abstecher in die Lausitz macht und die unterschiedlichen Reaktionen einfängt. Nun startet mit Wir waren Kumpel ein weiterer Film, der in diesem Themenumfeld spielt.

Fünf Schicksale

Trotz der offensichtlichen Ähnlichkeiten gibt es aber auch einige deutliche Unterschiede. Während der obige Film den gesellschaftlichen Aspekt betonte und etwa davon sprach, wie nach einer Perspektive für die Gegend gesucht wird, da spielt das bei Wir waren Kumpel keine Rolle. Anstatt den Wandel an sich zu thematisieren, stellt das Regieduo Christian Johannes Koch und Jonas Matauschek fünf Menschen vor, die bislang im Bergbau gearbeitet haben und nun ein neues Leben anfangen müssen. Wie gehen sie mit der Situation um? Welche Pläne haben sie? Klar ist, dass das Ende der Mine eine Zäsur für sie bedeutet und sie etwas aufgeben müssen, das für viele Jahre ein fester Teil ihres Lebens war.

Dabei geht es in dem Film aber nicht immer um die Arbeit. Oft werden auch persönliche Geschichten erzählt, die kaum bis gar nicht mit dem Kohleabbau zu tun haben. Spannend ist beispielsweise das Schicksal von Martina, die im Körper eines Mannes geboren wurde, sich spät aber dazu entschied, dieses Geschlecht angleichen zu lassen. Zu einem Zeitpunkt, als sie längst als Bergmann tätig war. Wir waren Kumpel behandelt an der Stelle, was es für sie bedeutete, auf einmal die einzige Frau unter Tage zu sein. Aber es ist nur ein Aspekt unter vielen, wenn sie zurückblickt und sich fragt, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, hätte sie sich früher zu der Frau in sich bekannt. Die Gefühle sind widersprüchlich, man hört Bedauern und Erleichterung heraus, wenn sie ihre Geschichte erzählt.

Individuum statt Gesellschaft

Insgesamt fünf Menschen sind es, welche die beiden dem Publikum vorstellen. Auch Kiri hat eine nicht ganz alltägliche Lebensgeschichte: Als Jugendlicher war er aus Sri Lanka geflohen und baute sich eine neue Existenz in Deutschland auf. Mit dem Ende seiner Arbeit steht nicht nur die Frage nach der Zukunft an, auch die Vergangenheit dringt wieder durch, die er im Dunkel der Mine vergessen konnte. Etwas alltäglicher sind die drei anderen Männer, die Wir waren Kumpel vorstellt. Da ist Thomas, der noch immer bei seiner Mutter lebt und einen Weg aus alten Gewohnheiten finden muss. Da sind Locke und Langer, die Spitznamen zweier Männer, die enge Freunde und Kollegen waren. Auch sie geben Einblicke in ihr Leben.

Das Ergebnis ist vielleicht nicht unbedingt repräsentativ für die vielen Menschen, deren Existenz eng mit der Kohle verbunden war. Soll es aber auch nicht sein, hier wird kein Gesellschaftsporträt entworfen im Sinne eines Sozialdramas. Wir waren Kumpel befasst sich auch nicht mit der Frage, wie der Wandel sinnvoll gestaltet werden kann. Wer etwas in diese Richtung sorgt, ist mit dem oben genannten Kollegen besser bedient. Sehenswert ist aber auch diese Doku, wenn sie sich ganz auf die Menschen konzentriert und fünf spannende Individuen vorstellt. Der Beitrag vom DOK.fest München 2023 ist für ein Publikum zu empfehlen, das sich für menschliche Schicksale interessiert, wenn hier fünf Leute trotz eines gemeinsamen beruflichen Umfelds eine große Bandbreite abdecken.

Credits

OT: „Wir waren Kumpel“
Land: Deutschland, Schweiz
Jahr: 2023
Regie: Christian Johannes Koch, Jonas Matauschek
Drehbuch: Christian Johannes Koch, Jonas Matauschek
Musik: Alexandre J. Maurer
Kamera: Sebastian Klatt

Bilder

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Wir waren Kumpel
fazit
„Wir waren Kumpel“ erzählt von fünf Menschen, für die das Ende des Kohleabbaus eine Zäsur in ihrem Leben darstellt. Der Dokumentarfilm interessiert sich dabei mehr für die menschlichen Schicksale als den gesellschaftlichen Aspekt und ist eben hierfür auch sehenswert, wenn die fünf eine große Bandbreite darstellen.
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