Elias (Lou Goossens) ist 14 Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder in Belgien auf dem Land. Sein Vater (Geert Van Rampelberg) feiert erste Erfolge als Schlagersänger und ist ganz auf seine Karriere konzentriert. Als im Haus gegenüber der ebenfalls 14-jährige Alexander (Marius De Saeger) einzieht, ist Elias vom ersten Kennenlernen an vollkommen von ihm hingerissen. Schnell freunden die beiden sich miteinander an. Den schüchternen Elias fasziniert Alexanders selbstbewusste Ausstrahlung. Auf die Frage, ob er eine Freundin habe, antwortet Alexander ohne zu zögern, dass er auf Jungs steht. Schnell entwickelt sich zwischen Elias und Alexander mehr als nur eine Freundschaft. Doch Elias kann mit der Situation nicht umgehen. Er versucht, seine Liebe zu Alexander geheim zu halten. Damit stößt er letztendlich nicht nur Alexander von sich, sondern hält auch seine Familie immer mehr auf Distanz. Einzig sein Großvater (Dirk Van Dijck) findet noch Zugang zu ihm und zeigt nicht nur Verständnis, sondern weiß Elias auch mit nützlichen Ratschlägen zu helfen.
Starke Schauspieler
Eigentlich schreit einem in Young Hearts abgedroschener romantischer Kitsch geradezu entgegen: Der Film zeigt saftige, ständig in goldene Sommersonne getauchte Landschaften. Elias und Alexander sitzen mal nebeneinander am Klavier, später springen sie von einem Baumstamm aus in einen See. In einer Szene toben sie sogar in einer Scheune im Heu herum! Nicht zu vergessen die schnulzigen Liebesschlager von Elias‘ Vater. Und überhaupt: Teenie-Partys am Pool, erste Liebe, Eifersucht – all das hat man doch schon hundertfach in anderen Filmen gesehen! Das stimmt einerseits, doch andererseits sieht man es selten so wie hier: Nicht nur die Tatsache, dass Anthony Schatteman in seinem Debütlangfilm eine schwule Liebesgeschichte zeigt, hebt Young Hearts von vielen anderen Filmen ab. Sondern vor allem, wie er diese Geschichte erzählt.
Bewundernswert sind vor allem die Schauspielleistungen, die er aus seinen beiden jungen Hauptdarstellern herausholt und wie er die sich entwickelnde Beziehung zeigt. Wenn Elias dem neben ihm am Klavier sitzenden Alexander heimlich bewundernde Blicke zuwirft, dann erzählen diese so viel darüber, was in ihm vorgeht. Den ganzen Film über macht Elias‘ Gesicht das ganze Spektrum seiner Emotionen sichtbar, ohne dass viele erklärende Worte nötig sind. Ohne dieses fantastische Schauspiel wäre all das Radeln durch mit Vogelgezwitscher erfüllte Landschaften tatsächlich nur Kitsch; so aber unterstützen sich beide Elemente gegenseitig. Denn all die überbordende Romantik, die einem die Inszenierung entgegenschleudert, macht ja nur deutlich, wie man die erste Liebe eben empfindet. Alles ist bunter, leuchtender, intensiver.
Realistische Darstellung einer komplizierten Liebe
Young Hearts exerziert die Stationen einer typischen Teenager-Liebesgeschichte durch. Es ist natürlich offensichtlich, dass es sich hier um kein klassisches heterosexuelles Liebespaar handelt. Dennoch erfreut, wie wenig der Film diese Tatsache in den Vordergrund stellt. So gibt es auch keinen Antagonisten im Film, der gegen die Beziehung zwischen Elias und Alexander wäre. Ganz im Gegenteil wird Elias stets nur dazu ermutigt, seine Gefühle für Alexander zu leben, wenn er sie anderen Personen gegenüber offenbart. Einzig vom Vater fühlt er sich eine Weile nicht gesehen, da dieser nur an seine Sängerkarriere denkt, ohne darauf zu achten, was in seinem Sohn vorgeht.
Tragik wird in die Geschichte dadurch gebracht, dass Elias leider den Drang verspürt, seine Gefühle geheim halten zu müssen und auch Alexander irgendwann von sich stößt. Dass er teilweise noch ein Kind ist und all diese Gefühle für ihn noch neu und manchmal verstörend sind, macht die Situation für ihn noch schlimmer. Wenn man mit jahrzehntelanger Erfahrung auf diese Lebensphase zurückblickt, scheint die Bedeutung dieser Teenager-Probleme zwar gering. Für Elias – wie alle anderen in seinem Alter – geht es allerdings um alles! Genau dieses Gefühlschaos aus Anziehung, Faszination und Verwirrung macht der Film hervorragend deutlich. Aus Blicken, Gesten und einem generell natürlichen Schauspiel aller seiner Darsteller und Darstellerinnen sowie betörend schönen Bildern hat Anthony Schatteman ein Liebesdrama geformt, das die Gefühle von 14-jährigen ernst nimmt und realistisch darstellt.
OT: „Young Hearts“
Land: Belgien, Niederlande
Jahr: 2024
Regie: Anthony Schatteman
Drehbuch: Anthony Schatteman
Musik: Ruben De Gheselle
Kamera: Pieter Van Campe
Besetzung: Lou Goossens, Marius De Saeger, Geert Van Rampelberg, Emilie De Roo, Dirk Van Dijck
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