Avatar Herr der Elemente Sammelband 1 Das Versprechen
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Avatar: Der Herr der Elemente – Sammelband 1: Das Versprechen

Avatar Herr der Elemente Sammelband 1 Das Versprechen
„Avatar: Der Herr der Elemente – Sammelband 1: Das Versprechen“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2020

Inhalt/Kritik

Hinweis: Avatar – Der Herr der Elemente: Das Versprechen setzt die Handlung der Originalserie Avatar – Der Herr der Elemente im beinahe direkten Anschluss fort. Spoiler zu wesentlichen Handlungspunkten oder Wendungen, inklusive des Endes, können in dieser Besprechung daher nicht vermieden werden.

Im Impressum auf der Rückseite des Titelblattes wird als vollständiger Name der vorliegenden Comic-Ausgabe Nickelodeon Avatar: Der Herr der Elemente Softcover Sammelband 1: Das Versprechen genannt. Der generellen Einheitlichkeit und vor allem der Lesbarkeit wegen wurde sich hier für eine vereinfachte Schreibweise entschieden. „Sammelband 1“ suggeriert die Existenz weiterer Sammelbände. Tatsächlich wurde das Franchise seit 2006 um mehrere Comics erweitert, wobei die Bände Das Versprechen 1-3 (2012 in den USA erschienen, 2013 in Deutschland) zum ersten Mal die Handlung fortsetzten und als eine Art vierte Staffel, zumindest aber als Kanon angesehen werden. Weitere Teile wurden ebenfalls oft in drei Bänden veröffentlicht und später dann zu Sammelbänden zusammengefasst. „Softcover“ verweist auf den Unterschied zur Premium-Version. Die gibt es von den Sammelbänden nämlich auch. Sie ist mit 39,80 Euro nicht nur deutlich teurer, sondern liefert zwischen den größeren Buchdeckeln des Hardcovers auch einiges an Zusatzmaterial.

Gelungene Fortsetzung

Wer sich nur für die Story interessiert, den Comic auch bequem unterwegs lesen oder schlicht nicht so viel Geld ausgeben möchte, kann ruhigen Gewissens zu der knapp 15 Euro günstigeren Softcover-Ausgabe greifen. Was die reine Handlung angeht, ist der Inhalt natürlich identisch. Wann genau sie hier einsetzt, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. An sich ist der Einstieg schon ein direkter Anschluss an das Finale der Animationsserie. Die Haupthandlung des Comics beginnt dann nach einem Zeitsprung ein Jahr später.

Zunächst gibt es das bekannte Intro, das Fans der Serie trotz der Präsentation als geschriebener Text direkt im Ohr klingt. Doch nicht nur das reine Wiedergeben des bereits Vorhandenen ist vertraut. Das Umwandeln der animierten Figuren in eine unbewegte Form ist gestalterisch und charakterlich gelungen. Obwohl sie in ein anderes Medium übertragen wurden, lassen sich die Vorbilder einwandfrei erkennen. So ist der Comic nicht nur eine offizielle Fortsetzung der Animationsserie, er funktioniert soweit das möglich ist auch als solche.

Möglichkeiten und Einschränkugen

Das Bildformat der Animationsserie war 4:3. Die Schöpfer Michael Dante DiMartino und Bryan Konietzko holten alles aus diesem Format heraus, sorgten mit ihrer Bildgestaltung dafür, dass Filmemacher sich hier einiges abschauen konnten. In einer Serie kann das Format mit der Zeit an sich geändert werden, wenn sie beispielsweise wie Die Simpsons so lange läuft, dass ein neues Format das bisher etablierte im Zuge des technischen Fortschrittes ablöst. Innerhalb einer Staffel oder gar einer Folge passiert das jedoch in den seltensten Fällen, wenn überhaupt könnte nur eine künstlerische Entscheidung als Grund dafür herangezogen werden.

Panels in einem Comic folgen hingegen keiner so starren Vorgabe. Avatar – Der Herr der Elemente: Das Versprechen nutzt die Möglichkeiten des Mediums, lässt die Panelmaße und -flächen unterschiedlich groß ausfallen, je nachdem, was der Bildinhalt gerade verlangt. Anders als die Bilder in Avatar – Der Herr der Elemente: Vermächtnis vermitteln diese hier stellenweise den Eindruck, sie seien direkt aus der Serie entnommen. Bei den Actionszenen macht sich dann doch die Limitierungen des starren Bildes bemerkbar, in der Serie waren sie besser umgesetzt.

Stimmungsvolle Bildsprache

Insgesamt gibt es hier aber wenig zu beanstanden. Avatar – Der Herr der Elemente: Das Versprechen nutzt auch die Bildsprache, um zu erzählen. Auf dem Rücken des fliegenden Himmelsbisons Appa bittet Feuerlord Zuko Aang zu Beginn um das titelgebende Versprechen, ihn zu töten, sollte er böse werden. Diese Szene findet bei Nacht statt, die Bevölkerung zündet am Boden ein Feuerwerk. Während der Himmel hell erleuchtet ist, bleibt es um Aang und Zuko herum dunkel. Nachdem dem Avatar das folgenschwere Versprechen abgerungen wurde, bleibt im rechten Teil des Bildes der Himmel um Appa herum weiter düster, während links fröhlich das Feuerwerk abbrennt. Der Kontrast ist perfekt eingefangen. Der Dialog alleine hätte uns alles Wissenswerte hier mitgeteilt, doch die Bildsprache erzählt uns erst richtig von einem, der eine dunkle Seite in sich trägt, und befürchtet, ihr nicht entkommen zu können.

Während die Serienschöpfer wohl ein Auge darauf hatten, dass alles in ihrem Sinne abläuft, stammt die Geschichte an sich von Gene Luen Yang, der ein paar Jahre zuvor die Vorlage für American Born Chinese veröffentlichte. Sie fügt sich nahtlos in das Avatar-Universum ein, weshalb sich Fans hier durchaus fühlen können, als würden sie das Storyboard für die vierte Staffel lesen. Die Bilder stammen von Gurihiru, einem japanischen Duo, das sich aus der Zeichnerin Chifuyu Sasaki und der Koloristin Naoko Kawano zusammensetzt.

Zwischen Ernst und Spaß

Das alles fühlt sich aber nicht nur der Präsentation wegen authentisch an. Auch thematisch wird sich treu geblieben. Die Animationsserie behandelte schwere Themen in einer Weise, die sie auch für Kinder geeignet machten. Der vorliegende Comic nimmt sich den Kolonialismus beziehungsweise dessen Spätfolgen vor, an sich also auch nicht unbedingt das kinderfreundlichste Sujet. Er geht interessanten Fragen nach, denn die Unterdrücker zu besiegen ist ja eine Sache, aber was kommt dann? Die Feuernation zieht sich aus dem Gebiet des Erdkönigreichs zurück, aber was ist mit denen, die lange nach Beginn des Hundertjährigen Krieges hier aufgewachsen sind? Die gar nichts anderes kennen? Die überhaupt nicht „zurück“ ins Gebiet der Feuernation wollen, weil es gar nicht das ihre ist – obwohl sie sich fraglos als der Feuernation zugehörig ansehen. Der Krieg ist vorüber, doch neue Konflikte verhindern den Frieden.

Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas versäumt es Avatar – Der Herr der Elemente: Das Versprechen nicht, den typischen Humor zu liefern. Gerade Sokka sorgt mit seiner Art wieder einmal für Lacher, aber auch Toph stellt mehrfach unter Beweis, wieso sie so viele Fans unter den Zuschauern und nun wohl auch Lesern hat. Die Nebenhandlungen kommen ebenfalls nicht zu kurz. So müssen sich Tophs Schüler beispielsweise Feuernbändigern stellen, damit diese ihre Schule fürs Metallbändigen behalten kann. Währenddessen ärgert sich Katara über Aangs weibliche Fans, die ihm zu nahe rücken.

Hei-Won, Co-Präsidentin und Mitbegründerin des Fanclubs, redet etwas seltsam. Das ist prinzipiell natürlich gewollt, in der deutschen Version wirkt es aber so, als wäre da ein bestimmter Sprachduktus etwas unglücklich aus dem Englischen übertragen worden. Druckfehler in der deutschen Version bleiben im Comic leider nicht aus. Ob hier ein Buchstabe zu viel oder dort einer zu wenig, es kommt vielleicht nicht allzu oft vor, aber ist nun einmal ein ähnliches Ärgernis wie ein Anschlussfehler in einem Film – nur dass es hier eigentlich einfacher zu vermeiden sein sollte.

Credits

OT: „Avatar: The Last Airbender – The Promise Omnibus“
Land: USA
Jahr: 2020
Text: Gene Luen Yang
Zeichnungen: Gurihiru
Vorlage: Michael Dante DiMartino, Bryan Konietzko

Bilder

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Avatar: Der Herr der Elemente – Sammelband 1: Das Versprechen
Fazit
Der Softcover Sammelband Avatar - Der Herr der Elemente: Das Versprechen vereint die ursprünglich in drei Bänden veröffentlichte Geschichte selben Titels in einem Comic. Da die Geschichte beinahe direkt ans Finale der Animationsserie anschließt, können Neulinge sich ihn zwar gerne bereits zulegen, sollten die Rezeption aber hintenanstellen. Fans der Serie finden hier eine würdige Fortsetzung, die dem Original derart treu bleibt, dass der Medienwechsel beinahe für den einzigen Unterschied sorgt.
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4.5