Viele Jahre lang hat Thomas Wellmann (Wotan Wilke Möhring) als leitender Elektroingenieur bei den Stadtwerken eines kleinen Orts bei Köln gearbeitet. Doch das ist nun vorbei, mit Mitte fünfzig wird er entlassen, eine KI soll in Zukunft seine Arbeit übernehmen. Wie es nun mit ihm weitergehen wird, weiß er noch nicht genau. Das soll sich zeigen. Gerade als er, seine Frau Eva (Jördis Triebel) und die beiden Töchter Paula (Daria Vivien Wolf) und Jenny (Josefine Keller) mit ihm anstoßen wollen, kommt es zu einem größeren Stromausfall. Zwar kann Thomas die Sache richten, sehr zum Ärger der Stadtwerke. Doch das weckt in ihm den Wunsch, seine Familie besser für den Ernstfall vorbereiten zu wollen. Mit dem Afghanistan-Veteranen und überzeugten Prepper Peter Leschke (Hannes Wegener) findet er einen Seelenverwandten, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht …
Der Weltuntergang kann kommen
Es gibt Menschen, die ja grundsätzlich immer vom Schlimmsten ausgehen und überall nur Gefahren wittern. Während die meisten dieser Menschen sich aber darauf beschränken, die Worst-Case-Szenarien zu erwarten, wollen andere sich darauf vorbereiten. Prepper werden sie genannt, legen sich Jahresvorräte an Nahrungsmitteln an, bauen Schutzräume oder unterirdische Bunker, um auch ja für jede Katastrophe gewappnet zu sein. In Filmen und Serien werden solche Leute immer mal wieder thematisiert, gern als schrullige Nebengestalten. Aktuell wird in Das Signal eine ältere Schwarzmalerin zur wichtigen Unterstützung im Kampf gegen eine Verschwörung. Beim Krimi Inspector Barnaby: Weltuntergang für einen Prepper nahm man das hingegen mit Humor. Und auch bei Blackout bei Wellmanns soll vor allem Komik zum Einsatz kommen.
Das heißt nicht, dass nicht auch ernste Themen angesprochen werden. So beginnt die Geschichte damit, dass jemand durch eine künstliche Intelligenz ersetzt wird. Viel aktueller als das geht es nicht, entsprechende Ängste sind weit verbreitet, mal mehr, mal weniger gerechtfertigt. Blackout bei Wellmanns kritisiert diese Technikhörigkeit auch, als es zum Ernstfall kommt und die die Leute in den Stadtwerken überhaupt nicht mehr wissen, wie die Maschinen funktionieren, und deshalb beim akuten Blackout untätig herumsitzen. Zumindest anfangs scheint die Absicht zu sein, diese Entwicklung zu kritisieren. Später spielt dieser Aspekt aber irritierenderweise keine Rolle mehr. Er wird völlig fallengelassen, um sich stattdessen über Prepper lustig zu machen.
Ernste Themen, alberner Humor
So ganz überzeugt der Wechsel nicht. Es ist nicht ersichtlich, welches Konzept Regisseur und Co-Autor Leo Khasin (Das Unwort) hiermit verfolgt, sofern er überhaupt eins hat. Das heißt aber nicht, dass man bei diesem Herumirren nicht auch seinen Spaß haben könnte. Zwischendurch sind da schon immer mal wieder amüsante Momente, bei denen Blackout bei Wellmanns die Leute genüsslich aufs Korn nimmt. Grundsätzlich sind die Fragen, die hier immer mitschwingen, auch nicht verkehrt. Gerade das Thema, inwieweit wir für Ernstfälle gewappnet sind, ist relevant. Wie viel sollte die Gesellschaft für Notfälle investieren? Was muss die Bevölkerung selbst abdecken können? Offizielle Empfehlungen gibt es natürlich. Tatsächlich sind die meisten aber schon damit überfordert, ein paar Tage ohne Strom auszukommen.
Anstatt sich aber konkret damit auseinanderzusetzen, gibt es zum Teil schrecklich banale Witze. Die Szene um einen Magic Mushroom im Wald hätte beispielsweise wirklich nicht sein müssen, das ist schon sehr beliebig. Gleiches gilt für die Töchter: Die eine ist Influencerin, die andere Aktivistin. Austauschbarer geht es kaum noch. Überhaupt bleibt von Blackout bei Wellmanns nicht so wahnsinnig viel zurück, nach einem vielversprechenden Einstieg plätschert es lange vor sich hin. Das ist schade, weil da doch einiges mehr drin gewesen wäre und zumindest an manchen Stellen das Potenzial aufgezeigt wird. Nett ist das Ergebnis schon. Aber eben nicht mehr als das.
OT: „Blackout bei Wellmanns“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Leo Khasin
Drehbuch: Fred Breinersdorfer, Leo Khasin, Katja Röder
Musik: Mario Grigorov
Kamera: Hendrik A. Kley
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Jördis Triebel, Hannes Wegener, Daria Vivien Wolf, Josefine Keller
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