Der Schock ist groß, als der erfolgreiche französische Biathlet Abel Guérin (Loyan Pons de Vier) erschossen auf dem Trainingsgelände gefunden wird. Wer könnte ihm das nur angetan haben? Capitaine Awa Sissako (Mariama Gueye), eine junge Polizistin aus Grenoble, wird in das kleine Dorf in den Alpen geschickt, um dort die Antwort zu finden. Gemeinsam mit Lieutenant Achille Salvi (Nicolas Gob) geht sie den Spuren nach und fühlt sich dabei vor allem mit Justine Guérin (Elisa Erka) verbunden, der Schwester des Toten, hat sie doch selbst ihren Bruder verloren. Die Ermittlungen gestalten sich dennoch schwierig. Nicht nur, dass es mehrere Fährten, aber kaum konkrete Beweise gibt. Die Menschen vor Ort sind zudem stark miteinander verbandelt und haben ihre dunklen Geheimnisse …
Klassische Mördersuche aus Frankreich
Neben den unzähligen eigenen Krimiproduktionen holt das ZDF immer mal wieder auch welche aus dem Ausland zu uns. Meistens stehen dann Reisen nach Großbritannien oder Skandinavien auf dem Programm. Zuletzt gab es beispielsweise Annika: Mord an Schottlands Küste, bei dem sich alles um Verbrechen in Gewässern drehte, und die schwedisch-dänische Coproduktion Iris – Die Wahrheit um eine traumatisierte Polizistin, die einem alten Fall nachgeht. Mit Capitaine Sissako – Tod in den Alpen steht nun ausnahmsweise wieder eine französische Serie auf dem Programm. Wobei die Nationalität eher von geringer Bedeutung ist, dafür sind die einzelnen Bestandteile zu universell. Man darf auch sagen austauschbar, wenn man zuweilen das Gefühl hat, dass eine Checkliste abgearbeitet wurde.
So gibt es hier einen Hauptfall, der über vier 45-minütige Folgen hinweg gelöst werden muss. Die Serie folgt dabei dem klassischen Whodunnit-Prinzip, wenn auf eine Leiche mehrere Verdächtige kommen. Ein kleiner Unterschied ist, dass Capitaine Sissako – Tod in den Alpen bei den Motiven knausert. Oft hat man von Anfang an eine Reihe von Leuten, die alle einen Grund hatten, das Verbrechen zu begehen. Hier steht man vor einem Rätsel, wenn zwar immer mehr Geheimnisse ans Tageslicht kommen, die aber nicht zwangsläufig mit dem Fall zusammenhängen. Immer mal wieder ist die Serie mehr Drama als Krimi. Hätte es beispielsweise unbedingt mal wieder eine traumatische Vorgeschichte der Polizistin gebraucht, die sich in dem Mord an dem Sportler spiegelt?
Atmosphärisch und tragisch
Das führt dann auch dazu, dass die Ermittlung nicht so wirklich vom Fleck kommt. Das soll aber nicht heißen, dass zwischendurch nichts geschieht. Beispielsweise wird es nicht bei dieser einen Leiche bleiben, die entsprechende Szene gehört zu den spannendsten Momenten überhaupt. Auch zum Schluss hin gibt es einige Passagen, die Eindruck hinterlassen. Man kann sich zwar über die Glaubwürdigkeit der Auflösung streiten, gut inszeniert ist das aber schon. Zumal Capitaine Sissako – Tod in den Alpen auch an der Stelle tragisch wird. Wo man bei den meisten Krimis mit einem Gefühl der Befriedigung alles abschließt, nachdem die Wahrheit auf dem Tisch liegt, da bleibt das hier aus. Im Nachhinein ist man nicht einmal sicher, ob man die Wahrheit wirklich wissen wollte.
Eine Stärke ist zudem das Setting. Dass die französischen Alpen ein wunderbarer Hintergrund für Mörderjagden sind, ist bekannt. Who Killed Marilyn? und Schwarz wie Schnee haben das beispielsweise bewiesen. Wenn wir uns hier abwechselnd durch den blendenden Schnee und düstere Orte bewegen, ist das schon atmosphärisch. Da treffen stimmungsvolle Aufnahmen auf menschliche Abgründe. Schauspielerisch passt das auch. Aufgrund der diversen Klischees reicht es bei Capitaine Sissako – Tod in den Alpen nur fürs solide Mittelfeld. Wem das genug ist, kann aber rund drei Stunden lang rätseln und bibbern. Gesehen haben muss man das nicht. Als Alternative zu den deutschen Krimis in Dauerschleife ist der Ausflug in die Berge aber nicht verkehrt.
OT: „Le Meilleur d’entre nous“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Floriane Crépin
Drehbuch: Lucie Prost, Aurélia Morali, Isabel Sebastian
Musik: Emilien Levistre, Xiaoxi Levistre
Kamera: Olivier Guarguir
Besetzung: Mariama Gueye, Nicolas Gob, Bruno Debrandt, Elisa Erka, Gauthier Battoue, Marilyn Lima, Alain Bouzigues, Marie Matheron, Loyan Pons de Vier, Théo Costa-Marin, Julien Drion, Margaux Lenot, Benoît Michel
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