Chantal im Märchenland
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Chantal im Märchenland

Chantal im Märchenland
„Chantal im Märchenland“ // Deutschland-Start: 28. März 2024 (Kino) // 22. August 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die Schule hat Chantal (Jella Haase) zwar einigermaßen hinter sich gebracht. Sehr viel weiter ist sie seither aber nicht gekommen. Während ihre beste Freundin Zeynep (Gizem Emre) sich darum bemüht, einen Ausbildungsplatz in einer Anwaltskanzlei zu bekommen, träumt Chantal davon, als Influencerin groß rauszukommen – mit gerade einmal 349 Followern ist sie aber weit davon entfernt. Ihre einzige Hoffnung ist nun, mit einem selbst gedrehten Video für eine Kaugummimarke von einer Agentur genommen zu werden. Noch bevor es so weit ist, treten die beiden aber durch einen magischen Spiegel, der sie in ein Märchenland bringt. Dort trifft sie auf die Hexe Sansara (Nora Tschirner), die sie mit einem Fluch belegen will, aber auch auf den wackeren Prinzen Bosco (Max von der Groeben) und den einfachen Aladin (Mido Kotaini) …

Die prollige Ex-Schülerin auf Abwegen

Es war schon ein richtiges Phänomen, als Fack ju Göhte 2013 in die Kinos kam. Klar, ein Hit war schon eingeplant. Nicht aber, dass am Ende mehr als 7 Millionen Menschen in die Kinos gehen würden. Berauscht von dem Erfolg folgten deshalb in kurzer Zeit zwei weitere Teile rund um den unkonventionellen Lehrer Zeki Müller, der eigentlich Bankräuber ist, sich nun aber um hoffnungslose Schüler und Schülerinnen kümmern muss. Die hohe Produktivität schadete nicht. Fack ju Göhte 2 lockte 2015 noch einmal etwas mehr Besucher und Besucherinnen an, Fack Ju Göhte 3 brachte es 2017 immerhin noch auf etwas mehr als sechs Millionen. Insofern wundert es nicht wirklich, wenn die Beteiligten daran interessiert waren, die Reihe fortzuführen. Mit Chantal im Märchenland erscheint nun einige Jahre später deshalb doch noch ein weiterer Film.

Wobei es sich nur bedingt um eine Fortsetzung handelt. So tauchen zwar ein paar der bekannten Figuren wieder auf. Anstatt aber das junge Ensemble, das inzwischen über 30 ist, noch einmal als Schulklasse verkaufen zu wollen, machte Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin, der schon für die drei richtigen Filme zuständig war, aus dem Spin-off etwas ganz anderes. Der spöttische Ton ist dabei geblieben. Bei Chantal im Märchenland sind es aber eben nicht die Schule und die Leute, die dort unterwegs sind, die aufs Korn genommen werden. Stattdessen nimmt sich der Filmemacher bekannte Märchen vor, wenn er das Tor zwischen den zwei Welten öffnet. Neu ist dieser Einfall natürlich nicht, solche Grenzüberschreitungen gab es früher schon. Die Serie Die Märchenbraut genießt Kultstatus.

Auf der Suche nach dem Witz

Vor allem aber Verwünscht bietet sich als Vergleich an. Dort war es eine Märchenprinzessin, die in die reale Welt gezaubert wird. Hier ist der Weg umgekehrt, wenn aus einer Plattenbau-Göre eine Prinzessin wird. Dass das nicht zusammenpasst, weiß Dagtekin natürlich. Das ist sogar das Konzept des Films, wenn er mit einem Fish-out-of-Water-Humor arbeitet. Chantal macht alles anders, kann mit vielem nichts anfangen und verhält sich wie ein Elefant im Porzellanladen. Das klang gut, ist es aber leider nicht. Über weite Strecken ist Chantal im Märchenland sogar quälend unkomisch, wenn im Minutentakt lauter bemühte Witze durch die Gegend geschleudert werden, mit einer schockierend geringen Trefferquote. Schon die beiden Fortsetzungen von Fack Ju Göhte hatten damit zu kämpfen, dass die Witze sehr schwach waren. Hier wird es kaum besser. Der Film will zwar subversiv ein, hat aber nicht die notwendigen Einfälle dafür.

Etwas besser sieht es aus, wenn sich Dagtekin von seiner ernsten Seite zeigt. Während es zunächst danach aussieht, als handele sich hierbei lediglich um eine knallbunte Krawallkomödie, wird im weiteren Verlauf klar, dass sich Chantal im Märchenland gesellschaftlich äußern will. Das wichtigste Thema ist, dass Frauen sich von den klassischen Rollen emanzipieren, wie sie auch, aber nicht nur, in Märchen vorgelebt werden. Chantal darf ebenso wie einige andere am Hof lernen, dass sie für sich selbst einstehen darf und keinen Mann braucht, der sie rettet. Und als wäre das nicht schon genug, ist der Film auch ein Plädoyer für mehr Diversität, kämpft gegen Vorurteile an und gibt dem Publikum mit auf den Weg, dass Beliebtheit nett, aber unwichtig ist. Wichtiger als Follower und anonyme Popularität sei es, Menschen um einen zu haben, die für einen da sind und für die man selbst da sein kann.

Überraschend aufwendig

Das ist ebenso wenig subtil wie der Humor, da wird schon mit dem haushohen Holzhammer hantiert. Aber es ist doch sympathisch, führt zu einigen netten Szenen – vor allem, wen Chantal sich von der anfänglichen Karikatur wegbewegen darf. Diese stärker gesellschaftliche Ausrichtung ist aber nicht das einzige, das überrascht. Auch der Aufwand, der betrieben wurde, ist mehr, als die meisten erwartet haben dürften. Da wurde schon einiges in das Setting und die Ausstattung investiert. Die Spezialeffekte können sich auch sehen lassen, meistens zumindest, die gelegentlich weniger gelungenen Elemente sind eh nur kurz zu sehen. Das Gleiche gilt glücklicherweise für das sehr dreiste Product Placement, wenn Chantal im Märchenland zu einer reinen Werbeveranstaltung wird, was angesichts der Kommerzkritik etwas verlogen ist. Zu bemängeln gibt es also einiges bei dem Wiedersehen. Für einen Hit könnte es trotzdem reichen, zumal man etwas Vergleichbares vom deutschen Kino nicht zu sehen bekommt.

Credits

OT: „Chantal im Märchenland“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Bora Dagtekin
Drehbuch: Bora Dagtekin
Musik: Eimear Noone
Kamera: Christian Rein
Besetzung: Jella Haase, Gizem Emre, Max von der Groeben, Mido Kotaini, Maria Ehrich, Nora Tschirner, Frederick Lau, Alexandra Maria Lara, Maria Happel, Elena Uhlig, Cooper Dillon, Ben Felipe

Bilder

Trailer

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Chantal im Märchenland
fazit
Jahre nach dem dritten Teil von „Fack Ju Göhte“ gibt es in „Chantal im Märchenland“ noch einmal ein Wiedersehen, auch wenn das Spin-off wenig mit dem Original gemeinsam hat. So versucht man sich hier an einem Fish-out-of-Water-Humor, wenn die prollige Möchtegern-Influencerin auf einmal Prinzessin in einer Märchenwelt ist. Lustig ist das nur selten, dafür gibt es erstaunlich viele gesellschaftliche Bekenntnisse und Predigten. Und auch der Aufwand bei Setting und Ausstattung ist beachtlich.
Leserwertung24 Bewertungen
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von 10