Der dritte Gast
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Der dritte Gast

„Der dritte Gast“ // Deutschland-Start: 7. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die Verliebtheit sieht man Eva und Arthur (Merle Peters-Moorhouse und Tom-Fabian Hoffmann) schon von weitem an. Um sich einen romantischen Urlaub zu gönnen, fernab ihrer Heimat, haben die beiden sich ein Zimmer in einer Berliner Jugendherberge gemietet. Die Herberge ist nicht gerade die beste Adresse, doch das stört die beiden Verliebten nicht. Da verhält es sich schon anders mit dem merkwürdigen Rezeptionisten Viktor (László Nagy), der ihnen ihren Zimmerschlüssel übergibt und sie auf die Hausordnung hinweist, die es strengstens zu befolgen gilt. Vor allem aber dürfen sie nicht das „Schwedische Zimmer“ betreten, was er ihnen mehrmals sagt. Später, als Eva und Arthur dabei sind, sich etwas zu essen zu machen, kehrt er zurück, um ihnen von einem tragischen Unglück zu berichten, das sich vor 30 Jahren in der Herberge zutrug. Nur wenige Meter von ihnen wurde ein junger Mann tot aufgefunden.

Während sich Viktor nun endlich zurückzieht, um mit einem anderen Gast (Sebastian Kolb) eine Partie Schach zu spielen, beschließen Eva und Arthur sich nun den romantischen Abend zu machen, den sie sich versprochen hatten. Nun aber kommt ihnen die Herberge noch unheimlicher vor als vorher. Seltsame Geräusche, flackerndes Licht und merkwürdige Erscheinungen deuten darauf hin, dass sich noch jemand bei ihnen befindet. Als sie dem Ursprung der Geräusche auf den Grund gehen wollen, wird alles nur noch seltsamer.

Ein Mann, der Experimente mag

In einem Interview anlässlich der Premiere seines Filmes Das Böse im Wald sagte Regisseur und Autor Malte Wirtz, dass ihm eigentlich daran gelegen sei, den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Während der Dreharbeiten oder anderen Phasen der Produktion entwickeln Geschichte und Figuren ein Eigenleben, Wirtz beginnt zu experimentieren und landet letztlich in einem ganz anderen Genre. Diese Freiheit findet man vor allem im deutschen Kino selten, denn der Mainstream-Film geht lieber auf Nummer sicher als etwas zu wagen. In seinem neuen Film Der dritte Gast kann man ähnliche Experimente vorfinden, denn die Mischung aus Horrorfilm, Thriller und Mystery versucht eine ganze Palette unterschiedlicher Stimmungen abzubilden. Künstlerisch und ästhetisch finden sich ein paar ganz gute Momente, aber das Gesamtbild ist leider dennoch durchwachsen.

Wenn sich Figuren außerhalb ihres gewohnten Raumes bewegen, können Spannung und Angst entstehen. Die beiden Hauptfiguren wollen ihre neue Heimat in der Liebe zueinander finden, ohne zu ahnen, dass genau diese Gefühle, gepaart mit Verlustängsten, sie noch angreifbarer für die Mächte machen, denen sie in der Herberge begegnen. Wie Blaubart mutet der seltsame Rezeptionist an, der sie mehrfach davor warnt, sich nicht außerhalb des ihnen zugewiesenen Zimmers, der Küche und des Gemeinschaftsbads zu bewegen, doch natürlich führt ein solches Verbot genau zum Gegenteil. Vom ersten Moment an merkt man als Zuschauer, dass an diesem Ort etwas nicht stimmt und sieht die Warnungen, welche das turtelnde Pärchen zunächst gar nicht bemerkt und so in die Falle tappt. Anstatt jedoch auf die bekannten Mittel des Genres zu setzen, legt Wirtz Wert auf Atmosphäre, etwa durch stimmige Bildkonstruktionen oder den Einsatz von Filmmusik, was besonders im Finale zu ein paar sehr interessanten Momenten führt.

„Ich habe das Spiel vermisst.“

Jedoch können ein paar interessante formale Ansätze nicht darüber hinwegtäuschen, dass nie wirklich Spannung aufkommen will. Die Parallelen zu Werken wie Shining oder gar Oldboy sind mehr als deutlich zu sehen, doch wirklich konkret wird der Film eigentlich zu keiner Zeit. Vielmehr irren die Figuren durch die Zimmer und den weiten Flur der Jugendherberge, es kommt hier und da zu ein paar für sie verstörenden Momenten, aber es wäre auch dramaturgisch interessanter zu betrachten, was der Ursprung dieser Angst und Verstörung denn ist. Da hilft es leider auch nicht, dass die Dialoge oft sehr ungelenk und redundant wirken. Die ganze Zeit wird von dem mysteriösen anderen Gast von einem „Spiel“ geredet, aber dies scheint nur eine von vielen Finten zu sein, denen der Zuschauer nach einer Weile leid ist zu folgen. Stattdessen setzt Langeweile ein, sodass sich Der dritte Gast trotz seiner recht übersichtlichen Laufzeit doch sehr zieht.

Credits

OT: „Der dritte Gast“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Malte Wirtz
Drehbuch: Malte Wirtz, Jonathan Linneberg
Musik: Lukas Steinberg
Kamera: Thomas Schinz
Besetzung: Tim-Fabian Hoffmann, Merle Peters-Moorhouse, Sebastian Kolb, László Nagy

Bilder

Trailer

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Der dritte Gast
fazit
„Der dritte Gast“ ist eine Mischung aus Horrorfilm, Mystery und Thriller. Künstlerisch durchaus ambitioniert, ist Malte Wirtz’ Film leider in Aspekten wie den Dialogen und dem Spannungsaufbau eher Durchschnitt und ist besonders in den letzten 20 Minuten sehr zäh.
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