La zizanie Der Querkopf
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Der Querkopf

Best of Louis de Funes
„Der Querkopf“ // Deutschland-Start: 16. März 1978 (Kino) // 16. November 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Wenn er sich nicht gerade als Bürgermeister um das Wohl der Bürger und Bürgerinnen kümmert, ist Guillaume Daubray-Lacaze (Louis de Funès) als Unternehmer tätig. Damit ist er erfolgreich, von den Einnahmen konnte er sich und seiner Frau Bernadette (Annie Girardot) ein richtig schönes Zuhause schaffen, ein riesiges Gewächshaus inklusive. Und das ist nur der Anfang, denn er hat ein dickes Geschäft an Land gezogen. Gleich 3.000 Exemplare seiner Rauchvernichtungsmaschine hat er an die Japaner verkauft. Die Sache hat nur einen Haken: Diese Maschinen müssen noch gebaut werden, und das schnell. Dafür fehlen aber die Kapazitäten, es braucht neue Angestellte, auch die Fabrik muss erweitert werden. Als dafür jedoch der Platz fehlt, bleibt Daubray-Lacaze nichts anderes übrig, als die eigene Villa zur Fabrik umzuwandeln – sehr zum Ärger seiner Gattin …

Die Arbeit ist überall

Dass die Grenzen zwischen dem Privaten und dem Beruflichen fließend sind, ist eine Erfahrung, die vielen vertraut sein dürfte. Da werden im Urlaub noch einmal E-Mails gecheckt, am Arbeitsplatz werden Freundschaften geschlossen, spätestens durch Homeoffice werden selbst die eigenen vier Wände zum Büro umfunktioniert. Für Selbständige gilt das sowieso, die einzelnen Bereiche des Lebens lassen sich kaum voneinander trennen. Aber das ist alles noch nichts im Vergleich zu dem, was in Der Querkopf veranstaltet wird. Dort geht es schließlich um mehr als E-Mails oder Ordner, die im Wohnzimmer herumliegen. In dem Film verwandelt sich eine Villa zunehmend in eine Fabrik, wenn jeder Raum Maschinen beinhaltet oder Leute ihrer Arbeit nachgehen, selbst im Schlafzimmer oder der Küche.

Eine wirkliche Aussage zu dem Thema Leben und Arbeit oder auch dem Siegeszug des Kapitalismus wird damit aber nicht getroffen, man verfolgt keine ernsthaften gesellschaftlichen Absichten. Vielmehr wollte Regisseur und Co-Autor Claude Zidi (Brust oder Keule, Die Bestechlichen) mit seinem Film in erster Linie unterhalten. Zu dem Zweck setzt er auf eine kontinuierliche Eskalation, die mit der Zeit bis ins Absurde übersteigert wird. Die ersten Grenzüberschreitungen lassen sich noch verschmerzen. Mit der Zeit dominieren in Der Querkopf aber die Fabrikarbeiten derart stark das Geschehen in der Villa, dass keine Rückzugsorte mehr existieren. Man muss im Schlafzimmer die Betten schon suchen. Die Natur, symbolisiert durch den Wintergarten, in dem Bernadette mühselig ihr Gemüse hochgezogen hat, hat sowieso keinen Platz mehr. Alles wird dem Wirtschaften unterstellt.

Zwischen Ehekrach und gut gelauntem Chaos

Ein anderes potenziell gesellschaftliches Thema, welches Zidi und sein Drehbuchteam streifen, betrifft Geschlechterbilder. So geht es streckenweise auch um das Verhältnis der beiden Eheleute. Sie ist die typische Ehefrau, darf sich zu Hause um Einrichtung und Garten kümmern, anfangs auch die Geisha spielen, um die Kunden zu gewinnen. Ein Mitspracherecht hat sie hingegen nicht. Ein Nebenstrang von Der Querkopf behandelt dann auch ihren Kampf darum, selbst etwas sagen zu dürfen, was zu einer politischen Konkurrenzsituation führt. Wo steht schließlich geschrieben, dass es einen Bürgermeister geben muss und es nicht einmal eine Bürgermeisterin sein kann? Aber auch in der Hinsicht sind die Ambitionen des Films eher gering. Wo es beispielsweise bei Das Schmuckstück zu einer echten Veränderung kam, wird die Möglichkeit hier nur als Witz genutzt.

Anspruchsvoll ist das Ergebnis sicherlich nicht. Auch wenn es immer wieder Ansätze für mehr gibt, letzten Endes ist Der Querkopf eine Blödelkomödie, die ihren Spaß an gut gelauntem Unsinn hat. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Louis de Funès zeigt sich in einem seiner letzten Filme wieder als hibbeliger, ständig herumwuselnder Chaot, der in seiner Tollpatschigkeit schon einmal genüsslich einen Billardtisch auseinandernimmt. Das Publikum wurde davon nicht müde, zumindest in Frankreich sahen ihm dabei nach wie vor 2,8 Millionen Menschen im Kino zu. Das reicht dann nicht unbedingt, um daraus einen Klassiker zu machen, der Film steht eindeutig im Schatten anderer Filme mit dem französischen Komödianten. Aber man kann sich damit noch immer gut unterhalten, wenn man einmal rund anderthalb Stunden abschalten möchte.

Credits

OT: „La zizanie“
Land: Frankreich
Jahr: 1978
Regie: Claude Zidi
Drehbuch: Claude Zidi, Pascal Jardin, Michel Fabre
Musik: Vladimir Cosma
Kamera: Claude Renoir
Besetzung: Louis de Funès, Annie Girardot, Maurice Risch

Bilder

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Der Querkopf
fazit
„Der Querkopf“ zeigte Louis de Funès wieder in seiner Paraderolle als hibbeliger Chaot, dieses Mal spielte er einen Unternehmer, der seine Villa nach und nach in eine Fabrik umfunktioniert. Die gesellschaftlich relevanten Themen wie der zerstörerische Kapitalismus oder Geschlechterrollen werden nur gestreift. Im Mittelpunkt steht der Spaß am absurden Unsinn.
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