Als Karin Sonai (Alice von Lindenau), Teamleiterin einer Wiesbadener Versicherung, ermordet aufgefunden wird, mangelt es nicht gerade an Verdächtigen. Immer wieder kam es zu Konflikten, wenn sich die Versicherung vor den Zahlungen drückte und damit die eigenen Kunden und Kundinnen verärgerte. Zu diesen zählt auch der Tischler Jonas Clement (Isaak Dentler), der aufgrund eines Rückenleidens nicht mehr arbeiten kann und doch leer ausgehen soll, was zu einem heftigen Streit geführt hatte. Aber ist er deshalb auch der Täter? Oberstaatsanwalt Bernd Reuther (Rainer Hunold), Hauptkommissarin Julia Schröder (Anika Baumann) und Oberkommissar Alexander Witte (Jannik Mioducki) wollen dies herausfinden, schauen sich aber auch die Versicherung als solche genauer an …
Wieder etwas besser
Halbzeit bei Der Staatsanwalt. Acht Folgen soll die aktuelle 19. Staffel haben, bei der Hälfte sind wir nun angekommen. Dabei ist der Eindruck dieses Jahr durchwachsen. Nach dem enttäuschenden Einstieg Flussfahrt in den Tod wurde es bei der zweiten Episode Zu schön, um wahr zu sein wieder besser. Bei Tod eines Rebellen ging es dann aber wieder abwärts. Die Geschichte um einen ermordeten Klimaaktivisten blieb unter ihren Möglichen. Mit der neuen Folge Ein neues Leben geht es etwas nach oben. Beispielsweise versuchte man wieder, Schröder und Witte etwas Kontur zu geben, wenn sich Witte als Versicherungsfreak herausstellt. Oft hat die Serie das Problem, dass die beiden 2023 eingeführten neuen Hauptfiguren sehr blass sind und man sich keine Mühe gibt, ihnen eine Persönlichkeit zu verleihen. Hier passiert das, zumindest im begrenzten Maß.
Natürlich ist auch das Thema selbst dankbar. In den letzten Monaten hat es im Segment des deutschen Fernsehkrimis eine Reihe von Titeln gegeben, die sich mit den fragwürdigen Machenschaften von Unternehmen beschäftigten. Bei Tatort: Pyramide und Polizeiruf 110: Diebe ging es etwa jeweils um fragwürdige Investments. Bei Der Staatsanwalt: Ein neues Leben ist es nun eine Versicherung, die gern die Hand aufhält, um Menschen vor Schaden zu bewahren. Tritt der Schadensfall aber auf, will sie davon nichts mehr wissen. Dass das zumindest moralisch falsch ist, versteht sich von selbst. Die Folge betont das auch mehrfach. Gleichzeitig will sie Versicherungen nicht pauschal verdammen, sondern versucht zumindest an manchen Stellen zu zeigen, dass die Realität etwas komplexer ist. Beispielsweise weist Reuther darauf hin, dass das Verschweigen eines gesundheitlichen Problems tatsächlich ein valider Grund ist, Versicherungen nicht auszuzahlen.
Als Krimi wenig interessant
Der Krimipart ist hingegen enttäuschend. Grundsätzlich hätte man meinen können, dass die Praktiken des Unternehmens allein schon ausreichen sollten, um ein Mordmotiv zu konstruieren. Stattdessen werden diverse andere ausgepackt, die nicht so wirklich überzeugend sind. Bei einigen ist das einer Seifenoper näher, als es einem lieb sein kann. Gerade das Ende ist sehr konstruiert, das muss man Drehbuchautorin Isabell Serauky (Der Usedom-Krimi: Schneewittchen) schon vorwerfen. Aber das ist bei deutschen Fernsehkrimis ja keine Seltenheit. Wer sich daran nicht stört, findet mit Der Staatsanwalt: Ein neues Leben eine durchschnittliche Folge der Langzeitserie. Und das ist immerhin mehr, als man von diversen anderen Episoden behaupten kann, die in den letzten Jahren ausgestrahlt wurden. Das stimmt optimistisch auf die kommende Folge Gut genug.
OT: „Der Staatsanwalt: Ein neues Leben“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Patricia Frey
Drehbuch: Isabell Serauky
Musik: Martin Berger, Martin Rott
Kamera: Michael Clayton
Besetzung: Rainer Hunold, Anika Baumann, Jannik Mioducki, Astrid Posner, Heinrich Schafmeister, Annika Blendl, Birge Schade, Isaak Dentler, Ercan Karacayli, Henner Momann
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