Der Schock ist groß bei Professor Trevor Anderson (Brendan Fraser), als er erfährt, dass die Forschungseinrichtung seines vor zehn Jahren verschwundenen Bruders Max geschlossen werden soll. Doch noch bevor sich der Vulkanologe sich dieses Problems annehmen kann, steht ein weiteres vor seiner Wohnung: Sean Anderson (Josh Hutcherson), der Sohn des besagten Bruders. Der soll die nächsten zehn Tage bei seinem Onkel verbringen, so war es abgemacht. Nur hat Trevor das völlig vergessen. Als die beiden gemeinsam Sachen durchgehen, die Max gehörten, entdecken sie eine Ausgabe des Romans „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ mit zahlreichen persönlichen Anmerkungen. Dabei wird Trevor bewusst, dass an dem Buch mehr dran ist. Handelt es sich womöglich um einen Tatsachenbericht? Um dies herauszufinden, reisen sie nach Island, wo sie Hannah Asgeirsson (Anita Briem) kennenlernen, die Tochter eines weiteren Vulkanologen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Hinweisen, ohne zu ahnen, was ihnen noch bevorstehen wird …
Neuinterpretation des Klassikers
Bald 120 Jahre ist es her, dass Jules Verne gestorben ist. Doch noch immer gilt der Autor als einer der ganz Großen im Bereich der Abenteuergeschichte, einige der bekanntesten Genrebeiträge gehen auf den Franzosen zurück. Immer mal wieder finden sich Referenzen und Hommagen. Dann und wann werden seine Werke auch noch fürs Kino oder das Fernsehen adaptiert, etwa die die Serie In 80 Tagen um die Welt von 2021 mit David Tennant. Etwas kurios war es 2008, als sein 1864 veröffentlichter Roman Die Reise zum Mittelpunkt der Erde gleich zweimal verfilmt wurde. Da war zum einen eine Fernsehfassung, die getrost ignoriert werden darf. Aber es gab eben auch diese Kinovariante, die mit einem Budget von 60 Millionen US-Dollar nicht ganz billig war, am Ende aber tatsächlich ein Hit wurde.
Dabei handelt es sich nicht um eine direkte Verfilmung des bekannten Romans. Vielmehr wird eine solche mit einem Meta-Element verbunden, wenn das Werk von Verne zum Leitfaden einer Expedition wird und sich dabei als Schilderung einer realen Welt herausstellt. Für die Handlung ist das aber nur bedingt relevant. So gibt es in Die Reise zum Mittelpunkt der Erde zwar eine größere Rahmenhandlung, bei der es um das schwierige Verhältnis zwischen Onkel und Neffe geht, dazu noch der dramatische Part um den verschwundenen Bruder. Sobald die drei aber in der Höhle landen und sich immer weiter vorarbeiten, spielt das keine wirkliche Rolle mehr. Eine Szene greift das Ganze noch einmal auf, um ein bisschen Emotionalität zu erzeugen. Die hinterlässt aber keinen größeren Eindruck, auch weil die Figuren nicht gerade durch Tiefgründigkeit auffallen.
Mehr Achterbahn als Abenteuer
Allgemein darf man vom Inhalt nicht viel erwarten. Die Reise zum Mittelpunkt der Erde ist reines Popcornkino für ein Publikum, das mit keinen Erwartungen einschaltet. Die Geschichte war natürlich schon bei Verne sehr weit hergeholt. Bei dieser Adaption nahm man das zum Anlass, um noch deutlich mehr aufzudrehen und auch Humor einzubauen. War die Adaption von 1959 trotz allem noch ein „richtiges“ Abenteuer, bei dem man mitfiebern konnte, verkommt das hier endgültig zu dem filmischen Pendant einer Achterbahn. Das ist grell und laut, immer wieder hysterisch. Spannend ist es eher weniger. Und auch nicht so witzig, wie es gemeint war. Mit Titeln wie Jumanji: Willkommen im Dschungel oder Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten kann es der Film nicht aufnehmen.
Man hat auch nicht das Gefühl, hier wirklich eine neue aufregende Welt zu betreten. Ein Grund dafür ist die Optik. Zwar war der Film wie gesagt nicht gerade günstig. Das Geld scheint man damals aber mehr in die 3D-Effekte investiert zu haben, weniger in die Settings. Die wirken so künstlich, dass man zu keiner Zeit wirklich den Eindruck hat, an einem realen Ort zu sein, womit Sinn und Zweck der Geschichte verpasst wurden. Für ein jüngeres Publikum, das hier wohl auch angesprochen werden sollte, dürfte das weniger ein Problem darstellen. Wer aber ein überzeugendes Abenteuer sehen möchte, der ist bei Die Reise zum Mittelpunkt der Erde trotz der bekannten Namen an der falschen Adresse. Auch wenn das Ergebnis kein Totalausfall ist, gesehen haben muss man das sicher nicht.
OT: „Journey to the Center of the Earth“
Land: USA
Jahr: 2008
Regie: Eric Brevig
Drehbuch: Michael D. Weiss, Mark Levin, Jennifer Flackett
Vorlage: Jules Verne
Musik: Andrew Lockington
Kamera: Chuck Shuman
Besetzung: Brendan Fraser, Josh Hutcherson, Anita Briem
Amazon (Roman „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“)
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