Anna (Marianna Fontana) und Luna Bonomi (Angela Fontana) eint nicht nur, dass sie eineiige Zwillinge sind. Sie haben auch eine traurige Vergangenheit gemeinsam, beide sind sie als Kinder misshandelt worden. Das ist lange vorbei, aus den Mädchen sind erwachsene Frauen geworden, die sich ihren Weg zurück ins Leben erkämpft haben und größere Ziele haben. Sie haben auch schon die passenden Männer gefunden, die ihnen dabei helfen sollen. Und doch, komplett hinter sich gelassen haben sie den Vorfall nicht. Ehe sie es sich versehen, werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt und Teil eines großen Racheplans …
Die Geschichte zweier Schwestern
Es ist ein beliebtes Rezept im Direct-to-Video-Bereich: Man nehme eine einfache Rachegeschichte, engagiere ein paar große Namen zu Marketingzwecken und geht damit auf Kundenfang. Die bekannten Schauspieler und Schauspielerinnen müssen nicht einmal viel tun, es reicht, sie irgendwo für fünf Minuten mal in den Hintergrund zu stellen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Double Game ein Beispiel für diese billigen Mogelpackungen sind. Zumindest die besagten bekannten Namen sind zu finden. Danny Glover, F. Murray Abraham und Julian Sands? Damit kann man auf dem Cover schon was anfangen.
Und doch würde man dem Film nicht ganz gerecht werden, ihn darauf zu reduzieren. Das fängt schon bei dem Artwork an, das tatsächlich die beiden Schwestern in den Mittelpunkt stellt. Deren Darstellerinnen, die realen Zwillingsschwestern Marianna und Angela Fontana, werden auch zuerst genannt, anstatt sie den älteren, populäreren Kollegen unterordnen zu wollen. Das wäre bei dem Inhalt auch ziemlich unverschämt gewesen. Sicher sind die Männer wichtig für den Inhalt, haben Einfluss und sind teilweise die Gründe für das, was geschieht. Letzten Endes ist Double Game aber die Geschichte zweier Frauen, die versuchen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich dafür auch mit den Mächtigen anlegen.
Kein einfacher Rachethriller
Außerdem handelt es sich nicht um den simplen Rachethriller, den man bei der Kurzbeschreibung erwarten könnte. Misshandelte junge Frauen und das Rachemotiv? Das lässt einen auf einen dieser Rape-and-Revenge-Titel schließen, von denen es auch nicht gerade wenige gibt. Viele sind billige Exploitation-Werke, bei denen nicht mit Blut und nackter Haut gespart wird. Es gibt aber auch sehenswerte Beispiele wie Revenge vor einigen Jahren, das mit Absurdität und Stilbewusstsein eigene Akzente setzt. Beides ist auch in Double Game vorhanden, reichlich sogar. So schlägt die Geschichte mehrere Haken, wenn das alles nicht so läuft wie erwartet. Man versuchte sich zudem daran, das alles etwas kunstvoller zu gestalten. Tatsächlich spielt Kunst auch eine große Rolle in dem Film, wenn einer der besagten älteren Männer ein Kunstkritiker ist.
Nur, spannend ist das Ergebnis nicht. Bei dem Versuch, möglichst komplex zu werden, wird der Film unnötig wirr und verhebt sich an Dialogen, die offensichtlich als tiefgründig verkauft werden sollen, letzten Endes aber nicht viel zu sagen haben. Man wird auch nicht dafür belohnt, den einzelnen Irrwegen des immerhin fünf Leuten großen Drehbuchteams folgen zu wollen. Da geschieht einfach zu wenig, wofür sich das Einschalten rentieren würde. Die besagten kunstvollen Elemente könnten zwar ein Grund darstellen, warum man sich hieran versuchen kann. Außerdem ist da ja noch das Ensemble. Man kann es aber auch ebenso gut bleiben lassen, Double Game ist ein nur mäßiger Thriller, der mehr frustriert, als dass er einen an den Fernseher fesseln würde. So lobenswert es auch ist, wenn sich der Film nicht an die Erwartungen hält: In der Form ist das dann zu wenig.
OT: „Double Soul“
Land: Italien
Jahr: 2023
Regie: Valerio Esposito
Drehbuch: Valerio Esposito, Roberto Cipullo, Francesco Maria Dominedò, Valentina Ghetti, Giulia Pagnacco
Musik: Alberto Bof
Kamera: Andrea Arnone
Besetzung: Marianna Fontana, Angela Fontana, Danny Glover, Paz Vega, F. Murray Abraham, Julian Sands
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