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„Ferrari“ // Deutschland-Start: 1. März 2024 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Italien im Jahr 1957: Bei Enzo Ferrari (Adam Driver) sah es auch schon mal besser aus. So hat er sich von seiner Frau Laura (Penélope Cruz) entfremdet seit dem Tod ihres gemeinsamen Sohnes Dino. Seine Geliebte Lina Lardi (Shailene Woodley) wiederum drängt darauf, dass er ihren Sohn Piero als seinen anerkennt. Aber auch beruflich sieht es nicht gut aus, seiner namhaften Firma droht aufgrund finanzieller Schwierigkeiten das Aus. Also was tun? Um die Firma zu retten, soll sie mit einer anderen fusioniert werden. Dabei steht jedoch Laura im Weg, die dafür ihren Anteil an ihn übertragen müsste. Einziger Hoffnungsschimmer ist das berüchtigte Rennen von Mille Miglia, an dem Ferrari teilnehmen möchte. Dabei muss unbedingt ein Sieg her, koste es, was es wolle. Und der Preis wird tatsächlich hoch sein, sehr hoch sogar …

Unerwartetes Comeback

Die Filmfestspiele von Venedig sind neben Cannes bekanntlich die Adresse schlechthin, wenn es um Filme bekannter Regiegrößen geht. Die Festivals balgen sich darum, wer mit den prominentesten Namen angeben kann. 2023 bedeutete das, dass eine Reihe von Legenden noch einmal Werke vorstellen durften, von denen man dachte, sie seien längst in Rente. Roman Polanski (90 Jahre) meldete sich mit der Satire The Palace zurück. Woody Allen (87 Jahre) war mit seiner Krimikomödie Ein Glücksfall vertreten. Auch das Gerichtsdrama Die Caine-Meuterei vor Gericht, der letzte Film des kurz zuvor mit 87 Jahren verstorbene William Friedkin, feierte dort sein Debüt. Komplettiert wurde die Altherrengruppe durch Michael Mann, der sich mit 80 Jahren noch einmal auf den roten Teppich begab, sein Biopic Ferrari im Schlepptau. Das war auch deshalb überraschend, weil sein letzter Film, der blamable Thriller Blackhat, da bereits acht Jahre zurücklag.

Wobei es natürlich kein Geheimnis war, dass der US-Amerikaner an dem Biopic arbeitete. Das tat er schon lang. Tatsächlich gab es bereits im Jahr 2000 erste Überlegungen, 2015 sah es dann auch so aus, als würde es endlich losgehen. Immer wieder gab es jedoch Rückschläge, Studios wurden ausgetauscht, auch der Hauptdarsteller. Die übliche Entwicklungshölle eben. Wie die anderen Versionen ausgefallen wären, darüber lässt sich natürlich nur spekulieren. Man kann jedoch zufrieden sein mit dem finalen Drama, das hierzulande bei Amazon Prime Video erschienen ist. Ferrari ist ein interessanter Einblick in das Leben eines Mannes, der mit seinen Autos wahre Ikonen geschaffen hat, unterwegs aber auch immer wieder fragwürdige Entscheidungen traf – privat wie beruflich.

Auf der Flucht

Der Film behandelt dann auch beide Aspekte. Los geht es mit der delikaten Balance, wenn der Protagonist zwischen den zwei Frauen hin und her wandert. Diese wird auch später immer wieder eine Rolle spielen, hat indirekt auch Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Probleme. Ein großer Schatten, der über ihm liegt, ist zudem der Tod des Sohnes, der ihn und seine Frau verfolgt. Die Affäre ist immer auch ein Weg, um vor seiner Vergangenheit zu fliehen. Da sind einige starke Szenen dabei, die von dem Ensemble leben, allen voran natürlich einem wie immer intensiv auftretenden Adam Driver. Leider hatte man aber die unsinnige Idee, die Schauspieler und Schauspielerinnen in Ferrari mit einem falschen italienischen Akzent sprechen zu lassen – beim Englischen wohlgemerkt. Bei House of Gucci, wo Driver bereits eine italienische Ikone verkörperte, gab es das zwar auch. Dort störte es jedoch weniger, da der Film sowieso an vielen Stellen überzogen bis grotesk war.

Solche Störfaktoren gibt es bei den Rennszenen nicht. Die stehen dabei aber nicht so sehr im Vordergrund, wie es manche vielleicht erhofft haben. Auch wenn der Film von einem der ganz großen Namen im Rennsportgeschäft handelt, für Mann und seinen bereits 2009 verstorbenen Drehbuchautor Troy Kennedy Martin ist das nur der Anlass, um mehr über den Menschen zu verraten. Aber wenn dann doch mal um die Wette gefahren wird, wird dem Auge einiges geboten, mehr als bei Gran Turismo. Fans wissen natürlich um die Bedeutung der 1957er Ausgabe von Mille Miglia, nach der das notorisch gefährliche Rennen eingestellt werden musste. Ferrari scheut sich dann auch nicht davor, den Horror der Veranstaltung aufzuzeigen, die auf traurige Weise Geschichte geschrieben hat.

Credits

OT: „Ferrari“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Michael Mann
Drehbuch: Troy Kennedy Martin
Musik: Martin Berger, Martin Rott
Kamera: Erik Messerschmidt
Besetzung: Adam Driver, Penélope Cruz, Shailene Woodley, Sarah Gadon, Gabriel Leone, Jack O’Connell, Patrick Dempsey

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
BAFTA 2024 Bester Ton Angelo Bonanni, Tony Lamberti, Andy Nelson, Lee Orloff, Bernard Weiser nominiert
Venedig 2023 Goldener Löwe nominiert

Filmpreise

Venedig 2023

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Ferrari
fazit
Nach einer endlosen Wartezeit wurde „Ferrari“ doch noch fertig und ist ein sehenswertes Drama rund um einen Mann geworden, der den Rennsport entscheidend mitgeprägt hat. Dabei schwankt das Drama zwischen diesem Thema und dem Privatleben des Protagonisten, der in allen Lebenslagen fragwürdige Entscheidungen trifft.
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