Hilda liebt es, mitten in der Natur zu leben, ständig umherzustreifen und Abenteuer zu erleben. Doch das war einmal, seitdem sie mit ihrer Mutter in die Stadt Trolberg gezogen ist, ist von ihrem alten Leben nicht mehr viel geblieben. Wo sie zuvor noch selbständig alles erkunden durfte, ist ihre Mutter jetzt streng, zu groß ist die Sorge, dass dem Mädchen etwas geschehen könnte. Immerhin: Als ein paar aus ihrer neuen Klasse vorbeikommen und sie mit zum Spielen nehmen möchten, lässt sich ihre Mutter erweichen. Die einzige Bedingung ist, dass sie frühzeitig wieder zu Hause ist, damit beide am Abend zu einer Parade können. Hilda ist glücklich, wieder nach draußen zu dürfen und die Umgebung zu erkunden, muss dabei aber feststellen, dass die anderen Kinder nur wenig für die Natur übrighaben …
Das fantasievolle Mädchen erkundet die Stadt
Als Luke Pearson 2010 mit seiner Comic-Reihe um die junge Hilda begann, landete er einen echten Volltreffer. Die Kritiken waren sehr gut, auch das Publikum mochte die Geschichten um das Mädchen, das in einer pseudoskandinavischen Gegend die Natur erkundet und dabei regelmäßig Fantasiegestalten begegnete. In Hilda und der Troll ging es um die besagten steinernen Trolle, die zum Leben erwachen und Angst vor Glocken haben. Der zweite Band Hilda und der Mitternachtsriese führte weitere Fabelwesen ein, darunter unsichtbare Winzlinge, die einen Kleinkrieg gegen die großen Menschen starten. Ein Jahr drauf ging es mit Hilda und die Vogelparade weiter, das zwar in der Tradition der ersten beiden Bände stand, dabei aber eine etwas andere Richtung einschlug.
So dürfen die Leser und Leserinnen schon überrascht sein, als auf der dritten Seite ein plötzlicher Schauplatzwechsel ansteht: Die Familie hat die abgelegene Waldhütte gegen eine Stadtwohnung eingetauscht. Wie es dazu kam, wird dabei nicht verraten. Über die Möglichkeit eines solchen Umzugs wurde zuvor zwar schon gesprochen, Hilda und die Vogelparade stellt einen aber vor vollendete Tatsachen, ohne Erklärungen zu liefern. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Geschichte. Wo es in den ersten beiden Bänden auf Schritt und Tritt irgendwelche kuriosen Kreaturen gab, bei denen Pearson seine Kreativität unter Beweis stellte, da ist das Angebot dieses Mal ziemlich mag. Das Fuchshörnchen ist mit in die Stadt umgezogen, an einer Stelle ist ein Salzlöwe zu sehen, ein furchteinflößender Wasserbewohner.
Seid nett zur Natur
Die größte Aufmerksamkeit bekommt jedoch ein sprechender Rabe, um den sich die fürsorgliche Hilda kümmert. Damit einher geht eine ökologische Botschaft, die sich immer mal wieder in der Reihe findet. Pearson setzt sich regelmäßig für ein friedliches Miteinander von Mensch und Natur ein. Wer deswegen jedoch ein moralinsaures Pamphlet erwartet, liegt falsch. Hilda und die Vogelparade ist wie schon die vorangegangenen Bände von einer Entdeckerlust geprägt. Dazu gibt es viel Humor, der besagte Rabe ist Mittelpunkt mehrerer komischer Szenen, wenn er in eine Identitätskrise gerät. Das ist in der Summe zwar nicht ganz so komisch wie die Begegnung mit dem kleinen Volk beim letzten Mal. Aber es ist amüsant genug.
Gleich geblieben ist die visuelle Qualität. Mit Hilda und die Vogelparade beweist der britische Comickünstler, dass ihm die Ausgestaltung einer Stadt ebenso leicht von der Hand geht wie die Darstellung der Natur. Gerade die späte Szene, wenn es zu der titelgebenden Parade kommt, macht schon richtig viel her. Die drolligen Designs der Figuren sind sowieso geblieben und weiterhin eine Stärke der Reihe. Gleiches gilt für die ungewöhnliche Farbgebung, wenn die einzelnen Szenen oft quasi einfarbig sind. Wer die beiden ersten Bände sein eigen nennt, greift bedenkenlos zu. Alle anderen sollten dem willensstarken Mädchen einmal eine Chance geben, die für ein junges Publikum gezeichnete Reihe ist charmant, fantasievoll und unterhaltsam.
OT: „Hilda and the Bird Parade“
Land: UK
Jahr: 2012
Text: Luke Pearson
Zeichnungen: Luke Pearson
Amazon (Comic „Hilda und die Vogelparade“)
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