If It Were Love Si c'était de l'amour
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If It Were Love

If It Were Love Si c'était de l'amour
„If It Were Love“ // Deutschland-Start: 21. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Einige Monate ist es her, dass Das Tier im Dschungel bei uns im Kino gelaufen ist. Darin erzählte Regisseur Patric Chiha von zwei Menschen, die jahrelang auf ein Ereignis warten, das so monumental ist, dass es alles verändern wird. Das war nachdenklich, teilweise tragisch. Und zugleich mitreißend: Ein Großteil des Films spielte auf der Tanzfläche, die zu einem Ort des Austauschs wurde und zugleich Spiegel einer sich verändernden Welt. Mit If It Were Love kommt nun ein weiterer Film des Österreichers bei uns heraus, bei dem Tanzen eine große Rolle spielt und wir Menschen kennenlernen, die auf der Suche sind. Und doch sind die beiden Werke nur zum Teil miteinander zu vergleichen.

Unterwegs mit einer Tanztruppe

So handelt es sich bei If It Were Love um einen Dokumentarfilm, zumindest teilweise. Das Werk, das bereits 2020 auf der Berlinale lief und nun mit einigen Jahren Verspätung auch einem regulären Kinopublikum gezeigt wird, begleitet 15 junge Tänzer und Tänzerinnen, während sie durchs Land touren. Gemeinsam arbeiten sie an der Aufführung des Tanzstücks Grow von Gisèle Vienne, mit der Chiha selbst befreundet ist und die in dem Stück die Rave-Szene der 90er Jahre festhält. Auch diese historische Komponente erinnert an das drei Jahre später uraufgeführte Das Tier im Dschungel. Sie spielt hier aber eine eher geringe Rolle, der Film dient weniger dem Festhalten eines Zeitgefühls.

Stattdessen lernen wir die Menschen auch abseits der Bühne kennen. Darin geht es um ihre Lebensgeschichten und ihre Gefühle. Beispielsweise darf ein Transmann davon erzählen, wie es war, einem Mädchen wieder zu begegnen. Liebe spielt auch eine große Rolle, If It Were Love trägt seinen Titel nicht ohne Grund. Die Leute sprechen dabei aber nicht direkt mit Chiha, sondern miteinander. Die Kamera hält vielmehr als unbeteiligte Instanz darauf. Diese Gesprächssituationen haben dabei zwangsläufig etwas Intimes, werden aber nicht voyeuristisch. Hier wird niemand vorgeführt oder benutzt. Dafür ist die Stimmung auch zu ausgelassen, der Film hält fest, wie die Truppe immer mehr zusammenwächst und zu einer Gemeinschaft wird. Das ist beim Tanzen sicherlich von Vorteil, wenn es dabei immer wieder zu engem Körperkontakt kommt.

Intime Gespräche

Tanzszenen selbst gibt es natürlich ebenfalls. Auch da bleibt die Kamera nah an den Menschen dran, so nah, dass sie fast schon Teil der Aufführung ist. Die Grenze zwischen Dokumentieren und Inszenieren wird dabei durchlässig, zwischendurch darf man sich zumindest fragen, wo das eine aufhört und das andere beginnt. Zumal If It Were Love auch einen Prozess beschreibt, eine Transformation, wenn das Stück im Laufe der Tour eine Wandlung durchmacht. Die Aufführung wird nun einmal von Individuen getragen, die selbst aber auch von der Erfahrung geprägt werden, miteinander auf der Bühne zu stehen. Da gibt es schon eine Form der Wechselwirkung, ein gemeinsames Spiel, an dem der Film vermutlich ebenfalls seinen Anteil hat.

Was dieser hingegen nicht leistet, sind darüber hainausgehende Informationen. Wir erfahren kaum etwas über das Stück oder was Vienne damit erreichen und ausdrücken will. Warum die 90er? Warum Rave? Was ist daran anders ein Disco-Besuch in den 70ern oder Clubs der Gegenwart? If It Were Love ist mehr an den Menschen interessiert als an dem, was sie da tun, zumal die Protagonisten und Protagonistinnen zu jung sind, um selbst Erfahrungen mit der damaligen Szene gesammelt zu haben. Hier heißt es mehr, sich treiben zu lassen und Teil der gemeinsamen, teils sinnlichen Erfahrung zu werden. Auch das ist sehenswert, selbst wenn es an manchen Stellen wünschenswert gewesen wäre, wenn Chiha sich doch mehr selbst eingebracht hätte, anstatt alles auf sich zukommen zu lassen.

Credits

OT: „Si c’était de l’amour“
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Patric Chiha
Kamera: Jordane Chouzenoux

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Prix Lumières 2021 Bester Dokumentarfilm nominiert

Filmfeste

Berlinale 2020

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If It Were Love
fazit
„If It Were Love“ begleitet 15 junge Tänzer und Tänzerinnen, die gemeinsam mit einem Stück durchs Land touren. Dabei gibt es intime Einblicke in das Leben der Menschen, gepaart mit Tanzszenen. Drumherum erfährt man aber wenig, selbst das Stück selbst bleibt seltsam diffus.
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