Die junge Schwester Ofelia (María Evoli) wird von der Kirche in ein kleines mexikanisches Dorf strafversetzt und soll dort unter Pater Victor (Julio Brancho) arbeiten. Bereits kurz nach ihrer Ankunft verpasst der Pater allerdings einen Gottesdienst und scheint unauffindbar. Schwester Ofelia findet ihn schließlich schwer zugerichtet im Haus einer schwangeren Frau, die ihrerseits besessen scheint und mit allen Mitteln versucht ihr eigenes, ungeborenes Kind zu töten. Nachdem Pater Victor nicht in der Lage ist Hilfe zu leisten, muss Schwester Ofelia gezwungenermaßen an Ort und Stelle einen Exorzismus durchführen. Dieser scheint zwar erfolgreich, allerdings wird schnell klar, dass der schlangenartige Dämon zwar vorerst geschwächt wurde, die Gefahr allerdings noch nicht vollständig gebannt ist.
Nur weiterer Exorzismus-Film?
Nach dem überwältigenden Erfolg von William Friedkins Der Exorzist aus dem Jahr 1973 gab es hunderte Versuche von Filmemachern auf dem Phänomen „Exorzismus“ aufzubauen und dem Sub-Genre einen neuen, eigenen Twist zu verleihen. So gab es in den letzten Jahren eine Vielzahl an Horrorfilmen die sich um Besessenheit und Exorzismus drehen, wie beispielsweise Der Exorzist: Bekenntnis, The Pope’s Exorcist, The Devil’s Light… Das Grundgerüst ist hierbei allseits bekannt, ein Dämon ergreift Besitz von einer Person, meistens von einer Frau oder einem Kind, und ein Mitglied der Kirche versucht diesen mit allen Mitteln aufzuhalten und zu bannen. In dieser Prämisse unterscheiden sich auch La Excorcista nicht von den ganzen Vorgängern. Allerdings versucht Regisseur Adrian Garcia Bogliano (Scherzo Diabolico), durchaus ein bisschen Abwechslung in ein sonst viel zu oft immer gleiches Genre zu bringen.
Ein interessanter Ansatz mit Storytelling Schwächen
La Exorcista hält sich nicht mit langen Einführungen oder Charakterentwicklung auf. Die Ausgangssituation ist schnell erzählt und bereits in den ersten 20 Minuten wird der Dämon den Zuschauern zum ersten Mal präsentiert. Das Kreaturen-Design des schlangenhaften Wesens sieht hierbei überraschend gelungen aus und die biblische Symbolik macht Lust auf mehr. Leider baut der Film über seine Gesamtlänge von 101 Minuten dann aber deutlich ab. Exposition und Hintergrundinformation werden meist durch Nebencharaktere fast schon beiläufig erzählt oder Alibi-mäßig durch alte Bücher vermittelt. Eine stimmige Erklärung, woher diese Informationen stammen wird dem Zuschauer größtenteils vorenthalten. Vielmehr werden die Charaktere auf eine fast schon willkürlich wirkenden Schnitzeljagd geschickt, um den Plot irgendwie voranzutreiben.
Die immer wieder auftretenden Kämpfe gegen den Dämon, der neue Kräfte sammelt, um sein Ziel doch noch zu erreichen, sind anfangs noch unterhaltend und bieten eine gewisse Spannung. Sie wiederholen sich aber schnell und dementsprechend geht auch die ursprünglich stimmige Atmosphäre des Films mit der Zeit verloren. Die schauspielerische Leistung des Casts und vor allem von María Evoli als Schwester Ofelia und von Ramón Medína als Fabián sind durchaus solide. Allerdings gibt das Drehbuch beiden Figuren nicht viel Raum für Hintergrundinformationen oder Entwicklung.
Kein copy-paste Leinwand-Horror
Bezüglich Kameraarbeit, Soundeffekte und Spannungselementen ist La Exorcista eher ein gemäßigter Horrorfilm und wirkt trotz der übernatürlichen Elemente oft mehr wie ein Thriller. Der Film bedient sich wenigen jump-scares und verzichtet komplett auf laute Orchestermusik. Stattdessen setzt Adrian Garcia Bogliano mehr auf leisen und atmosphärischen Spannungsaufbau. Leider kann der Film diese Atmosphäre aber nicht über seine gesamte Lauflänge halten. Dieser gemäßigte Ansatz zieht sich auch durch den Klimax des Films, immer wieder werden Menschen verletzt und es fließt Blut, ein großes grafisches Gemetzel bleibt aber aus.
OT: „La Exorcista“
Land: Mexiko
Jahr: 2022
Regie: Adrian Garcia Bogliano
Drehbuch: Christian Cueva, Ricardo Farias, Adrian Garcia Bogliano
Musik: Simon Boswell
Kamera: Damián Aguilar
Besetzung: Maria Evoli, Ramon Medina, Pilar Santacruz, Julio Bracho, Norma Nazareno, Salvador Sánchez
Sitges 2022
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