Love Is the Devil
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Love Is the Devil

Love Is the Devil
„Love is the Devil“ // Deutschland-Start: 1. Oktober 1998 (Kino) // 21. März 2024 (Kino-Wiederaufführung)

Inhalt / Kritik

Mitte der 1960er Jahre ist der irische Maler Francis Bacon (Derek Jacobi) auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angelangt. Seine Gemälde sind international bekannt und werden auf dem Kunstmarkt hoch gehandelt. Die Ausstellungen, auf denen man seine Arbeiten sehen kann, sind meist schnell ausverkauft, sodass sich Bacon einen gewissen ausschweifenden Lebensstil leisten kann. Eines Tages erwischt er den Kleinkriminellen George Dyer (Daniel Craig) beim Einbruch. Der junge Mann fleht ihn an, nicht die Polizei zu verständigen, doch dafür scheint Bacon kein Gehör zu haben, viel lieber studiert er den Körper des Eindringlings. Schließlich schlägt er vor, er könne die Nacht in seinem Bett verbringen, wenn er nicht hinter Gittern landen wolle. Von diesem Moment an sind Francis und George unzertrennlich, der Künstler nutzt ihn als Inspiration für viele seiner Arbeiten, während George von ihm in seinen Freundeskreis, bestehend aus anderen Künstlern und Kunstkennern, einführt. Die sind zwar wenig begeistert von dem in ihren Augen derben und ungebildeten Liebhaber Francis’, jedoch tolerieren sie George nach einer Weile.

Aber schon bald setzt Eifersucht George zu, als er von Francis’ Affären hört. Dieser empfindet die Reaktion seines Liebhabers als spießig und denkt nicht einmal daran aufzuhören, sodass George immer mehr beginnt, seinen Schmerz und Alkohol und schließlich in Drogen zu ertrinken. Letztlich wird seine Sucht so unberechenbar, dass selbst Francis überlegt, ob es nicht an der Zeit ist, mit George Schluss zu machen.

Der Körper und die Welt

Seine Gemälde gelten als umstritten provokant, und gerade deshalb gilt das Werk Francis Bacons auch Jahre nach seinem Tod als eines der wichtigsten der Kunst des 20. Jahrhunderts. Sein Leben abseits der Kunst gab nicht weniger Anlass für Gesprächsstoff, vor allem, weil Bacon, wie viele andere Künstler, sich inspirieren ließ von Ausschweifungen, Exzess und den dunklen Seiten der menschlichen Existenz. In seiner Biografie The Gilded Gutter Life of Francis Bacon beleuchtet Autor Daniel Farson, ein Freund Bacons, diesen Aspekt des Lebens und Werks des bekannten Malers. Regisseur John Mayburys Film Love Is the Devil – Studie für ein Porträt von Francis Bacon bezieht sich mehrere Male auf Farsons Buch und endet mit einer Widmung an ihn. Man sollt jedoch nicht den Fehler machen, eine Künstlerbiografie zu erwarten, wie man sie mittlerweile zu Dutzenden in Kinos und auf Streamingdiensten finden kann.

Mayburys Film wählt einen anderen Ansatz, wenn er auf die Verbindung zwischen der Kunst und dem Leben des Malers aus ist. Die Ästhetik von Love Is the Devil lehnt sich an die Werke des Malers an, wählt dunkle Farben, eine ungewöhnliche, meist expressive Lichtgebung sowie eine abstrakte Herangehensweise, die beispielsweise Teile des Finales wie eine Installation in einem Museum oder das Werk eines Performance-Künstlers wirken lassen. Der von Derek Jacobi gespielte Bacon wird scheinbar verfolgt von Visionen von Körpern und der Welt, die ihn umgibt, teils brutal, bisweilen verstörend und letztlich immer sehr brutal. Man erhält als Zuschauer einen Einblick in die Sichtweise eines Menschen, der von sich behauptete, ein Optimist zu sein, doch leider nichts Positives seiner Umgebung oder seinen Mitmenschen abgewinnen kann. Indem wir den Blick des Künstlers nachverfolgen, tauchen wir in den Körper ein und verharren nicht an der Oberfläche, was Love Is the Devil sicherlich ebenso provokant macht wie Bacons Werke.

Destruktive Dämonen

Inmitten der vielen ähnlich gelagerten Narrative um den leidenden Künstler ist Love Is the Devil in mehr als nur einer Hinsicht ein Außenseiter. Bacon wirkt vielmehr wie eine Mischung aus Bonvivant und Ausbeuter, der keinerlei Trennung zwischen Kunst und Leben sieht. Zwar wäre es schön gewesen, wenn Mayburys Figuren nicht nur über die Kunstwerke reden würden, sondern man diese als Zuschauer auch einmal zu Gesicht bekommt, aber man merkt dennoch deutlich, was hinter der Maske des eloquenten und gebildeten Mannes lauert. Mitfühlen tut der Zuschauer ohnehin mit Daniel Craigs George, der immer mehr in die Welt seines Liebhabers eingesogen wird und letztlich in mehr als nur einer Hinsicht abhängig wird. Es ist eine der ersten Rollen Craigs gewesen und gehört mit zu seinen besten, weil er das Dilemma eines Mannes zeigt, der von einer Sucht loskommen will, aber es einfach nicht mehr kann. Vielleicht ist es diese Eigenschaft, die Jacobis Bacon in ihm sieht, die er in seine Kunst einfließen lässt und weshalb er ebenfalls nicht mehr von George loskommt.

Credits

OT: „Love is the Devil: Study for a Portrait of Francis Bacon“
Land: UK
Jahr: 1998
Regie: John Maybury
Drehbuch: John Maybury
Musik: Ryuichi Sakamoto
Kamera: John Mathieson
Besetzung: Derek Jacobi, Daniel Craig, Tilda Swinton, Anna Lambton, Adrian Scarborough, Karl Johnson

Bilder

Trailer

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Love Is the Devil
fazit
„Love is the Devil – Eine Studie für ein Porträt“ von Francis Bacon ist eine fantastisch gespieltes und ästhetisch abstrakt angelegtes Künstlerdrama. John Mayburys Film zeigt den Künstler als Ausbeuter und Getriebenen, der sein Gegenüber wie auch sich selbst in eine fatale Obsession führt.
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