Lupin Zero – Staffel 1

Der 13-jährige Arsène Lupin kommt aus einer ganz besonderen Familie. So ist sein Großvater als skrupelloser Dieb berüchtigt. Sein Vater schlägt zwar in eine andere Richtung, aber auch er ist begabt darin, Dinge zu entwenden und sich in andere Menschen zu verwandeln. Der Junge soll dafür eines Tages rechtschaffen sein, zumindest wenn es nach dem Vater geht. Seine eigenen Wünsche? Weiß er selbst nicht so wirklich, er ist noch auf der Suche nach einem Ziel, selbst wenn er das Talent zum Stehlen geerbt hat. Sein Leben nimmt später eine besondere Wendung, als er Daisuke Jigen kennenlernt. Der ist zwar nicht älter, dafür aber ein Ass mit Schusswaffen und raucht zudem wie ein Schlot. Nach einem etwas holprigen Start schließen die beiden Freundschaft und erleben diverse Abenteuer, bei denen auch Lupins Familie eine große Rolle spielt …

Die Anfänge eines Meisterdiebs

Seit über 50 Jahren treibt Lupin III mittlerweile sein Unwesen. Seit seinem Debüt als Manga-Antiheld war er in zahlreichen Serien und Filmen zu sehen, von den unzähligen Specials ganz zu schweigen. Das ist für Fans erfreulich, bringt aber auch das Problem mit sich, dass irgendwann alles auserzählt scheint und man sich schon etwas Neues ausdenken muss. Bei Lupin III: The First war das der Wechsel zur CGI-Optik und damit die Abkehr vom traditionellen Zeichentrick. Lupin III.: The Woman Called Fujiko Mine wiederum legte einen anderen Fokus, indem nicht der Dieb selbst, sondern Love Interest, Kollegin und Konkurrentin Fujiko im Mittelpunkt stand. Mit Lupin Zero gab es noch einen weiteren Ansatz, mit dem man sich von der Erfolgsformel entfernte.

Genauer lernen wir Lupin zu einem Zeitpunkt kennen, als er noch kein Dieb ist, zumindest nicht wirklich. Das zeigt sich auch am Titel des Animes, der auf die gewohnte „III“ verzichtet. Zu Beginn der Serie sieht sich der Junge noch nicht in der Tradition seines Vaters und seines Großvaters, Lupin Zero stellt einen Protagonisten vor, der gar nicht weiß, wer er ist und wer er sein will. Insofern hat das hier schon auch Coming-of-Age-Elemente, wenn Selbstfindung ein wichtiges Thema ist. Deswegen sollte man aber keine Nachdenklichkeit erwarten, leise Töne sind ebenfalls nicht angesagt. Die japanische Ikone mag zwar noch nicht der sein, als den man ihn kennt, er ist aber auf gutem Weg dorthin. Er hat ein Auge für Frauen, treibt gern Unsinn, betrinkt sich und lässt immer wieder Sachen mitgehen.

Für Fans unterhaltsam

Im Grunde ist hier deshalb nicht viel anders, als man es bei den „erwachsenen“ Serien kennt. Das wird einerseits ein Publikum freuen, das bei dem Prequel reine Kinderunterhaltung befürchtet hat. Auf Crunchyroll gibt es sogar den Hinweis, dass die Serie nicht jugendfrei ist. Andererseits ist man sich hier manchmal nicht ganz sicher, was Lupin Zero denn will. Lupin und Jigen sind jünger, dafür fehlen Goemon, Fujiko und Zenigata. Ansonsten ist ist vieles ähnlich. Am ehesten lohnt sich der Blick noch, weil hier Lupins Vater und der Großvater auftauchen, dabei jeweils Gemeinsamkeiten haben, aber auch unterschiedlich genug sind, um nicht austauschbar zu werden. Vor allem der Großvater ist eine echte Bereicherung, wenn er sich in einer Folge als gleichermaßen einfallsreich wie perfide zeigt.

Dennoch, für die Spitze des Franchises reicht das nicht. So will die Serie eine Entwicklung aufzeigen, ohne aber in die Entwicklung selbst etwas zu investieren. Die Geschichten sind etwas beliebig. Visuell ist der von Telecom Animation Film produzierte Anime solide – aber nicht mehr als das. Gerade im Vergleich zum zehn Jahre zuvor ausgestrahlten Spin-off um Fujiko Mine ist das recht langweilig. Fans können trotzdem reinschalten. Während der sechs Folgen sind immer mal wieder unterhaltsame Momente, Lupin Zero ist zudem schnell vorbei. Eine deutsche Synchro gibt es bislang noch nicht, was aber nicht weiter stört. Irritierend ist in dem Zusammenhang jedoch die Episode, bei der es um US-Soldaten geht, die aus irgendeinem Grund alle perfekt Japanisch sprechen, aber nicht einmal einfachste Schriftzeichen beherrschen. Aber Glaubwürdigkeit sollte man sowieso nicht erwarten, dafür ist hier vieles einfach zu absurd.