Mein Name ist Nobody
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Mein Name is Nobody

Mein Name ist Nobody
„Mein Name ist Nobody“ // Deutschland-Start: 13. Dezember 1973 (Kino)

Inhalt / Kritik

Im Südwesten der USA hat sich Jack Beauregard (Henry Fonda) einen Namen gemacht als einer der besten Revolverhelden. Unzählige Duelle hat er schon bestritten und Hinterhalte abgewehrt, doch das Alter macht sich auch bei ihm bemerkbar, sodass er beschließt, seinen Colt endgültig an den Nagel zu hängen und nach Europa überzusiedeln, wo er auf einen friedlichen Lebensabend hofft. Bis zu seinem Schiff im Hafen von New Orleans ist es aber ein langer Weg, vor allem, da er sich über die Jahre viele Feinde gemacht hat, die ihm nach dem Leben trachten.

Hinzu kommt noch, dass ihn ein seltsamer Fremder (Terence Hill), der sich lediglich als „Nobody“ vorstellt, zu verfolgen scheint. Der junge Mann kennt scheinbar alle „Heldentaten“ Beauregards in und auswendig und insistiert, dass er, wenn er sich wirklich zur Ruhe setzen wolle, sich im Gefecht der „Wilden Horde“ stellen müsse, einer berüchtigten Bande aus 150 Revolverhelden und Verbrechern. Von den Geschichten Nobodys will Jack nichts wissen und ignoriert ihn einfach, doch so einfach lässt er sich nicht abschütteln. Hinzu kommt noch, dass ein Minenbesitzer, der mit der „Wilden Horde“ zusammenarbeitet, Killer auf Beauregard angesetzt hat, die ihm schon dicht auf den Fersen sind.

Eine Abgesang auf den alten Weste(r)n

In den 1960ern war kaum ein Regisseur für das Westerngenre so prägend wie Sergio Leone, der mit Produktionen wie Für eine Handvoll Dollar, Zwei glorreiche Halunken und Spiel mir das Lied vom Tod Werke schuf, die auch über das Genre hinaus Ruhm erlangten. Neben den Filmen, die er als Regisseur realisierte, arbeitete Leone jedoch noch an vielen anderen Projekten mit, wie beispielsweise Mein Name ist Nobody, bei dem sein Kollege Tonino Valerii (Der Tod ritt dienstags) Regie führte. Leone hatte die Idee zu der Geschichte und den Figuren gegeben und hat sogar bei ein paar der Szenen, wie beispielsweise der Eröffnungssequenz, selbst Hand angelegt, was man den Einstellungen auch anmerkt. Auch thematisch merkt man die Nähe zu den restlichen Werken Leones an, denn Mein Name ist Nobody kann als Abgesang auf den „alten Westen“ und seine Legenden gesehen werden, wenn auch den Ton weitaus leichter ist.

Leone hatte immer lobende Worte für die Western alter Schule übrig, doch neueren Genrevertreter konnte er wenig abgewinnen. Besonders die Filme Sam Peckinpahs haben es ihm dabei angetan, weshalb Mein Name ist Nobody durchzogen ist von Seitenhieben auf der Werke des Filmemachers, nicht zuletzt durch den Namen der Bande, mit der es die Helden aufnehmen müssen, der sich auf The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz bezieht. Dass man kritisch mit den Werten, den Geschichten und den Helden des „wilden Westen“ umgehen kann und soll, sah Leone wahrscheinlich ähnlich, doch sie dann derart zu behandeln, wie es Peckinpah tut, war dann wohl zu respektlos. In Mein Name ist Nobody begegnen sich, repräsentiert durch die beiden Helden, zwei Generationen – die alte Generation der Revolverhelden und die jüngere Generation, die mit den Legenden um Männer wie Beauregard aufwuchs.

Während man dem einen die Jahre der Gewalt ansieht sowie eine gewisse Müdigkeit und Erschöpfung ist der andere schwer zu fassen und hat passenderweise noch nicht einmal mehr einen Namen. Fonda spielt den alten Revolverhelden mit einer großen Würde, ohne Nostalgie, dafür aber etwas gehetzt, weil er wohl weiß, dass in diesem neuen Westen kein Platz mehr für ihn ist. Hill hingegen trumpft auf mit einer Verspieltheit, dem Humor und der Spitzbübigkeit, die man aus den Western mit Kollege Bud Spencer kennt. Die Mischung dieser beiden Welten und Tonarten gelingt nicht durchweg in Mein Name Ist Nobody, kann jedoch zumindest im Finale überzeugen, was man durchaus als Antithese zu den Western Sam Peckinpahs sehen kann.

Helden und Legenden

Man ahnt es bereits in den ersten Minuten, aber der Westen in Mein Name ist Nobody ist schon lange nicht mehr der Ort, den man aus den unzähligen Geschichten um Revolverhelden und ihre Taten kennt. Valerii inszeniert Orte, die sich im Wandel befinden, teils in einem Zwischenstadium von Moderne und Vergangenheit, doch immer im Aufbruch begriffen. Die Helden von einst, wie Beauregard, sind im Aufbruch begriffen und Relikte einer Zeit, in der die Prärie noch offen und voller Möglichkeiten war. Interessanterweise ist der Rückzug in die „Alte Welt“ der Ausweg aus der eigenen Legende, die zu einer Falle geworden ist, weil jeder danach trachtet, sich noch einmal mit dem „großen“ Jack Beauregard zu messen. Die Weite des Westens, von der man zu Beginn noch einen Eindruck erhält, wird immer mehr eingegrenzt, bis die Helden kaum noch Bewegungsraum haben und es nur noch einen Ausweg gibt.

Die Musik Ennio Morricone, wieder einmal ein wichtiger Bestandteil, spiegelt zum einen die Vermischung der beiden Tonarten der Geschichte wider, doch zum anderen auch den Kontrast zwischen dem alten Westen und dieser neuen Zeit, die keine Helden mehr kennt. Sie braucht auch keine mehr, sodass es nur folgerichtig ist, wenn sie „Nobody“ heißen.

Credits

OT: „Il mio nome è Nessuno“
Land: Italien, Frankreich, Deutschland
Jahr: 1973
Regie: Tonino Valerii
Drehbuch: Ernesto Gastaldi
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Armando Nannuzzi, Giuseppe Ruzzolini
Besetzung: Terence Hill, Henry Fonda, Jean Martin, Piero Lulli, Mario Brega, Mark Mazza

Trailer

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Mein Name is Nobody
fazit
„Mein Name ist Nobody“ ist eine Western, der auf einer Idee von Sergio Leone beruht. Tonal ist der Film nicht immer harmonisch, doch die beiden Hauptdarsteller sowie die Geschichte, die man als respektvollen Abgesang auf die Helden des Wilden Westen verstehen kann, lohnen sich.
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