England in den späten 1980ern: Als Nicholas „Nicky“ Winton (Anthony Hopkins) angehalten durch seine Frau Greta (Lena Olin), sein Arbeitszimmer aufräumt, stößt er auf einen Ordner, der ihn an lang zurückliegende Zeiten erinnert. Als Spross einer deutschen Familie mit jüdischen Wurzeln führte er ein privilegiertes Leben in London, wo er als Aktienhändler eine glänzende Zukunft vor sich hatte. Doch als als der junge Nicholas Winton (jetzt: Johnny Flynn) 1938 nach Prag reist, verschieben sich seine Prioritäten drastisch. Die Stadt ist nach der Sudetenkrise und dem Münchner Abkommen überlaufen von Flüchtlingen, die unter schlimmsten Bedingungen in Lagern leben. Schockiert von den herrschenden Zuständen kehrt Nicholas nach London zurück und beginnt zusammen mit anderen Helfern vor Ort, die Evakuierung von meist jüdischen Kindern nach London zu organisieren. Entgegen großer bürokratischer Widrigkeiten gelingt es ihm schließlich insgesamt acht Züge und damit 669 Kinder vor dem Holocaust zu retten.
Klassische Inszenierung einer packenden Geschichte
Die nicht-gradlinige Erzählweise, bei der eine aktuelle Rahmenhandlung von Flashbacks unterbrochen wird, bietet den Zuschauern immer wieder eine willkommene Abwechslung und bricht mit einem für Biopics oft typischen, zeitlich linearen Verlauf. Davon abgesehen beschränkt sich Regisseur James Hawes in seiner Inszenierung allerdings auf die bewährten Mittel britischer Filmbiografien und verzichtet auf innovative Ausbrüche. One Life setzt weitestgehend auf eine schlichte visuelle Darstellung, ohne auf pompöse Inszenierung zurückzugreifen. Die Filmmusik von Volker Bertelmann ist größtenteils ruhig gehalten, und untermalt damit die generelle Stimmung des Films sehr passend. Kamera und Color Grading erinnern stark an vergleichbare Filme, die zeitlich Mitte des 19. Jahrhunderts- beziehungsweise zur Zeit des Zweiten Weltkriegs angesiedelt sind.
Diese unaufdringliche Art der Inszenierung mindert aber keinesfalls die Kraft der in One Life erzählten Geschichte, sondern verstärkt sie sogar noch. Mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden hat der Film aber durchaus seine Längen. Vor allem der Mittelteil konzentriert sich außerhalb der Flashbacks größtenteils darauf, den selbstlosen und bescheidenen Charakter von Nicholas Winton darzustellen und hätte kürzer ausfallen können, ohne an Wirkung zu verlieren. Gegen Ende des Films findet One Life aber zurück zu seiner Kernthematik und schließt mit einem emotionalen Höhepunkt ab, der keinen Kinogänger kaltlassen dürfte.
Schauspielerische Höchstleistung selbst im hohen Alter
Bei der Darstellung des gealterten, Nicholas „Nicky“ Winton beweist Anthony Hopkins erneut, dass immer noch zu Hollywoods Besten gehört. Sein eigenes fortgeschrittenes Alter von inzwischen 86 Jahren schmälert sein schauspielerisches Talent in keiner Weise. Johnny Flynn, der den jüngeren Nicholas Winton verkörpert, liefert ebenfalls eine einwandfreie Performance. Zwar sehen sich die beiden Schauspieler kaum ähnlich, allerdings fällt das aufgrund des langen Zeitsprungs innerhalb des Films nicht negativ auf. Auch der Rest des Ensembles, allen voran Helena Bonham Carter und Lena Olin müssen sich nicht hinter Anthony Hopkins verstecken und spielen ihre Rollen tadellos.
OT: „One Life“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: James Hawes
Drehbuch: Lucinda Coxon, Nick Drake, Barbara Winton
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Zac Nicholson
Besetzung: Anthony Hopkins, Johnny Flynn, Lena Olin, Helene Bonham Carter, Tim Steed, Matilda Thorpe, Daniel Brown, Alex Sharp
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)