Der ehemalige UFC-Kämpfer Elwood Dalton (Jake Gyllenhaal) hält sich mit unsauberen Machenschaften im Untergrund über Wasser. Als Frankie (Jessica Williams) ihm das lukrative Angebot macht, in ihrem Roadhouse als Rausschmeißer zu arbeiten, willigt er ein und übernimmt den Job. Auch wenn sich Frankies Bar in einem kleinen Örtchen befindet, ist abends doch ständig etwas los – Dalton hat schon bald wortwörtlich alle Hände voll zu tun, um für Ordnung zu sorgen. Das gefällt allerdings nicht jedem – aus dem Gefängnis heraus setzt ein einflussreicher Mann den durchgedrehten Schläger Knox (Conor McGregor) auf ihn an …
Die UFC und der Film
Wer die UFC im März 2023 aktiv verfolgt hat, dem dürfte kaum entgangen sein, dass während der fight week von UFC 285 ein paar Filmszenen mit Jake Gyllenhaal gedreht wurden. Sowohl beim zeremoniellen Einwiegen als auch direkt im Octagon. Dass die UFC mehr oder weniger prominent in Filmen auftritt, ist keine Neuheit, siehe Das Schwergewicht oder Bruised. Joel Silver (Shootout – Keine Gnade), einer der Produzenten von Road House, unterhält gute Beziehungen mit UFC-Präsident Dana White und anderen wichtigen Entscheidungsträgern der Organisation. Außerdem ist mit Conor McGregor (McGregor Forever) der größte Star der Promotion überhaupt als eine der größeren Rollen mit an Bord. Da ist es keine große Überraschung, dass die Filmemacher die Möglichkeit bekamen, so viele Ressourcen der UFC zu nutzen. Bruce Buffer, Jon Anik, Chris Tognoni – diese Namen müssen natürlich niemandem etwas sagen, der sich nicht für MMA interessiert. Für Fachkundige verleihen sie dem Film aber eine gewisse Authentizität.
Zumindest in der Theorie. Selbst als jemand, der das Original aus dem Jahre 1989 nicht gesehen hat, kann hier verbindlich festgehalten werden, dass der von Patrick Swayze gespielte Protagonist sicher kein ehemaliger UFC-Kämpfer war. Diese Hintergrundgeschichte ist Gyllenhaal wohl eher der Marketingmöglichkeiten wegen angedichtet worden. Diese wurden aber lange nicht ausgeschöpft. Bruised wurde den Fans seinerzeit ja bei jeder Fightcard aufgeschwatzt, auch wenn das völlig an der Zielgruppe vorbeigeworben war. Von Road House war nach den erwähnten Dreharbeiten als UFC-Zuschauer aber eher weniger zu hören. Bei den im Octagon inszenierten Momenten ließ sich mit MMA-Kenntnissen bereits feststellen, dass das so in echt kaum passieren könnte. Wer filmisch vorgebildet ist, weiß einerseits aber sowieso schon, dass es so etwas wie künstlerische Freiheit gibt, konnte sich andererseits aber vor allem schon denken, dass da im fertigen Produkt wohl mehr dahinterstecken würde.
Das ist dann in gewisser Weise auch so, aber nicht nur die UFC hat den Film vernachlässigt, der Film scheint sich auch nicht sonderlich für die UFC zu interessieren. Gerade einmal drei kurze Flashbacks gibt es, die Dalton als Kämpfer zeigen. Sonderlich lange sind diese Szenen nicht, sonderlich beeindruckend auch nicht. Das sah bei den Dreharbeiten deutlich vielversprechender aus. Die Kamera ist wie in Cagefighter: Worlds Collide und ähnlichen Werken viel zu nahe am Geschehen. Das wäre ja noch zu verzeihen, vor allem weil es hier tatsächlich einigermaßen aus der Handlung heraus einen Sinn ergibt, aber Daltons UFC-Vergangenheit bleibt im ganzen Film nicht mehr als eine Randbemerkung. Was für eine Verschwendung.
Nicht sehr sinnvoll
Die Metaebene ist ja eine Sache, aber auch intradiegetisch lässt sich das alles nicht so ganz erschließen. Ein trainierter MMA-Kämpfer zu sein, mag sicher eine gute Voraussetzung sein, als Rausschmeißer in einer Bar zu arbeiten, aber ausreichend ist das noch lange nicht. Dalton hat ja sonst keine Vorerfahrung, schon gar nicht mit bewaffneten oder betrunkenen Gästen. Es ist ja nicht auszuschließen, dass das in der Vorlage auch so war, aber wie der Rezensent in der Vergangenheit bereits ad nauseam (wahrscheinlich nie prägnanter als hier) postuliert hat, muss bei einer Adaption rein gar nichts vom Original übernommen werden, schon gar nicht, wenn es nicht stimmig ist. Wie sich die Besitzerin eine Bezahlung von insgesamt 20.000 US-Dollar für einen Monat leisten können soll, wird ebenfalls überhaupt nicht klar. Die Bar ist zwar ein durchaus frequentierter Ort, vermittelt aber auch den Eindruck, als müsste dank der Barfights alle zwei Tage die gesamte Einrichtung ersetzt werden. So einträglich ist das Geschäft dann auch wieder nicht.
Bei einer intellektuellen Herangehenweise ist Road House also eine ziemliche Enttäuschung. Nun schaut sich jemand einen Film wie Road House aber natürlich auch nicht zur geistigen Erquickung an. Wenn hier schon so mit McGregor geworben wird, dann weckt das Erwartungen nach fulminanter Action und flotten Sprüchen. Abgesehen von den paar UFC-Szenen sind die Kämpfe hier auch alle ziemlich gelungen. Kameratechnisch ist etwas Interessantes versucht worden, das dann in der Praxis vielleicht nicht immer so geklappt hat, wie die Macher sich das wohl gewünscht hätten. Unterhaltsam ist das meistens aber schon. Bis Gyllenhaal sich richtig warmprügeln darf, dauert es ungefähr 18 Minuten. Das ist dann vielleicht keine realistische Auseinandersetzung, aber auf jeden Fall eine mitreißende.
Conor taucht erst nach knapp einer Stunde das erste Mal auf, also etwa in der Mitte des Filmes. Sein Auftritt erinnert an eine ikonische Szene aus Terminator 2 – Tag der Abrechnung, ist allerdings ziemlich over the top, und auch wenn es zum Charakter passt, bleibt es fraglich, ob wirklich so viel von McGregor zu sehen sein musste. Dank der Mid-Credit-Szene hat seine Figur nicht nur ein Intro, sondern auch ein passendes Outro.
Wenig Schauspielerei
Der Auftritt markiert aber auch in etwa die Stelle, an welcher Road House nachlässt. Das ist nicht die Schuld des großmäuligen Iren, sondern eher dem Drehbuch anzulasten. Von der Story wird eine Weile nach der Sichtung wohl auch nicht allzu viel in Erinnerung bleiben. Mit dem auf Amazon Prime Video erschienenen Werk ist er nun nicht mehr der höchstbezahlte UfC-Kämpfer, sondern auch der höchstbezahlte Schauspieldebütant. Die Bewertung seiner Leistung hängt hauptsächlich davon ab, ob der Zuschauer ein Conor-Fan ist und etwas von der Materie versteht. McGregor war zum Drehzeitpunkt 34 Jahre alt. Das ist an sich viel zu spät, um sich dieser Profession zu widmen. Die wenigsten seriösen Schauspielschulen akzeptieren Bewerber, die über 24 Jahre alt sind, bei 27 ist die absolute Grenze erreicht, sofern die Ausbildung noch etwas wert sein soll.
Die Art, wie die Rolle angelegt ist, scheint als so etwas wie ein Gegengewicht dazu konzipiert zu sein. Die meisten Dialogzeilen sind Sätze, die Conor-Fans prinzipiell von ihm erwarten könnten. Abgesehen von Chael Sonnen (Diamond Heist – Ein unmöglicher Auftrag) gibt es schließlich niemandem in der MMA-Welt, der ihm Trashtalk-mäßig Konkurrenz macht. Darüber hinaus ist die Rolle aber auch stark überzeichnet, cartoonartig. Dadurch wirkt die Performance bei der Wiedergabe der Dialoge nur leider ebenfalls teilweise nicht ganz ernstzunehmen. Wer rein auf Spaß aus ist, wird damit bei der Sichtung aber zufrieden sein. Wer die Vorab-Interviews mit den immer selben Fragen und vor allem Antworten verfolgt hat, wird es wohl nicht mehr hören kennen, aber der Wahrheitsgehalt einer Aussage wird durch Repetition ja nicht geschmälert: Was die Schauspielerei angeht, ist Conor McGregor ein Weißgurt. Es wird sicher interessant zu sehen, wie und ob es für ihn damit weitergeht.
Kann Spaß machen
Gäbe es für die darstellenden Künste tatsächlich ein Gürtelsystem, befände sich Gyllenhaals am anderen Ende davon. Road House war zunächst für eine Kinoauswertung angedacht, landete dann aber stattdessen direkt beim erwähnten Streamingplattdienst. Das ist in gewisser Hinsicht schon sinnvoll, da der Film die üblichen Tendenzen solcher speziell für diese Dareichungsform konzipierten Werke aufweist (siehe Quiz Lady), und die visuellen Effekte auf dem heimischen Bildschirm ihre Schwächen besser kaschieren können, aber Gyllenhaals Schauspiel allein würde hier schon die große Leinwand rechtfertigen. Auch sonst hätte sich ein Kinobesuch mit Freunden hier durchaus gelohnt, solange vorab klar ist, worauf sich der Zuschauer einlässt. Der Film ist zwar etwas zu lange geraten, eine gute Zeit lässt sich mit ihm aber dennoch haben. Wer es lieber ernster und realistischer mag, ist hier jedoch wahrscheinlich etwas weniger gut aufgehoben.
OT: „Road House“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Anthony Bagarozzi, Charles Mondry
Musik: Christophe Beck
Kamera: Henry Braham
Besetzung: Jake Gyllenhaal, Daniela Melchioer, Jessica Williams, Billy Magnussen, Conor McGregor, Joaquim de Almeida, J. D. Pardo, Travis Van Winkle, Post Malone
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