Rückkehr nach Korsika
© Grandfilm / Emmylou Mai / Chaz Productions

Rückkehr nach Korsika

„Rückkehr nach Korsika“ // Deutschland-Start: 14. März 2024 (Kino) // 13. September 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Normalerweise arbeitet Kheididja (Aissatou Diallo Sagna) in Paris für eine wohlhabende Familie. Doch diesen Sommer steht ein Aufenthalt auf Korsika an, wo sie sich um die Kinder der Familie kümmern soll. Auch ihre eigenen Kinder, die Töchter Jessica (Suzy Bemba) und Farah (Esther Gohourou), sind mit von der Partie. Das bedeutet für die drei eine Reise in die Vergangenheit, hatten sie doch selbst früher dort gelebt. Die beiden Jugendlichen können sich daran jedoch kaum erinnern, zu jung waren sie, als ihre verwitwete Mutter mit ihnen die Insel verließ. Während die Mädchen das Sommerleben genießen und sexuelle Erfahrungen sammeln, stellen sie fest, dass Kheididja ihnen nicht die volle Wahrheit erzählt hat über die eigene Familiengeschichte …

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

In Filmen gehört es zu den immer wieder gern angewandten Motiven: Ein Mensch kehrt in seine Heimat zurück und muss sich dort mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Hoch im Kurs stehen dabei irgendwelche Todesfälle, welche die Rückkehr erzwingen. Aber auch Familienfeste werden immer wieder gern als Anlass genommen, Hochzeiten oder runde Geburtstage etwa. Bei Rückkehr nach Korsika ist der Grund etwas komplizierter. Prinzipiell ist Kheididja der Arbeit wegen dort, soll sie sich doch um die Kinder der Familie kümmern. Das Berufliche und das Private verschwimmen aber schnell. So wie in dem Film einige Grenzen durchlässig sind, wenn die Begegnung mit der Vergangenheit auch Fragen zur Zukunft bedeuten.

Anders als bei den meisten Filmen, die sich um eine solche Rückkehr drehen, gibt es hier nicht nur eine Hauptfigur, sondern drei, aus zwei Generationen. Während die Mutter die Vergangenheit hinter sich lassen will, wollen die beiden anderen schon wissen, woher sie kommen. Der Besuch der Insel bedeutet gleichzeitig eine Beschäftigung mit den Wurzeln. Das passt insofern auch gut, da Rückkehr nach Korsika zum Teil zumindest ein Film über Identität ist. Die drei Frauen sind schwarz, was sie auf der Insel sehr hervorstechen lässt. Szenen über Rassismus bleiben nicht aus, ebenso Diskussionen darüber, was es heißt, französisch zu sein. Dieses Schwanken zwischen zwei Welten zeigt sich bereits an den Namen der Töchter: Während Jessica ein typisch westlicher ist, kommt Farah aus dem Arabischen.

Auf der Suche nach sich selbst

Diese Identitätssuche geht mit typischen Coming-of-Age-Szenen einher. Liebe spielt eine Rolle, Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung. Das alles findet vor traumhaften Kulissen statt, Rückkehr nach Korsika ist ein Sommerfilm, der sein Setting auszukosten versteht. Das französische Drama steht dabei in der Tradition anderer Werke wie Pauline am Strand oder Ein Sommer an der See, die jeweils Aufwachsen und Selbstsuche mit solchen Urlaubsorten verbinden. Da treffen Träume und schwelgerische Sehnsüchte auf weniger erfreuliche Erinnerungen an die Realität. Der Wunsch danach, einen festen Platz für sich in dieser Welt zu haben, trifft auf Hindernisse, die mal gesellschaftlicher, mal persönlicher Natur sind.

Mitunter ist das ein bisschen überfrachtet. Das Drama, welches bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 Premiere hatte, will so viel, bis man gar nicht mehr weiß, worum es eigentlich gehen soll. Regisseurin und Co-Autorin Catherine Corsini (In den besten Händen, La belle saison – Eine Sommerliebe) gelingt es auch nicht immer so ganz, eine Balance aus all diesen Bestandteilen zu halten. Sehenswert ist der Film aber schon. Gestützt von starken schauspielerischen Leistungen ist Rückkehr nach Korsika ein schönes Drama, das sowohl der Mutter wie auch den Töchtern Raum zur Entfaltung lässt. Man kann mit ihnen träumen, ihnen zugleich Gesellschaft leisten, wenn es richtig kompliziert wird und alte Wahrheiten in Frage gestellt werden, während neue sich zusammensetzen.

Credits

OT: „Le Retour“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Catherine Corsini
Drehbuch: Naïla Guiguet, Catherine Corsini
Kamera: Jeanne Lapoirie
Besetzung: Aïssatou Diallo Sagna, Esther Gohourou, Suzy Bemba, Lomane de Dietrich, Cédric Appietto, Marie-Ange Géronimi, Harold Orsoni, Virginie Ledoyen, Denis Podalydès

Bilder

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Rückkehr nach Korsika
fazit
„Rückkehr nach Korsika“ erzählt von einer Frau, die sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, aber auch deren beiden Töchter, die zwischen Selbstsuche und Aufbruch stehen. Der mit Coming-of-Age-Themen arbeitende Sommerfilm ist sehenswert, auch wegen des Ensembles, ist manchmal aber etwas überfrachtet.
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