Als Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) im Krankenhaus zu sich kommt, kann sie sich an nichts erinnern. Umso größer ist der Schock, als sie erfährt, was geschehen ist. So war sie mit ihrem schwer verletzten Nachbarn Christian Zegel (Felix Quinton) selbst auf dem Weg ins Krankenhaus, als es zu einem Unfall kam. Kohr soll daraufhin Alexander Diebhorst (Wanja Götz) erschossen haben, den unbewaffneten Unfallgegner, der ihnen eigentlich nur helfen wollte. Aber wie kann das sein? Während der junge Staatsanwalt Dr. Sebastian Kiemen (Benito Bause) alles dransetzt, um sie für die Tat zu bestrafen, hält Anton Mehringer (Herbert Knaup) treu zu ihr. Kohr selbst fängt an, auf eigene Faust zu ermitteln, und stößt dabei auf eine aktivistische Umweltgruppe sowie ein Zementwerk, bei dem nicht alles mit rechten Dingen vor sich zu gehen scheint …
Rückkehr der schlagkräftigen Polizistin
Eine Zeit lang war Sarah Kohr eine verlässliche Bank. So kamen 2021 und 2022 jeweils zwei neue Filme mit der schlagkräftigen Polizistin heraus. Seither war es aber still um sie geworden. 2023 gab es keinen einzigen Auftritt, von den Wiederholungen einmal abgesehen. Und auch dieses Jahr hieß es erst einmal warten. Zwar war Zement für den Januar angekündigt, wurde dann aber recht kurzfristig um zwei Monate verschoben. Umso gespannter darf man sein, wie die Einschaltquoten beim 9. Teil der ZDF-Krimireihe ausfallen werden. Schließlich waren die Zuschauerzahlen zuletzt rückläufig. Hinzu kommt, dass sich der letzte Film Irrlichter der Corona-Pandemie annahm und Verschwörungstheoretiker zu Feinden machte, was erwartungsgemäß Teile des Publikums ärgerte. Aber auch wer sich nicht persönlich angegriffen fühlte, durfte bei dem plumpen Drehbuch ausschalten.
Zumindest teilweise stellt Sarah Kohr: Zement dabei einen Fortschritt dar. Zwar lässt es sich Autor Timo Berndt, der seit dem zweiten Teil Mord im Alten Land sämtliche Drehbücher der Reihe verfasst hat, nicht nehmen, auch dieses Mal gesellschaftliche Themen einzuarbeiten und sich moralisch zu geben. Allerdings geht es dabei um Unternehmen, die so tun, als wären sie umweltfreundlich, dabei in Wahrheit aber Gift verteilen. Auf solche Feinde kann man sich meistens gut einigen, zumal ja auch das eine Form der Verschwörungstheorie darstellt. Dass die Reichen und Mächtigen irgendwelche schmutzigen Dinge drehen, haben wir insgeheim schon immer gewusst. Entsprechend wenig originell ist die Geschichte hier. Dass die Hauptfigur eine Tatverdächtige ist, die ihre eigene Unschuld beweisen muss, ist auch nicht gerade Ausdruck größerer Kreativität. Das kommt in dem Genre andauernd vor, zuletzt etwa bei Tatort: Dein Verlust.
Mehr Kampf als Geist
Fans der Reihe dürfte das aber egal sein, in der Hinsicht waren die Filme nie besonders gut. Wer hier reinschaltet, dann nicht, um eine raffinierte Geschichte zu sehen, sondern eine toughe Polizistin, die als einsame Wölfin die härtesten Fälle löst. Dafür braucht sie natürlich auch ein wenig Köpfchen. Wenn einem die Protagonistin in Erinnerung bleibt, dann aber vor allem wegen ihres körperlichen Einsatzes. Willensstarke Polizistinnen gibt es im deutschen Fernsehen einige, etwa Helen Dorn. Niemand schlägt aber derart beherzt zu wie Kohr. Das darf sie dann auch in Sarah Kohr: Zement wieder unter Beweis stellen, wenn es im Laufe der anderthalb Stunden zu mehreren Kämpfen kommt, bei denen unsere Heldin mal die Nase vorn hat, aber auch mal unterlegen sein darf.
Diese Szenen machen schon etwas her, haben auch Jahre nach dem Start der Reihe nichts von ihrem Reiz verloren. Klar, das ist jetzt hier kein Referenzmaterial, „richtige“ Actionfilme haben da doch noch mehr zu bieten. Aber es kann sich schon sehen lassen. Hinzu kommt ein höheres Tempo, was für Unterhaltung sorgen kann. Da passiert ständig etwas, mit Gefahren wird nicht gegeizt, auch Verfolgungsjagden sind drin. Das Ergebnis ist schon ordentlich. Und doch, so richtig spannend ist Sarah Kohr: Zement am Ende nicht, dafür ist das einfach zu formelhaft. Durch die Eiführung mehrerer dubioser Figuren wird zwar etwas hinausgezögert, die wahren Schuldigen zu präsentieren, da kommt es zu Wendungen. Aber da ist nichts dabei, was über den Abspann hinaus in Erinnerung bleiben würde.
OT: „Sarah Kohr: Zement“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Katrin Schmidt
Drehbuch: Timo Berndt
Musik: Boris Bojadzhiev
Kamera: Simon Schmejkal
Besetzung: Lisa Maria Potthoff, Herbert Knaup, Annabelle Mandeng, Bastian Reiber, Florian Schmidtke, Benno Fürmann, Liza Tzschirner, Corinna Kirchhoff, Benito Bause, Merlin Sandmeyer, Katrin Ingendoh
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