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Glücklich ist die Ehe zwischen Tobias Exner (Pétur Óskar) und seiner Frau Greta (Cordelia Wege) schon länger nicht mehr. Er lässt keine Gelegenheit ungenutzt, diese zu betrügen, macht daraus auch nicht wirklich ein Geheimnis. Geheim sind jedoch seine Absichten, Greta aus dem Weg zu räumen, gemeinsam mit seiner Internetbekanntschaft „Kitty13“. Ist sie erst einmal tot, kommt er an das Geld der reichen Erbin und kann endlich so leben, wie er es möchte. Zumindest lässt der Chatverlauf mit der Unbekannten darauf schließen. Doch dann verschwindet er auf einmal spurlos. Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) gehen der Sache nach, haben dabei aber mit großen Widerständen zu kämpfen, auch weil die Familie sich wenig für das Verschwinden interessiert …
Die Toten schweigen nicht
Zurzeit kommt es beim Tatort zu bemerkenswert vielen Änderungen. Das Mainzer Team wurde bereits letztes Jahr aufgelöst. Mit Geisterfahrt wurde auch das in Göttingen zu Ende geführt. Was bleibt markierte Anfang des Jahres den Abschied von Franziska Weisz, die nicht weiter für die Nordausgabe zur Verfügung steht. Zuletzt gab Rick Okon bei den Dortmundern seinen Abschied, Cash war kürzlich der letzte Auftritt des Schauspielers. Das sind schon ziemlich viele Abgänge in kurzer Zeit. Inzwischen steht auch fest, dass Axel Milberg seine langjährige Rolle als Klaus Borowski aufgeben wird. Irgendwann 2025 soll es so weit sein. Borowski und der Wiedergänger wird also einer der letzten Filme mit dem Kommissar sein, der seit 2003 in Kiel ermittelt und es in der Zeit auf mehr als 40 Filme brachte.
Ob der neue nun eine Bereicherung ist, darüber kann man sich streiten. Zumindest ist der 1263. Film des ARD-Dauerbrenners aber ein recht ungewöhnlicher Beitrag. So fehlt hier die übliche Leiche, mit der die Ermittlungen gewöhnlich beginnen. Es ist ja nicht einmal sicher, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Möglich, dass der untreue Gatte auch einfach nur die Fliege gemacht hat. Zugegeben, ist eher unwahrscheinlich, die goldene Gans lässt man nicht einfach so zurück, ohne diese noch einmal ausnehmen zu wollen. Verwirrend ist dabei, dass es in Tatort: Borowski und der Wiedergänger zu Nachrichten des vermeintlich Toten kommt. Lebt er also doch noch? Gibt es jemand anderen, der sich für ihn ausgibt? Und wenn ja, aus welchem Grund? Eine plausible Erklärung fehlt da zunächst. Das Publikum darf zahlreiche Fragen stellen.
Eigen, aber nicht wirklich spannend
Und doch ist der Film nicht spannend, zumindest nicht auf eine Weise, wie Krimifans das gern hätten. Regisseur Andreas Kleinert (Lieber Thomas) und Drehbuchautor Sascha Arango (Borowski und der stille Gast) scheinen weniger an einer klassischen Spurensuche interessiert zu sein, sie wollten sich jeder auf seine Weise lieber künstlerisch austoben. Da gibt es beispielsweise inszenatorische Tricks, darunter einen, der einen schon irgendwie netten Meta-Moment enthält, der viele verwirrt auf die Uhr schauen lässt. Hinzu kommen bei Tatort: Borowski und der Wiedergänger Verweise auf Horrorklassiker. Vor allem Edgar Allen Poe scheint da auch Pate gestanden zu haben. Die Figuren sind da nur Mittel zum Zweck, die meisten sind nicht mehr als Abziehbilder – was bei einem Film, der maßgeblich von zwischenmenschlichen Beziehungen handelt, ein bisschen wenig ist.
Dann und wann ist das Ergebnis zwar unterhaltsam oder auch atmosphärisch. Dass Greta, die weder von den Eltern noch dem Mann ernstgenommen wird, ihre Leidenschaft mit der Fotografie von Lost Places entdeckt hat, bringt einige schöne Aufnahmen mit sich. Insgesamt ist Tatort: Borowski und der Wiedergänger oft aber zäh, wenn der Film mit allem möglichen beschäftigt ist, nur nicht dem Fall an sich. Wer einen spannenden Krimi sehen möchte, kann das hier also getrost ignorieren. Teilweise erinnert das mehr an die Auftritte des Wiesbadener Kollegen Murot. Wer hingegen angeödet ist von den vielen völlig ambitionsfreien Genrevertretern, die man schon vergessen hat, bevor das Verbrechen aufgeklärt wurde, kann einen Blick riskieren. Der irgendwie seltsame Teil ist zumindest eigen genug dafür.
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