The Falling
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The Falling

The Falling
„The Falling“ // Deutschland-Start: unbekannt

Inhalt / Kritik

Es ist der Sommer des Jahres 1969 und während sich der Rest Großbritanniens in den letzten Zügen der Swinging Sixties befindet, herrschen auf dem Mädcheninternat, auf das die Freundinnen Lydia (Maisie Williams) und Abigail (Florence Pugh) gehen, noch Tradition und Pflicht. Unter der Ägide von Direktorin Miss Alvaro (Monica Dolan) und Lehrerinnen wie der strengen Miss Mantel (Greta Scacchi) gibt es für die Schülerinnen nur wenige Freiräume. Zwischen Zucht und Disziplin haben sich Lydia und Abigail jedoch ein paar Freiheiten erkämpft, wie beispielsweise die alternative Theatertruppe, die Abigail auch noch leitet, oder die Zeichenstunden bei der jungen Miss Charron (Morfydd Clark). Jedoch haben die beiden seit geraumer Zeit andere Sorgen, denn nachdem sie Sex mit einer Zufallsbekanntschaft hatte, meint Abby, dass sie schwanger sei. Zunächst freuen sich die beiden darüber, dass Abby bald ein Kind bekommt, aber als sie sich öfter übergibt und zudem noch ohnmächtig wird, ahnt Lydia, dass etwas mit ihrer Freundin nicht stimmt.

Als eine Tragödie das Internat erschüttert, erleben auch die anderen Schülerinnen Übelkeit und Ohnmachtsanfälle. Schließlich vergeht kaum eine Schulstunde oder eine Veranstaltung in der Aula, ohne dass nicht einige der Mädchen umfallen und nach wenigen Minuten verwirrt wieder aufwachen. Da Miss Alvaro an ein Komplott seitens der Schülerschaft glaubt und die Ohnmachtsanfälle als einen Versuch ansieht, Aufmerksamkeit zu erregen, geht sie mit aller Härte vor. Lydia gilt in ihren Augen als Rädelsführerin, doch sie ist längst über die Strafen der Direktorin erhaben.

Abwesende Väter

Inspiriert von der Geschichte einer Freundin begann Autorin und Regisseurin Carol Morley über Phänomene wie Massenhysterie und psychogene Erkrankungen. Sie hörte dabei von einem Vorfall an einer Schule in Tansania, deren Schüler an seltsamen Lachanfällen litten, was sich schließlich sogar an anderen Schulen verbreitete. Diese Recherche bildet das Fundament für The Falling, einer Geschichte, bei der es zwar nicht zu Lachanfällen kommt, aber dafür zu mysteriösen Ohnmachtsanfällen. Ihr insgesamt dritter Spielfilm liest sich zum einen wie eine Coming-of-Age-Geschichte, doch zum anderen wird auch der Konflikt zweier Generationen deutlich, die beide einander missverstehen und scheinbar nicht mehr zueinander finden.

Auch wenn The Falling keineswegs autobiografisch zu verstehen sei, sei das Gefühl des abwesenden Vaters etwas, was Morley mit den Figuren des Filmes verbinde. Dabei ist es nicht nur der fehlende Patriarch, der vielleicht für etwas Ordnung sorgen könnte oder zumindest etwas Orientierung, sondern generell das Fehlen einer Struktur. Die Ohnmacht ist eine universelle Metapher der Hilflosigkeit der Mädchen, die sich von ihren Eltern emotional distanziert haben (sofern diese das nicht schon vorher getan haben) und von Autoritätsfiguren Werte vermittelt bekommen, die nichts mit ihrer Welt zu tun haben. Die poetischen Bilderwelten, die bisweilen an die Werke der Romantik erinnern, betonen den eskapistischen Drang der Mädchen, die nach Freiräumen suchen sowie nach eigenen Wegen, die Erwachsenenwelt zu verstehen. Visuell ist das durchaus ansprechend, vor allem weil Kamerafrau Agnes Godard ein Gespür für Stimmungen hat, doch erzählerisch ist das naiv und gleitet vor allem gegen Ende in den Kitsch ab.

Eine Krankheit ohne Namen

Die Geschichte oder vielmehr der zentrale Konflikt der beiden Generationen in The Falling könnte aktueller nicht sein. Immer deutlicher wird die Diskrepanz und damit auch der Frust der Jugend gegenüber einer Generation der Älteren, die sich nicht ernst nimmt, keinen Grund für ihren Ohnmachtsanfälle findet und somit lediglich an eine Hysterie glaubt. Maisie Williams und Florence Pugh spielen, teils etwas unbeholfen, junge Träumerinnen, die zwischen dem Wunsch nach Ausbruch und der Sehnsucht nach einem Rückzugsort gefangen sind. Interessant ist dabei, wie Morley die Dynamik der Gruppe darstellt, welche die beiden Freundinnen umgibt. In einigen Szenen wirken die Rituale und Gespräche wie Auszüge eines Kultes, was wiederum auch jene Sichtweise ist, welche die Erwachsenen im Film haben. Vielleicht muss man so jung sein wie die beiden Protagonistinnen, um dies alles zu verstehen, aber nach über 100 Minuten Film wirkt dies alles nicht nur sehr unreif, sondern auch reichlich hohl.

Credits

OT: „The Falling“
Land: UK
Jahr: 2014
Regie: Carol Morley
Drehbuch: Carol Morley
Musik: Tracey Thorn
Kamera: Agnes Godard
Besetzung: Maisie Williams, Maxine Peak, Florence Pugh, Monica Dolan, Greta Scacchi, Mathew Baynton, Morfydd Clark

Trailer

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The Falling
fazit
"The Falling" ist ein Mysterydrama und ein Coming-of-Age-Film. Carol Morley erzählt von einer Massenhysterie an einem Internat und dem Eskapismus junger Mädchen. Die Kameraarbeit sowie die schauspielerischen Leistungen bleiben dabei eher im Gedächtnis als der schön anzusehende, aber eigentlich hohle Plot.
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