Seit vielen Jahren schon sind Jude (Jack Donnelly) und Andy (Wayne Gordon) eng miteinander befreundet. Deswegen war es auch klar für Jude, dass er seinen besten Kumpel mitnimmt, als er eine Luxusreise gewinnt. Begleitet werden sie jeweils von zwei weiteren ihnen nahestehenden Menschen, auch dies gehört zum Gewinn dazu. Teil dieser Reise ist aber auch ein Spiel, bei dem die beiden Freunde gegeneinander antreten können. Wer am Ende gewinnt, dem winken 20 Millionen US-Dollar. Zunächst halten sie das alles für einen Scherz, machen aber dennoch die erste Runde mit. Was soll es schon groß schaden? Doch nach einem komplizierten Auftakt erklären sie sich bereit, das Spiel bis zum Ende weiterzuspielen – ohne zu ahnen, was auf sie wartet …
Das Spiel mit dem Tod
Dass Menschen sich am Anblick erfreuen können, wenn andere um ihr Leben kämpfen, ist kein ganz neues Phänomen. Schon die Gladiatorenkämpfe bedienten damals ein voyeuristisches Bedürfnis nach Mord und Todschlag, verbunden mit ein bisschen Nervenkitzel. Zumindest offiziell finden solche spielerischen Überlebenskämpfe nicht mehr statt. In Filmen und Serien ist das Motiv aber nach wie vor sehr beliebt, wie in den letzten Jahren beispielsweise die Publikumslieblinge Squid Game und Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds & Snakes bewiesen haben. Ein vergleichbarer Erfolg wird Us or Them – Spiel auf Leben und Tod natürlich nicht vergönnt sein. Hierzulande kommt der Film auch nur fürs Heimkino heraus. Seine Fans könnte der Horrorthriller aber durchaus finden.
So ist das Szenario etwas gemeiner als bei den meisten dieser Geschichten. Hier treten nicht irgendwelche Fremden an, was den Kampf sonst gewissermaßen erleichtert. Einen Menschen aus dem Weg zu räumen, den man nicht kennt und mit dem man nie wieder etwas zu tun haben wird, das lässt sich leichter mit dem eigenen Gewissen vereinbaren. Bei Us or Them – Spiel auf Leben und Tod werden aber Menschen aufeinandergehetzt, die sich eigentlich nahestehen. Einem Freund etwas Schlechtes zu tun, und das auch noch von Angesicht zu Angesicht? Das ist schon gemein. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Man hat hier zumindest innerhalb eines bestimmten Rahmens eine Wahl. Die Teilnehmenden können versuchen, heil aus allem rauszukommen und nur dem anderen etwas Schlechtes zu tun oder sich Gutes und Schlechtes zu teilen.
Perfide, aber ohne viel Abwechslung
Teilweise ist das dann auch wirklich perfide, stellt die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe. Zumindest implizit wird das Publikum auch dazu ermuntert, sich zu fragen, wie man wohl selbst in der Situation reagieren würde. Eine richtige Antwort gibt es dabei nicht, auch wenn die Teilnehmenden versuchen, ihre Entscheidungen irgendwie zu rechtfertigen. Zu diesem Zweck bringt Us or Them – Spiel auf Leben und Tod noch ein paar frühere Geschichten ins Spiel, die es so eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Teilweise ist das schon ziemlich konstruiert. Aber Glaubwürdigkeit sollte man sowieso nicht erwarten, vieles hier ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Das sind eher was-wäre-wenn-Gedankenspiele, weniger etwas, das im Alltag eine größere Relevanz haben würde.
Das muss nicht zwangsläufig ein Problem sein. Man schaut sich solche Filme und Serien normalerweise nicht an in der Erwartung, ein realistisches Szenario geboten zu bekommen. Wichtiger ist der Unterhaltungsfaktor. Der ist bei Us or Them – Spiel auf Leben und Tod vorhanden, aber nicht auf dem allerhöchsten Niveau. So gemein die Situation ist, in die beide Männer gezwungen werden, so schnell ist deren Potenzial aufgebraucht. Sicher, von Runde zu Runde werden die Einsätze höher, sowohl die finanziellen wie auch die gesundheitlichen. Dennoch tut sich da nicht mehr so wahnsinnig viel, das funktioniert alles immer nach demselben Prinzip. Auch die Auseinandersetzungen, seien es zwischen den Protagonisten oder der Spielshow-Moderatorin (Malin Akerman), wiederholen sich sehr schnell, weshalb die oberste Sünde begangen wird, die hier möglich ist: Langeweile. Alles in allem ist der Film zwar schon ordentlich. Er holt aber aufgrund der fehlenden Abwechslung nicht genügend aus der Prämisse heraus.
OT: „Us or Them“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Tom Paton
Drehbuch: Nicole Bartlett
Musik: Max Sweiry
Kamera: George Burt
Besetzung: Wayne Gordon, Jack Donnelly, Malin Akerman
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