Zwei Companeros Vamos a matar, compañeros
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Zwei Companeros

„Zwei Companeros“ // Deutschland-Start: 11. Mai 1971 (Kino) // 30. Oktober 2018 (DVD)

Inhalt / Kritik

Die Wirren und blutigen Schlachten der Mexikanischen Revolution sollen für Yodlaf Peterson (Franco Nero), auch bekannt als „Der Schwede“, zu einer lukrativen Einnahmequelle werden. Als er an General Mongo (Francisco Bodalo), den Anführer des bewaffneten Aufstandes, eine Ladung Waffen verkaufen will, muss dieser ihn vertrösten. Zwar ist es ihm gelungen, die Stadt San Bernardino einzunehmen, doch der Safe, der die Bezahlung Petersons beinhaltet, ist verschlossen. Die Kombination hat Professor Vitaliano Xantos (Fernando Rey), ein Intellektueller und Anführer der politischen Linke, die Mongo ein Dorn im Auge ist. Peterson wird damit betraut, Xantos mithilfe des in Ungnade gefallenen „Basken“ (Tomás Milián), einem Bauern und ehemaligen Generals unter Mongo, aus einer Haft in den USA zu befreien und zurück nach Mexiko zu bringen. Jedoch können sich der „Baske“ und Peterson nicht leiden und nutzen jede Gelegenheit, um den anderen auszutricksen oder zurückzulassen. Zudem werden sie schon bald von dem Killer John (Jack Palance) und seiner Bande verfolgt, die vor allem mit Peterson noch eine alte Rechnung zu begleichen haben.

Auch der Ausbruch gestaltet sich als schwierig, da Xantos ein Pazifist ist und an die Gerechtigkeit glaubt. Er will auf keinen Fall, dass wegen ihm jemand verletzt oder gar getötet wird, was sowohl für Peterson als auch den „Basken“ neu ist. Als man sich dann auf den Weg zurück nach Mexiko macht, erkennt vor allem Peterson, dass es noch etwas anderes gibt als die Gier und das Geld. In den Idealen des Professors beginnt er etwas zu bemerken, das er schon lange vergessen hat.

Die Wahrheiten einer Revolution

Mit Django und Leichen pflastern seinen Weg hat Sergio Corbucci zwei der bekanntesten Werke des europäischen Western geschaffen. Der Status der Filmografie Corbuccis geht jedoch weit über diese beiden Filme hinaus, denn neben seinem Kollegen Sergio Leone sind sind auch seine Western als Spiegelbild der Zeit zu verstehen, wenngleich Corbucci bisweilen noch zynischer und pessimistischer war als Leone. Jedoch ist es nicht nur reine Schwarzseherei, die Corbuccis Filme ausmacht, sondern auch die Suche nach möglichen Auswegen aus einem hoffnungslosen Zustand. Die gefürchteten Zwei und Zwei Companeros, auch bekannt als Lasst uns töten, Companeros, kann man als Gegengewicht zum Zynismus eines Django betrachten, geben sich aber zugleich nicht einem blinden Idealismus hin.

Zunächst ist da jedoch wieder die ernüchternde, grausame Realität, in diesem Falle einer Revolution, die Corbucci zeigt. Dieses Mal reitet Franco Nero nicht mit einem Sarg im Schlepptau in die Stadt, dieses Mal ist es ein Waggon vollgepackt mit Waffen, die er an den höchsten Bieter verkaufen will. Der wortkarge Rächer ist zu einem schlagfertigen Opportunisten geworden, der, wie viele andere vor ihm, das große Geschäft wittert im Chaos einer Revolution. General Mongo ist da nicht viel anders, denn er gibt ohne zu zögern zu, dass er mit Idealen wenig anfangen kann und nur auf reinen Mammon aus ist, den er sich Tresor erhofft. Tomás Milián als „Baske“ ist ein Charakter, der aufgrund seines Mangels an Bildung und Erfahrung, demjenigen folgt, der ihm einen Orden umhängt und ihm etwas Verantwortung aufträgt, ohne zu ahnen, dass er für diesen nur eine Schachfigur ist. Zu Beginn putzt er noch einem Soldaten die Stiefel, nur um wenige Minuten später dies bei General Mongo zu machen. Prägnanter und ernüchternder hat man selten die Realität einer Revolution auf den Punkt gebracht, die bei allem Blutvergießen und Reden doch nur wieder bei den alten Verhältnissen landet und bei denen nur Männer wie Mongo und Peterson profitieren.

Wahre Companeros

Der spanische Begriff „companero“ hat mehrere Bedeutungen über „Freund“ hinaus. „Weggefährte“, „Kamerad“, „Kumpel“ oder „Genosse“ gehören ebenfalls zu den möglichen Übersetzungen, die sich anbieten. In Corbuccis Film ist es eine normale Anrede innerhalb der Gefolgsleute Mongos und der Soldaten, aber zugleich eine ideologisch angehauchte Bezeichnung bei der politischen Opposition. Franco Neros Tomás Miliáns Figur sind alles andere als „companeros“, wie der Titel vermuten lässt, denn keinesfalls begegnen die beiden sich auf Augenhöhe. Beide versuchen einander auszutricksen und zu belügen. Sie sind ein Spiegelbild der Zwietracht, die, getrieben von Gier und Geltungssucht, versuchen zu überleben, wobei vor allem Peterson bereit ist, über Leichen zu gehen, was ihm schon den ein anderen Feind eingebracht hat. Corbucci erzählt davon, wie man zurückkommen kann zu Idealen, die den Menschen wieder im Fokus haben, was in dem hoffnungsvollen Titellied, komponiert von Ennio Morricone, angepriesen wird. Damit ist es dem Regisseur ernster, als es bisweilen die deutsche, auf Komik getrimmte Synchronisation vermuten lassen würde.

Credits

OT: „Vamos a matar, compañeros“
AT: „Lasst uns töten, Companeros“
Land: Spanien, Italien, Deutschland
Jahr: 1970
Regie: Sergio Corbucci
Drehbuch: Dino Maiuri, Massimo De Rita, Fritz Ebert, Sergio Corbucci
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Alessandor Ulloa
Besetzung: Franco Nero, Tomás Milián, Fernando Rey, Iris Berben, Edorado Bodalo, Jack Palance

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Zwei Companeros
fazit
„Zwei Companeros“ ist ein Western über die ernüchternde Wahrheit einer Revolution, doch ebenfalls über die Möglichkeit eines Neuanfangs, ausgehend von Werten wie Menschlichkeit. Erzählerisch und thematisch ist dies einer Weiterentwicklung für Sergio Corbucci, der unter anderem mit diesem Film versucht zaghaft nach vorne zu blicken nach einem Jahrzehnt der Zwietracht und des Chaos.
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