Es ist kein schlechtes Leben, das Winnie Puuh da führt. Wenn er nicht gerade durch den Hundertsechzig-Morgen-Wald streift und mit seinen Freunden wie Ferkel spannende Abenteuer erlebt, zieht er sich gern zurück und denkt über die Welt nach. Oft geschieht das mit geschlossenen Augen, damit er sich auch konzentrieren und vielleicht etwas ausruhen kann nach dem anstrengenden Tag. Nur eines bereitet dem Bären echte Sorgen: Was tun, wenn der Honig ausgeht? Aber mit seinem Einfallsreichtum, seiner Beharrlichkeit und einer gehörigen Portion Dreistigkeit ist er bislang noch über die Runden gekommen. Außerdem kann er sich auf die anderen verlassen – meistens zumindest …
Comic-Abenteuer des beliebten Bären
2023 war Winnie Puuh auf einmal wieder ein Star – wenn auch auf eine weniger erfreuliche Weise. So ist der als Pu der Bär bekannt gewordene Kinderliebling, der auf Bücher des englischen Autoren Alan Alexander Milne zurückgeht, Teil der Public Domain geworden. Das wurde zum Anlass genommen, um den kruden Horrorfilm Winnie the Pooh: Blood and Honey zu drehen. Gut war der nicht, eigentlich sogar richtig mies. Aber er bekam Aufmerksamkeit. Da ist es nur gerecht, dass nur wenige Monate später 365 Tage mit Winnie Puuh auf den Markt gekommen ist und uns den Bären so zeigt, wie wir ihn seit unseren Kindheitstagen kennen.
Dabei handelt es sich nicht um einen Kalender, wie man angesichts des Titels denken könnte. Vielmehr erwartet die Leser und Leserinnen eine Sammlung von Comic-Strips, die zwischen 1978 und 1987 in Zeitungen veröffentlicht wurden. Diese stammen dabei nicht von Milne selbst, der bereits 1956 gestorben ist, sondern wurden von Don Ferguson betextet und von Richard Moore gezeichnet. Die Geschichten orientieren sich dabei an der Disney-Fassung. 1966 war ein erster animierter Kurzfilm mit dem Titel Winnie Puuh und der Honigbaum entstanden, dem einige weitere folgten sowie 1977 der Kinofilm Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh, der diese Kurzfilme zusammenschnitt. Auch diese sind in 365 Tage mit Winnie Puuh enthalten, nur eben als Comic adaptiert.
Liebenswürdig und charmant
Von diesen Adaptionen abgesehen sind die Geschichten sehr kurz. Ein Großteil der Strips bestehen tatsächlich nur aus drei oder vier Bildern, die aus dem Alltag von Puuh und dessen Freunde erzählen. Tiefgang oder große Abenteuer darf man dabei dann natürlich nicht erwarten. Das hier sind klassische Zeitungscomics, die nicht mehr als einen Gag enthalten. Wenn überhaupt: Da sind auch eine Reihe von Beispielen dabei, wo offensichtlich die Idee fehlte. Ungeniert werden dann Witze wiederholt, etwa zu der konstanten schlechten Laune des Esels I-aah oder die Honigsucht von Puuh. An einer Stelle macht man sich sogar darüber lustig, dass man keinen Gag hat. Wer erwartet, hier auf jeder Seite laut lachen zu können, wird enttäuscht. 365 Tage mit Winnie Puuh kann das nicht bieten, bei diesen unter hohem Zeitdruck entstandenen Comics ist zwangsläufig oft Leerlauf dabei.
Aber es sind auch genügend Momente dabei, die tatsächlich Spaß machen. Das liegt einerseits an den liebenswürdigen Figuren, die mit reichlich Macken ausgestattet sind. Neben den oben genannten gehört da beispielsweise das ständige Hüpfen von Tigger dazu, womit der Rabbit in den Wahnsinn treibt. An manchen Stellen wird es auch schön absurd, wenn manches beispielsweise wörtlich verstanden und damit missverstanden wird. Zusammen mit den charmanten Zeichnungen entsteht auf diese Weise eine Kollektion, die man sich immer mal wieder gern hervorholt, um ein wenig darin zu blättern. Natürlich richtet sich 365 Tage mit Winnie Puuh oft eher an ein jüngeres Publikum. Aber auch erwachsene Leser und Leserinnen finden hier Material, mit dem man sich die Zeit und graue Regennachmittage vertreiben kann.
OT: „365 Days with Winnie the Pooh“
Land: USA
Jahr: 2019 (1978-1987)
Text: Don Ferguson
Zeichnungen: Richard Moore
Vorlage: Alan Alexander Milne
Zum 80. Geburtstag von Schneewittchen und die sieben Zwerge blicken wir zurück auf die Geschichte von Disney Animation. In unserem Special findet ihr viele Infos, Links zu Kritiken der Filme, aber auch anderes rund um die beliebten Figuren.
Amazon (Comic „365 Tage mit Winnie Puuh“)
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