Der Schock ist groß, als Anara van Veeren (Marlene Tanczik) einen schweren Autounfall erleidet und ins Koma fällt. Umso mehr, da die Vermutung im Raum steht, dass jemand den Wagen manipuliert haben könnte. Nur wer? Und aus welchem Grund? Ihr Mann Max (Klaus Steinbacher), ein erfolgreicher Software-Manager, rückt natürlich in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Aber womöglich galt der Anschlag auch ihm. Er selbst will unbedingt herausfinden, was geschehen ist und fängt daher damit an, mehr über seine Frau nachzuforschen. Dabei hat er seinen Kollegen Patrick Reitwald (Marcus Mittermeier) im Verdacht, etwas mit der Sache zu tun zu haben. Glücklicherweise ist da aber auch Saskia Blankenstein (Felicitas Woll), die ebenfalls in dem Unternehmen arbeitet und die einzige ist, der Max noch vertraut …
Mix auf Mystery-und Psycho-Thriller
Und täglich grüßt das Mördertier. Beim ZDF setzt man oft und gern auf Krimis. Freitag und Samstag sind fest für das Genre geblockt, der Sonntagabend auch. Manchmal der Mittwoch. Und auch montags geht es düster zu. Immerhin: Während an den anderen Tagen meistens langjährige Filmreihen und Serien ausgestrahlt werden, gibt es zumindest am Montag hin und wieder Einzelwerke. Kürzlich wurde etwa Der Millionen Raub ausgestrahlt, bei dem ein Raub völlig in die Hose geht und immer mehr Leute hineinzieht. Jetzt kommt mit Blindspot ein Thriller, der ebenfalls für sich steht und nicht Teil eines größeren Franchises ist. Aber auch in anderer Hinsicht unterscheidet sich der Film stark von dem, was man sonst so auf dem Sendeplatz gewohnt ist.
Das fängt schon mit der Ungewissheit an, ob hier denn überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Da ist natürlich der schreckliche Autounfall. Aber ob da jemand nachgeholfen hat oder nicht, ist zunächst unklar. So wie vieles unklar ist. Tatsächlich handelt es sich bei Blindspot um einen Mix aus Mystery-Thriller und Psycho-Thriller. Geheimnisse gibt es in der deutschen Produktion mehr als genug. Und es scheinen auch von Minute zu Minute mehr zu werden: Je mehr Max in der Vergangenheit seiner Frau herumstochert, umso überzeugter ist er, dass diese ein Doppelleben führte und vieles vor ihm geheim gehalten hat. Dabei verläuft die Entdeckungsreise nicht geradlinig. Vielmehr springt der Film munter hin und her, lässt die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart verschwinden.
Mehr Rätsel als Geschichte
Eng damit verbunden ist der Psycho-Anteil. Man weiß hier nach einer Weile nicht mehr, was davon nun reale Ereignisse sind, welche nur Hirngespinste des Protagonisten. Denn so ganz zurechnungsfähig ist der Göttergatte nicht, von zuverlässig ganz zu schweigen. Blindspot ist einer dieser Filme, die einen an die Hauptfigur fesseln und die Geschichte so sehr mit deren Perspektive verbinden, dass man gar nicht erst die Möglichkeit bekommt, objektiv über alles informiert zu werden. So etwas kann spannend sein, wenn das Publikum auf Schritt und Tritt rätseln und zweifeln darf. Es braucht allerdings auch eine Balance aus all dem: Die Verwirrungsspiele sollten immer ein Ziel vor Augen haben, auf das alles hinausläuft.
Hier hingegen stellt sich mit der Zeit immer der Eindruck ein, dass dieses Doppeldeutige das Ziel ist, nicht das Erzählen einer Geschichte. Da wird dann ganz exzessiv mit einer mysteriösen Atmosphäre gespielt, ohne sich darum zu kümmern, ob das auch irgendwo hinführt. Das ist streckenweise stimmungsvoll und zudem schick bebildert. Der Thriller, der auf dem Film Festival Cologne 2023 Premiere feierte, kann sich sehen lassen und hebt sich sehr von dem ab, was man sonst im deutschen Fernsehen sieht. Aber es ist auch unbefriedigend. Gerade das Ende von Blindspot ist schon ziemlich dreist, wenn dann noch ein paar Wendungen eingebaut werden, die keine Antworten liefern, sondern lediglich den Zweck haben, möglichst verschlungen zu sein. Das soll wohl clever sein, ist aber im Gegenteil ziemlich faul, weil man sich so davor drückt, eine wirkliche Geschichte zu erzählen.
OT: „Blindspot“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Hannu Salonen
Drehbuch: Marc. O. Seng
Musik: Iva Zabkar
Kamera: Andreas Zickgraf
Besetzung: Klaus Steinbacher, Marlene Tanczik, Felicitas Woll, Marcus Mittermeier
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