In Abigail folgen wir sechs Mitgliedern eines Verbrecherteams, das zusammengekommen ist, um die Tochter eines reichen Mannes zu entführen. Die Aufgabe klang einfach. Tatsächlich geht zunächst alles glatt und sie bringen das Mädchen in ein abgelegenes Landhaus, wo sie darauf warten, das Lösegeld zu bekommen. Dummerweise stellt sich dabei aber heraus, dass das mutmaßlich harmlose Kind in Wahrheit ein Vampir ist und die Jäger plötzlich zu den Gejagten werden. Zum Kinostart des Horrorfilms am 18. April 2024 interviewen wir Dan Stevens und Kathryn Newton, die zwei der unglücklichen sechs spielen, die auf einmal um ihr Leben kämpfen müssen.
Warum habt ihr beide bei Abigail mitgemacht? Was hat euch an dem Film gereizt?
Dan Stevens: Ich habe mich sehr darauf gefreut, mit Radio Silence zu arbeiten, also mit Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett. Das sind zwei Leute, die gern blutige, brutale Filme drehen, die gleichzeitig lustig sind. Und das haben sie auch bei Abigail getan. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Sie haben eine wunderbare Gruppe von Leuten zusammengebracht und wir haben einen blutigen, albernen Film gedreht.
Kathryn Newton: Bei mir ist es dasselbe. Wenn du mit Matt und Tyler sprichst, hast du sofort Lust, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Das sind wirklich nette Leute. Diese Erfahrung bedeutet so viel, wenn du einen Film drehst. Als ich das Drehbuch gelesen habe, habe ich außerdem meine Figur Sammy geliebt und die Reise, auf die sie sich begibt. Und ich wusste, dass ich mit Matt und Tyler diese Figur wirklich erkunden konnte.
Ihr habt beide vorher schon in mehreren anderen Horrorfilmen mitgespielt. Ist das ein Genre, das ihr gezielt sucht?
Kathryn Newton: Ich suche eigentlich nichts gezielt.
Dan Stevens: Geht mir genauso. Oft hängt es mit den Filmemachern zusammen, wenn ich einen solchen Film drehe. Da sind großartige Filmemacher da draußen, die sich zu dem Genre hingezogen fühlen, weil das ein sehr verspieltes Genre ist.
Kathryn Newton: Du kannst bei Horrorfilmen Risiken eingehen, weil das nicht real ist, ähnlich zu einem Fantasyfilm. Es gibt da keine Grenzen. Da ist es schon schwer Nein zu sagen, wenn du weißt, dass du Spaß haben wirst.
Dan Stevens: Wenn ich gerade einen gedreht habe, habe ich normalerweise auch keine Lust, direkt im Anschluss einen weiteren zu machen. Vor allem nicht, wenn es ein Film wie Abigail ist, bei dem du monatelange mit Blut bedeckst bist.
Horrorfilme können sehr unterschiedlich sein. Manche sind sehr lustig, wie eben Abigail, andere sind eher düster. Was schaut ihr euch so in eurer Freizeit an?
Dan Stevens: Ich mag Horrorfilme, die mich wirklich überraschen und etwas zeigen, das ich zuvor noch nie gesehen habe. Etwas, das mein Gehirn schockiert und vielleicht erst einmal überfordert. Da ist es egal ob das jetzt besonders lustig oder widerwärtig ist.
Kathryn Newton: Ich mag Horrorfilme, die eher psychologisch sind und sehr ruhig und die dich dadurch in die Geschichte hineinziehen, ohne viele Dialoge zu brauchen. Ich schaue mir aber auch gern Horrorkomödien an, weil ich nervös werde bei Horrorfilmen. Da kann Lachen sehr therapeutisch sein.
Was waren die letzten Horrorfilme, die ihr mochtet?
Kathryn Newton: Zählt Personal Shopper mit Kristen Stewart? Ich liebe diesen Film.
Dan Stevens: Ja, der zählt. Ich nehme Lisa Frankenstein mit Kathryn Newton in der Hauptrolle.
Kathryn Newton: Ach, ist das süß, danke dir!
Dan, einer der ersten Filme mit dir, die ich gesehen habe, war Criminal Activities. Auch darin ging es um eine Gruppe von Kidnappern, die jemanden für 24 Stunden gefangen halten sollen, der mit einem Gangsterboss verwandt ist, was komplett in die Hose geht. Hast du bei Abigail an den Film zurückgedacht?
Dan Stevens: Nein, habe ich nicht. Jetzt, wo du es sagst, die Filme haben wirklich einige Parallelen. Das war mir bis eben nicht bewusst gewesen. Außerdem hatten wir in beiden großartige Tänzer. Bei Criminal Activities war es John Travolta, hier ist es Alisha Weir.
Eure Figuren sind Kriminelle, die plötzlich gegen ein Monster kämpfen müssen. Sind sie damit Helden oder Schurken?
Dan Stevens: Also, Frank ist definitiv ein Schurke. Da ist nichts Heldenhaftes an ihm.
Kathryn Newton: Sammy glaubt, dass sie ein guter Mensch ist, so wie wir alle glauben, die Guten zu sein. Es sind alle anderen, die davon überzeugt sind, dass du böse bist. Sammy ist letztendlich vor allem ein Mensch, so wie die anderen auch. Als ich mir den Film angesehen habe, habe ich mich selbst in all den Figuren gesehen. Das macht den Film für mich auch interessant, weil das mit dem gut und böse so nicht funktioniert. Selbst Abigail ist nicht völlig böse.
Macht es mehr Spaß, die Guten oder die Bösen zu spielen?
Kathryn Newton: Die Bösen.
Dan Stevens: Meistens sind es die Bösen, ja. Sie bekommen die besseren Texte.
Kathryn Newton: Ich denke oft, dass es überhaupt keinen Guten gibt. Wenn ich jemand spiele, der gut ist, merke ich schnell, wie langweilig diese Figuren sind. Ich mag die Bösen lieber, weil es mir leichter fällt, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Die gut geschriebenen Guten sind auch nicht völlig gut, sondern haben irgendwelche Mängel, die sie ausmachen.
Am Anfang des Films lernen wir, dass alle in der Gruppe irgendwelche besonderen Stärken haben, die sie für die Entführung brauchen. Wenn ihr bei Verbrechen mitmachen würdet, was wäre eure Rolle? Welche Stärke hättet ihr?
Dan Stevens: Das ist eine wirklich lustige Frage.
Kathryn Newton: Oh, ich weiß was!
Dan Stevens: Nur zu.
Kathryn Newton: Ich habe ein freundliches Gesicht.
Dan Stevens: Ich würde wahrscheinlich das Sicherheitspersonal in ein Gespräch verwickeln und dadurch ablenken.
Kathryn Newton: Da mach ich mit. Wir sind das Team „Ablenkung“ und kommen in irgendwelchen verrückten Kostümen. „Schaut uns an, wir sind Influencer bei der Arbeit!“ Und die anderen machen dann die Drecksarbeit.
Der Part mit dem Verbrechen betrifft nur den Anfang des Films, danach geht es darum, wie ihr in dem Haus gefangen seid. Wenn ihr tatsächlich in einem Haus mit einem Vampir für 24 Stunden gefangen wärt, was wäre eure Überlebensstrategie? Denn in Abigail funktioniert vieles nicht so richtig.
Kathryn Newton: Oh Gott, ja. Irgendwie geht alles schief.
Dan Stevens: Der Knoblauch bringt nichts. Das Kreuz bringt nichts.
Kathryn Newton: Silberkugeln haben wir noch nicht ausprobiert. Vielleicht sollten wir das mal machen. Schlimmer werden kann es schließlich nicht. Give it a shot, wortwörtlich.
Ohne das Ende vorwegnehmen zu müssen, es geht irgendwann in Abigail darum, sich aussuchen zu müssen, entweder tot oder untot zu sein. Wenn ihr in dieser Situation wärt, wie würdet ihr euch entscheiden?
Kathryn Newton: Tot.
Dan Stevens: Ich nehme untot. Das könnte Spaß machen. Wenn du tot bist, bist du tot und das war es. Da kann ich auch mal untot ausprobieren.
Kathryn Newton: Guter Punkt. Ich ändere meine Antwort und mache auch bei den Untoten mit.
In Abigail spielt Alisha den brutalen Vampir. Wie war es für euch, mit ihr zusammenzuarbeiten?
Kathryn Newton: Ich war total beeindruckt. Sie war gerade mal zwölf, als wir mit dem Film angefangen haben. Sie kannte all ihre Texte und war so inspirierend, dass wir sofort wussten: Wir machen hier etwas Großartiges!
Dan Stevens: Ja, sie war unglaublich professionell. Wobei ich immer noch jedes Mal schockiert bin, wenn ich sie fluchen höre. Ich habe noch nie ein Kind so viel fluchen gehört wie sie.
Kathryn Newton: Echt? Ich fand das immer süß.
Fühltet ihr euch für sie verantwortlich, gerade weil sie so jung ist und in einem derart brutalen Film mitmacht?
Dan Stevens: Nein, nicht wirklich. Es lag nicht in meiner Verantwortung, dass sie da mitmachte. Es war nicht meine Schuld, dass so viel Blut im Spiel war.
Kathryn Newton: Das ist auch das Besondere am Set: Wenn du einen Film drehst, dann sind alle auf demselben Level und ihr macht etwas zusammen, egal ob es dein erster Film ist oder du schon ganz viele gedreht hast. Wir sind dann ein Team und arbeiten zusammen, damit am Ende etwas Tolles dabei herauskommt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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