Ein Traum von Revolution
© HOPE MEDIEN Film- und Fernsehproduktion

Ein Traum von Revolution

„Ein Traum von Revolution“ // Deutschland-Start: 11. April 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Im Jahr 1979 stürzt die sandinistische Volksrevolution den Diktator Somoza. Die neue Regierung besteht aus jungen Revolutionär*innen unter der Präsidentschaft von Daniel Ortega. Im Stil einer Basisdemokratie will sie die Gesellschaft aufbauen und in eine gerechtere Zukunft führen. Es kommen aus der ganzen Welt Unterstützer*innen, die Schulen und Kindergärten bauen, landwirtschaftliche und handwerkliche Betriebe errichten helfen. Allein aus der damaligen Bundesrepublik sind es über 15000.

Als in den USA Ronald Reagan Präsident wird, wendet sich das Blatt für Nicaragua. Die CIA unterstützt die Contras und das Land versinkt im Krieg. Nicaragua ächzt zusätzlich unter einer US-amerikanischen Wirtschaftsblockade. Der sandinistische Revolutionär Ortega verwandelt sich im neuen Jahrhundert in einen machthungrigen Herrscher, der Kritiker*innen auch aus den eigenen Reihen verhaften und ermorden lässt. Die Unterstützer*innen aus dem Ausland ziehen sich zurück, viele Sandinisten von einst müssen ins Exil nach Costa Rica fliehen. Wie blicken die alten Revolutionäre und Brigadistinnen auf die Zeit des Aufbruchs zurück und wie bewerten sie ihren Einsatz?

Für ein freies Nicaragua

Die Regisseurin des Dokumentarfilms Ein Traum von Revolution engagierte sich selbst als Brigadistin in Nicaragua nach 1979, um die Wirtschaft und Infrastruktur einer sozialistisch fortschrittlichen Gesellschaft mit aufzubauen. In ihrem Off-Kommentar blättert Petra Hoffmann höchst informativ die verschiedenen politischen Epochen und Umbrüche auf, die Nicaragua seit der Revolution vor 45 Jahren durchlaufen hat. Zugleich reflektiert sie, was sie damals wie so viele Gleichgesinnte aus der Bundesrepublik dazu bewegte, sich in Nicaragua am Bau von Schulen, Kindergärten, landwirtschaftlichen Kooperativen zu beteiligen. Ehemalige Weggefährt*innen und prominente Köpfe der Revolution, aber auch im Exil lebende Personen aus dem heutigen Widerstand gegen den längst diktatorisch agierenden Präsidenten Ortega vertiefen dieses spannende und reichhaltige zeitgeschichtliche Filmdokument.

Junge Deutsche kommen, um aufzubauen

Der Sieg der sandinistischen Revolution 1979 stieß auf der ganzen Welt auf reges Interesse. Hoffmann resümiert die in der jungen studentischen Generation der Bundesrepublik weit verbreitete Sicht: „Die kleine Republik ist Projektionsfläche unserer Träume.“ Die Schriftstellerin und ehemalige Freiheitskämpferin Gioconda Belli erinnert sich an den humanistischen Geist der Revolution, welche die Jugend an die Macht brachte. Die katastrophale Einmischung der USA unter Ronald Reagan jedoch ließ den Krieg wieder aufflammen. Aus Westdeutschland kamen Freiwillige nach Nicaragua, die als menschliche Schutzschilde die USA daran hindern wollten, das Land zu besetzen. Hoffmann und andere aber mussten miterleben, wie ihre Aufbauarbeit nach und nach zerstört wurde und das Land in Gewalt versank.

Ins Exil gezwungen

Als Ortega 2007 wieder Präsident wird, ist er ein skrupelloser Machtmensch, der kritische Stimmen aus den eigenen Reihen gnadenlos verfolgt. Auch die Regisseurin kann heute nicht mehr nach Nicaragua einreisen, trifft aber im benachbarten Costa Rica alte Revolutionäre und neue Aktivistinnen aus der Exilgemeinde zum Gespräch. Hervorragend geschnitten im Wechsel der Zeiten und Orte, präsentiert der Film eine spannende Mischung aus neuen Aufnahmen und reichem Archivmaterial. Interessanterweise betonen Hoffmann und andere, der Einsatz für die Revolution habe sie trotz aller schmerzlichen Ernüchterung bereichert.

Credits

OT: „Ein Traum von Revolution“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Petra Hoffmann
Drehbuch: Petra Hoffmann
Musik: Luis Enrique Mejía Godoy, Olguita Acuña, Andrés Somarriba
Kamera: Börres Weiffenbach, Patrick Waldmann

Bilder

Trailer

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Ein Traum von Revolution
fazit
Der Dokumentarfilm von Petra Hoffmann blickt zurück auf die sandinistische Revolution von 1979 in Nicaragua und reflektiert mit Beteiligten, Zeitzeug*innen und reichem Archivmaterial, wie sie scheiterte und das Land zur Diktatur mutierte. Als ehemalige Brigadistin, die wie viele junge Menschen aus Westdeutschland in den 1980er Jahren Aufbauhilfe leisteten, unterzieht sie den damaligen eigenen Idealismus einer kritischen Prüfung. Längst ist Nicaragua aus dem Blickfeld der europäischen Öffentlichkeit verschwunden, aber dieser wichtige und erhellende Film stellt eine lebendige Exilgemeinde ehemaliger und neuer Aktivist*innen vor, welche die von der Revolution geweckte Hoffnung auf Demokratie und soziale Gerechtigkeit nicht aufgibt.
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