Familie mit Hindernissen

Eigentlich hatte sich Katrin Wiedemann (Nicolette Krebitz) darauf gefreut, die Konfirmation ihrer Tochter Saskia (Emilie Neumeister) zu feiern. Wären da nur nicht die komplizierten Familienverhältnisse. So wohnt die 14-Jährige bei ihrem Vater Frank (Juergen Maurer), der inzwischen mit Julia Schlösser (Lisa Bitter) verheiratet ist. Katrin und ihr Sohn Leo (Luis August Kurecki) wiederum leben mit ihrem neuen Partner Philipp Esch (Hary Prinz) und dessen Sohn Yannik (Oskar Bökelmann) zusammen. Und als wären diese Patchwork-Arrangements nicht schon kompliziert genug, haben sich auch Katrins Eltern und Franks Mutter angekündigt. Das führt bald zu jeder Menge Chaos, da diverse Konflikte seit Langem schwelen und nie angegangen wurden …

Die Familie als Identifikationsfläche

Kaum ein Thema ist derart universell wie das der Familie. Die meisten von uns haben eine. Und auch wenn diese natürlich sehr verschieden sein können, gibt es da doch sehr viel Identifikationsfläche, besonders im Hinblick auf die Probleme, die beim täglichen Miteinander auftreten können. Das wiederum macht das Thema zu einem sehr dankbaren für Filme. Manche wählen einen dramatischen Zugang, wenn es darum geht, Abgründe und Wunden offenzulegen. Besonders beliebt sind aber auch Komödien, die sich auf humorvolle Weise mit den Eigenheiten auseinandersetzen. Ein Dauerbrenner im deutschen Fernsehen ist dabei Familie Bundschuh, die es seit 2015 auf insgesamt 8 Filme bringt, zuletzt Bundschuh vs. Bundschuh. Aber auch die in Familie mit Hindernissen vorgestellte Patchworkfamilie kam auf mehrere Teile.

Warum die Filme so populär waren und überwiegend wohlwollende Kritiken erhielten, muss einem dabei nicht einleuchten. Erst recht nicht, wenn manche hier tatsächlich von einer bitterbösen Satire sprechen. Das lässt sich allenfalls dadurch erklären, dass man auch sonst nur deutsche Fernsehkomödien konsumiert, die so harmlos sind, dass man alles feiert, was zumindest Konflikte provoziert. Aber selbst dann ist Familie mit Hindernissen wenig erwähnenswert, lässt den nötigen Biss vermissen, um mehr daraus zu machen als ein nettes Scharmützel. An einer Stelle giften sich die Protagonistin und ihre ehemalige Schweigermutter an. Das ist dann aber auch schon der Höhepunkt bei diesem eher einschläfernden Beitrag.

Keine Ideen

Dabei konnte man hier schon einige bekanntere und versiertere Schauspieler und Schauspielerinnen verpflichten. Man kann dem Ensemble auch nicht wirklich viele Vorwürfe machen, die holen das aus der Materie heraus, was da ist. Nur ist das eben nicht viel. Drehbuchautorin Sophia Krapoth (So laut du kannst) verpasst es, markante Figuren zu entwerfen. Die einzelnen Situationen sind auch wenig erwähnenswert. Auffällig ist allenfalls, wenn Katrin, quasi die Hauptfigur in der Komödie, immer mal wieder direkt in die Kamera spricht, kommentiert und damit die Vierte Wand durchbricht. Das reicht aber nicht aus, weil Familie mit Hindernissen dafür deutlich konsequenter hätte sein müssen. Hier und da mal etwas einzuwerfen, ist auf Dauer nicht genug.

Der vielleicht noch gelungenste Gag ist der, dass Katrin sich danach sehnt, von der Polizei festgenommen zu werden, um wenigstens in der Zelle ihre Ruhe zu haben. Das kann man noch einigermaßen nachvollziehen, die diversen Familienmitglieder sind überwiegend nervig bis unsympathisch. Warum sollte man mit solchen Leuten Zeit verbringen wollen? Immerhin: Vor dem Fernseher besteht die Möglichkeit, diesen traurigen Humorversuch einfach abzubrechen und sich den Rest der uninspirierten Berieselung zu schenken. Gerade weil dieses thematische Umfeld so dankbar ist, ist es schon sehr enttäuschend, dass Familie mit Hindernissen so wenig daraus macht. Dass es deutlich besser geht, auch im deutschen Fernsehen, hat kürzlich Vorübergehend glücklich: Opimaral gezeigt. Da klappt zwar auch nicht alles, aber doch genug, um die anderthalb Stunden rechtfertigen zu können.