Fight for Paradise: Wem kannst du trauen? – Staffel 1 (Folgen 1-4)

Wer kürzlich noch dachte, dass Böses Spiel einen Quantensprung im Kosmos des Reality-TV darstellte, weil die Show aus Frankreich kam, dem präsentiert Netflix nun den nächsten absolut innovativen Mindfuck. Das kalifornische Medienunternehmen hat es tatsächlich geschafft, ein und dieselbe Scheiße schon wieder zu veröffentlichen. Dass das so konsequent durchgezogen wird, ist ja auch irgendwo eine Leistung. Doch halt – auch wenn Fight for Paradise: Wem kannst Du trauen? eine Wiederverwertung jeder anderen Reality-Show der letzten Monate ist, trumpft sie mit einem wahnsinnig beeindruckenden Alleinstellungsmerkmal auf: Sie kommt aus Deutschland!

Genau wie The 50, aber das befindet sich ja nicht im Angebot von Netflix, also. Das Preisgeld beträgt dieses Mal 100.000 Euro. Wo sind eigentlich meine 100.000 Euro dafür, dass ich mir das alles anschauen muss? Es mag ja sicher leidenschaftliche Fans von Reality-Shows geben, aber selbst bei diesen ist es schwer vorstellbar, dass sie gebannt auf den Abklatsch eines Abklatsches eines Abklatsches gewartet haben. Was Netflix hier veranstaltet, hat doch nichts mehr damit zu tun, ein Genre oder eine Zielgruppe zu bedienen. Das muss irgendeine Art kranke PsyOp sein.

Wie immer nur schlimmer

Der deutsche Beitrag ist noch einmal eine ganze Ecke peinlicher als das, was bisher so in die Haushalte gespült wurde. Die Teilnehmer sind so unangenehm wie es für diese Art Show schon lange die Norm geworden zu sein scheint, das Voiceover kann sich aber wirklich kein normaler Mensch anhören. Host Bonnie Strange klingt auch nicht unbedingt so, als wäre sie es gewohnt, mit anderen Leuten zu reden. Was die Teilnehmer so veranstalten, ist zudem hoffentlich einfach nur wieder geskriptet. Die beinahe schon erzwungene Unnatürlichkeit wenn die Gestalten Worte miteinander austauschen (es kann keine Rede davon sein, dass sie einen Dialog führten), sorgt auch nicht gerade dafür, dass sich jemand Fight for Paradise: Wem kannst Du trauen? gerne anschauen würde.

Zum achthunderttausendsten Mal sind die Kandidaten komplett schockiert, als sie nicht wie erwartet in die Luxusvilla einziehen dürfen, sondern draußen im Dschungel leben müssen. Das kann man jetzt ja langsam auch nicht mehr sehen. Eine Kandidatin faselt etwas davon, dass sie in Indien residiert, was sie aus irgendeinem Grund für das Leben im Dschungel prädestiniert. Eine andere jammert darüber, dass sie sich die Namen der Teilnehmer nicht merken könnte. Immerhin gibt es hier also mindestens eine Person, mit welcher der Rezensent etwas gemeinsam hat.

Vier Folgen sind bisher verfügbar. Wer diese freiwillig anschaut, ohne dafür bezahlt zu werden, wird sich sicher auf die nächsten vier Episoden freuen, die am 30. April veröffentlicht werden. Wer seine geistige Gesundheit schätzt, ist besser damit beraten, sich mit einem guten Buch in die Sonne zu setzen.