Eigentlich waren die drei Männer ins All geflogen, um das Labor der ISS abzubauen. Doch am letzten Tag der Mission kommt der Transporter bei einem Andockmanöver vom Kurs ab. Obwohl der US-Astronaut Anthony Kurz (Lex Shrapnel) eigenmächtig eingreift und versucht, das Unglück zu verhindern, kommt es zu einer Kollision. Auf der Erde steht man vor einem Rätsel. Wollte der Astronaut den Aufprall tatsächlich verhindern oder hat er ihn bewusst herbeigeführt? Und was hat es damit auf sich, dass er kurz vor dem Kontaktabbruch noch „Anna“ gerufen hat? Während die Französin Anna Zarathi (Céline Sallette), die eine Affäre mit ihm hatte und eigentlich selbst an Bord hätte sein sollen, Licht ins Dunkel bringen soll, macht der Polizist Isaak Turgur (Daniyar Alshinov) in der kasachischen Wüste eine schreckliche Entdeckung: die Leiche eines Mannes, der ein Kopf fehlt und die mit Wachs überzogen ist. Offensichtlich handelt es sich dabei um Kurz. Aber wie kann das sein, wenn er gleichzeitig an Bord der ISS gesehen wurde?
Mystery trifft Science-Fiction
Wer eine Vorliebe für die Kombination aus Mystery und Science-Fiction hat, bekam zuletzt gleich mehrfach Nachschub. Da war der deutsche Beitrag Das Signal, der mit einem tragischen Flugzeugabsturz beginnt, die Spurensuche führt dabei bis ins Weltall, wo es einige Geheimnisse zu lüften gibt. Kurze Zeit später kam die langerwartete US-Serie 3 Body Problem heraus: In der Adaption einer berühmten chinesischen Romantrilogie führen ebenfalls unerklärliche irdische Vorgänge in die Weiten des Weltraums. Bei der französisch-belgischen Serie Infiniti, welche digital schon länger erhältlich ist, dank ZDFneo jetzt aber auch einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird, ist der Fall etwas anders. Da beginnt das Rätsel bereits da draußen.
Dass die Lösung desselben zumindest teilweise auf der Erde zu suchen ist, wird dabei von Anfang an klar gemacht. Schließlich gibt es zwei Stränge: Die eine betrifft das Unglück mit der ISS, das andere die Männerleiche in der Wüste. Die beiden Geschichten hängen dabei unmittelbar zusammen, wenn es jeweils um denselben Mann geht. Dennoch bleiben die Stränge über weite Strecke geteilt. Infiniti setzt dabei auch auf optische Kontraste, wenn das Technisch-Unterkühlte der Raumfahrt mit der kargen Wüste Kasachstans kombiniert wird. Und weil das offensichtlich als Gegensatz nicht reicht, wird in Kasachstan noch eine Schamanin eingeführt. Fantasy und Science-Fiction gehen so Hand in Hand. Dazu gibt es dann noch Ausflüge in die Mythologie, da werden kräftig antike Gottheiten zitiert.
Sehenswert mit Längen
Gebraucht hätte es das nicht unbedingt. Dasselbe gilt für das wiederkehrende Motiv von Schrödingers Katze. Passend ist es zwar schon, das Gedankenexperiment einzubauen, bei dem die besagte Katze gleichzeitig tot und lebendig ist, bevor jemand nachsieht. Schließlich trifft das auch auf den Astronauten Kurz zu. Man hat aber mehr das Gefühl, dass Regisseur und Co-Autor Thierry Poiraud (Alone) seine Serie als intellektueller zu verkaufen versucht, als sie es letztendlich ist. Typisches Namedropping eben. Nachdenklich ist Infiniti zwar schon. Beispielsweise sind da interessante Denkanstöße zu Identität oder der Bedeutung des Einzelnen. Das heißt aber nicht, dass dabei auch ein wirkliches Ergebnis herauskommt.
Ein weiteres Manko ist das sehr gemächliche Tempo. Während sich anfangs die Ereignisse noch überschlagen, geht es irgendwann kaum noch voran. Da war man offensichtlich zu fasziniert von den Themen und den Möglichkeiten, dass man die eigentliche Handlung aus den Augen verloren hat. Sehenswert ist das Ergebnis aber durchaus. Die tollen Aufnahmen der hochwertigen Produktionen, die interessanten Gedankenspiele. Und zumindest eine Zeit lang darf man sehr viel rätseln, was genau da eigentlich geschehen ist. Zumal es offensichtlich ist, dass jemand etwas vertuschen will, Infiniti arbeitet gern mit Elementen von Verschwörungsthrillern. Auch das trägt zur Spannung bei, selbst wenn die Kurve nicht immer so hoch ist, wie man sich das wünschen dürfte.
OT: „Infiniti“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2022
Regie: Thierry Poiraud
Drehbuch: Thierry Poiraud, Stéphane Pannetier, Julien Vanlerenberghe
Musik: Thomas Couzinier, Frédéric Kooshmanian
Kamera: Christophe Nuyens
Besetzung: Céline Sallette, Daniyar Alshinov, Vlad Ivanov, Lex Shrapnel, Karina Arutyunyan, Anatolii Panchenko, Ellora Torchia, Jarreth Merz, Samal Yeslyamova, Oleg Levin
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)