Like It Is
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Like It Is

Like It Is
„Like It Is“ // Deutschland-Start: 4. April 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der 21-jährige Craig (Steve Bell) verdient sein Geld mit illegalen Boxkämpfen in einem Arbeiterviertel Blackpools. Heimlich lungert er nachts vor dem Schwulenclub „Flamingo’s“ herum, traut sich aber nicht hinein. Niemand soll wissen, dass er schwul ist. Nachdem er vor dem Club den Londoner Musikmanager Matt (Ian Rose) abgeschleppt hat, landen die beiden bei Craig im Schlafzimmer. Aber dessen „erstes Mal“ misslingt gewaltig, Matt wird zügig hinauskomplimentiert. Doch der gut aussehende junge Mann geht Craig einfach nicht aus dem Kopf. Kurz darauf nimmt er den Zug nach London und steht schließlich bei Matt vor der Tür, der ihm seine Karte gegeben hatte. Zwischen den ungleichen jungen Männern keimt zaghaft eine Liebe auf, ungewohnt für Craig, der in der Club- und Schwulenszene Londons erstmals zu sich selbst zu stehen beginnt, aber auch ungewohnt für Matt, der so ziemlich jeden haben kann und dessen Beziehungen bislang kaum länger hielten als zwei Wochen. Matts WG-Partnerin Paula (Dani Behr), deren frische Musikkarriere Matt managt, reagiert eifersüchtig auf Craig, der immer mehr von Matts Zeit für sich in Anspruch nimmt.

Schlechter Start

Mit Like It Is drehte der schwule neuseeländische Regisseur Paul Oremland 1998 seinen ersten Spielfilm für die große Kinoleinwand, koproduziert seinerzeit vom britischen Fernsehsender Channel Four. Zuvor hatte Oremland einige Dokumentarfilme und Fernsehspiele inszeniert, sein neuester Film Mysterious Ways, der 2023 seine Weltpremiere auf dem Chichester Film Festival feierte und von der Liebe zwischen einem Vikar und einem samoanischen Mann erzählt, wurde hierzulande gerade auch auf DVD veröffentlicht. Grund genug für den Verleih Salzgeber, auch Like It Is wieder auf DVD herauszubringen, zumal der gut 25 Jahre alte Film mittlerweile in der Queerszene einen gewissen Kultstatus genießt und die späten 1990er Jahre in der schwulen Londoner (und Blackpooler) Clubszene auf authentische Weise festgehalten hat. Nun ist die Zeit also reif, diesen ungewöhnlichen schwulen Coming-Out- und Liebesfilm wieder zu entdecken.

Ungewöhnlich ist hier bereits zu Beginn die Szene, in der es zwischen den beiden Protagonisten intim wird. Craig hat Matt vor dem Club aufgegabelt und mit zu sich nach Hause genommen, wo sie zunächst ein Bier trinken und Platten auflegen. Nachdem es sie dann aber doch recht schnell in Craigs Schlafzimmer verschlägt, macht dieser keinen Hehl daraus, dass er sich als Passiver für Matt zur Verfügung stellen will. Kaum, dass dieser mit dem Geschlechtsakt begonnen hat, schreit Craig allerdings vor Schmerzen auf, bricht das Ganze ab und wirft seinen ersten Liebhaber aus der Wohnung. Eigentlich ein ziemlich schlechter Start für eine Beziehung, und doch will Craig schließlich mehr und begibt sich in London auf die Suche nach Matt.

Dominierten in den ersten Filmminuten die Szenen, in denen sich der halbnackte Craig mit anderen Athleten bei illegalen Boxkämpfen austobte, verlagert sich die Handlung von Like It Is nun auf die Subkultur der Londoner Schwulenszene und gewährt dem Publikum ironisch überhöhte Einblicke in das Musikbusiness jener Zeit, in der Boybands nach ihrem Aussehen gecastet wurden und nicht unbedingt singen konnten.

Sex and Drugs and Music

Dieser Handlungsstrang hält auch eine wunderbare Gastrolle für Roger Daltrey parat, der einen in die Jahre gekommenen Musikproduzenten spielt, der seine Position und sein Geld dazu nutzt, um die süßesten Jungs der Stadt in sein Bett zu bekommen. Der Sänger und Mitbegründer der Kult-Rockband The Who (Tommy) hat im Laufe seiner Karriere immer mal wieder Rollen in Filmen übernommen und scheint diesen Part besonders zu genießen, zumal er diesen Kelvin sehr vielschichtig angelegt hat und ständig zwischen schleimiger Skrupellosigkeit und charmanter Liebenswürdigkeit pendelt. Kelvin verschafft Craig einen Job als Promoter seiner Music Acts im Norden Englands, was diesen für längere Zeit von Matt trennt und weitere Probleme mit sich bringt.

Neben dieser schillernden schwulen Vaterfigur, die Daltrey in Like It Is bekleidet, haben es die jungen Nachwuchsschauspieler zwar nicht einfach, schlagen sich aber dennoch sehr gut in ihren fordernden Rollen. Filmdebütant Steve Bell (der seither immer mal wieder für Fernsehrollen vor der Kamera gestanden hat) geht mit einer körperlichen Wucht an seine Figur heran, so dass auch die Boxszenen sehr glaubwürdig ausgefallen sind. Sein Leinwandpartner Ian Rose, der nur noch sporadisch vor die Kamera trat, kann ebenso überzeugen und die widerstreitenden Gefühle seiner Rolle gut vermitteln.

In den vergangenen 25 Jahren hat man sicherlich einige ähnliche Filme gesehen, aber Like It Is hat dem britischen Queer Cinema fraglos seinen Stempel aufgedrückt, vor allem dank der authentischen Schilderung der Clubs und Schwulenszene der ausgehenden 1990er Jahre. Die DVD-Wiederveröffentlichung ist technisch jedoch recht enttäuschend ausgefallen, denn das Bildmaster weist etliche Kratzer und Verunreinigungen auf, ist also sichtlich nicht restauriert worden (im Widescreen-Format 1,78:1). Der Ton liegt nach wie vor lediglich in der englischen Originalversion vor (in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional mit deutschen Untertiteln), die noch dazu leicht asynchron angelegt wurde, was man insbesondere in den ersten Szenen recht deutlich merkt.

Credits

OT: „Like It Is“
Land: UK
Jahr: 1998
Regie: Paul Oremland
Drehbuch: Robert Gray
Musik: Don McGlashan
Kamera: Alistair Cameron
Besetzung: Steve Bell, Ian Rose, Roger Daltrey, Dani Behr, Jude Alderson, Emile Charles, Chris Hargreaves

Bilder

Trailer

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fazit
„Like it is“ hat dem britischen Queer Cinema fraglos seinen Stempel aufgedrückt, vor allem dank der authentischen Schilderung der Clubs und Schwulenszene der ausgehenden 1990er Jahre. Roger Daltrey scheint seine Gastrolle besonders zu genießen, zumal er sie sehr vielschichtig angelegt hat und ständig zwischen schleimiger Skrupellosigkeit und charmanter Liebenswürdigkeit pendelt. Auch die jungen Nachwuchsschauspieler schlagen sich sehr gut in ihren fordernden Rollen.
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