Mittsommernacht

Die Mittsommernacht steht an. Und da das kräftig gefeiert werden muss, laden Carina (Pernilla August) und Johannes (Dennis Storhøi) die gesamte Familie ein für ein schönes Fest im Garten, mit Spielen, Alkohol und Grill. Außerdem steht da ja noch die Hochzeit von ihrer Tochter Hanne (Amalia Holm) und Darius (Peiman Azizpour) an. Doch ganz so ausgelassen wie erhofft ist die Stimmung nicht. Da sind diverse Konflikte innerhalb der Familie, die schon länger vor sich hin schwelen. Beispielsweise kriselt es zwischen Hanne und ihrer jüngeren Schwester Helena (Sofia Tjelta). Aber auch Carina und Johannes selbst hatten schon einmal glücklichere Tage. Tatsächlich hat Carina beschlossen, nach 30 Jahren Ehe die Scheidung zu beantragen, wartet aber noch auf den richtigen Zeitpunkt, um das mit den anderen zu teilen …

Zeit für Gefühle

Diesen Monat hat Netflix wieder eine Reihe von Titeln ins Programm aufgenommen, die sich an Fans gefühlvoller Geschichten richten. Da war die Komödie Rodeio Rock: Unverhofft kommt oft um einen Rocksänger, der die Rolle eines Schlagersängers einnimmt und sich dabei in dessen Exfreundin verliebt. Die Roman-Adaption Der Tränenmacher wiederum schildert das Schicksal von zwei jugendlichen Waisen, die gemeinsam adoptiert werden. Nun steht mit Mittsommernacht ein weiterer Neuzugang an, bei dem Emotionen ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Wobei die norwegische Miniserie nicht nur von amourösen Gefühlen erzählt, sondern lieber eine größere Bandbreite abdeckt und dabei auch vor den hässlichen nicht Halt macht.

Tatsächlich haben in der fünfteiligen Serie viele Leute etwas mit sich herumzutragen. Manches davon rumort schon länger, anderes ist eher neuen Datums. Und wie das so ist, wenn diese Menschen zusammenkommen und auf engem Raum sind, die Probleme bahnen sich ihren Weg an die Oberfläche. Familienfeste bieten sich für solche erzwungenen Aussprachen immer an. Nicht ohne Grund gibt es viele Filme und Serien, die mit einem solchen Szenario arbeiten, ob es nun Weihnachten, Geburtstage, Hochzeiten oder Beerdigungen sind. Bei Mittsommernacht ist es das titelgebende Fest, welches in Skandinavien gefeiert wird. Das bringt dann hübsche Außenaufnahmen mit sich. Auf den Inhalt hat das jedoch keinen nennenswerten Einfluss. Die folkloristischen Elemente sind ziemlich überschaubar, man hätte das hier in jedem anderen Setting ebenso erzählen können.

Gut umgesetzt, aber austauschbar

Das ist dann auch ein bisschen das Problem der Serie. Auf der einen Seite ist es natürlich schon ratsam, wenn solche Geschichten universeller sind, damit das Publikum genügend Identifikationsfläche bekommt. Manchmal ist der Grat zwischen universell und austauschbar ein dünner. Das beweist auch Mittsommernacht, das letztendlich nicht so viel bietet, an das man sich dauerhaft erinnern müsste. Weder bei den einzelnen Problemen noch den Figuren gibt es richtig viel Markantes. Letzteres hängt auch mit der kurzen Laufzeit zusammen. Die fünf Folgen sind überwiegend 25 bis 30 Minuten lang, sonderlich weit kommt man damit nicht. Während manche noch ein wenig Profil erhalten, sind andere einfach nur da. Gerade am Anfang ist es zudem etwas schwierig, diese ganzen Leute zuzuordnen und die Familienverhältnisse zu verstehen.

Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Tatsächlich führt dieses Reinwerfen ins Geschehen dazu, dass das wirklich wie ein Familientreffen wirkt. Die Serie ist auch angenehm zurückhaltend erzählt, verzichtet darauf, alles irgendwie aufbauschen zu wollen oder die dramatischen Momente übermäßig zu strapazieren. Schauspielerisch überzeugt die Serie aus Norwegen ebenfalls, das Zusammenspiel und die Chemie stimmt. Wer diese Art Geschichten gern mag, findet deshalb mit Mittsommernacht einen durchaus empfehlenswerten Beitrag, selbst wenn dieser im vollgepackten Veröffentlichungsplan von Netflix ein recht kleiner Titel ist.