Es sah zunächst nur nach einem ganz normalen Regenschauer aus. Aber aus Minuten werden Stunden werden Tage werden Wochen. Als es endlich aufhört und die Sonne hinter den Wolken hervortritt, ist vom Mumintal nicht viel übrig. Die komplette Gegend steht unter Wasser. Schnell machen sich die Mumins an die Arbeit, die Schäden zu beseitigen und andere zu retten. Darunter befinden sich auch die Leute vom Zirkus, die es in alle Richtungen verstreut hat. Als Mumin die Primadonna La Guna aus dem allgegenwärtigen Wasser fischt und mit nach Hause bringt, führt dies zu Verstimmungen. Während Mumin fasziniert ist von der anmutigen, vornehmen Dame, ist das Snorkfräulein alles andere als amüsiert darüber, plötzlich Konkurrenz im Haus zu haben …
Ein Abenteuer der Extreme
Nachdem die ersten beiden Sammelbände der Mumin-Comics jeweils vier längere Geschichten enthielt, gibt es beim dritten sogar fünf. Dafür hat sich bei den Figuren weniger getan. So hatte der erste Band unter anderem die Hauptfiguren Mumin, seine Eltern und das Snorkfräulein eingeführt. Beim zweiten Band kamen die Nachbarin Filijung sowie Klein-Mü hinzu, die jeweils auch im dritten Band zu finden sind. Vergleichbar ikonische Neuzugänge gibt es dieses Mal nicht. Wobei auch dieses Mal Charaktere dabei, die erinnerungswürdig sind. Gerade der Außerirdische in Mumin und die Marsmenschen hinterlässt Eindruck, sowohl durch die mitgebrachte Technik, die für jede Menge Chaos sorgt, wie auch das drollige Design.
Dass es nicht mehr Neuzugänge sind, mag man schade finden. Spaßig ist der Band aber auch so. Mumin-Autorin Tove Jansson hat dabei wieder alle möglichen Geschichten erdacht. Die ersten beiden wirken aus heutiger Sicht erschreckend visionär, wenn es bei der ersten um chronischen Regen und Überschwemmungen geht, die zweite im Gegenteil von extremer Trockenheit berichtet, bei der alle Pflanzen eingehen. Doch auch wenn der Verdacht naheliegt, dass es hierbei um Klimawandel und Umweltzerstörung geht, sind diese Wetterextreme für Jansson nur ein Mittel zum Zweck. Es geht ihr mehr um die Figuren und die absurden Abenteuer, welche diese so im wenig alltäglichen Alltag erleben.
Spöttisch bis verrückt
An manchen Stellen kann das spöttisch bis satirisch sein. Wer die vorherigen Bände kennt, wird darüber nicht verwundert sein. Der Ausflug an die Riviera im ersten Band etwa machte sich ausgiebig lustig über die Figuren. Hier trifft das gerade bei Mumin und das Meer zu, wo Muminpapa unbedingt in einen Leuchtturm ziehen möchte, um ein Buch zu schreiben, sowie in der letzten Geschichte Klubleben im Mumintal, wo es wirklich drunter und drüber geht und alle irgendwelchen Klubs beitreten. Da geht es unter anderem um Erwartungen und Konventionen, es entstehen Rivalitäten, wenn die verschiedensten Motivationen zusammenkommen. Aber auch die Passagen, in denen „nur“ irgendwelche verrückten Dinge geschehen, ganz ohne Hintergedanken, tragen zum Spaß bei.
Insgesamt ist der dritte Band sogar noch mal ein Stück stärker geworden als die ohnehin schon sehr lesenswerten ersten beiden. Wo es bei denen schon ein paar Leerläufe gab oder eine wirkliche Richtung fehlte, da gibt es hier ein Feuerwerk verrückter Einfälle, verbunden mit großen Identifikationsflächen. Die liebenswert-schrulligen Figuren erledigen den Rest. Bei den Mumins kommt das Alltägliche und das Fantastische zusammen, die witzigen Designs und die zwischen verschlagen und kindlich-naiv schwankenden Charaktere sind selbst bald 70 Jahre später noch etwas Besonderes, weshalb die Comic-Sammlungen eine Bereicherung für jedes Regal sind. Was allerdings fehlt, sind die Spannungsmomente, wie man sie aus den großen Mumins-Geschichten kennt. Im Vergleich etwa zum Kometen-Abenteuer ist das hier alles ein paar Nummern kleiner.
OT: „Mumins“
Land: Finnland
Jahr: 1956-1957
Text: Tove Jansson
Zeichnungen: Tove Jansson
Amazon (Comic „Mumins – Band 3“)
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