Música

So ganz weiß Rudy Mancuso (Rudy Mancuso) nicht, wie es mit seinem Leben weitergehen soll. Eine richtige berufliche Perspektive hat er nicht, seine Auftritte mit einer Handpuppe in der U-Bahn bringen nicht viel ein. Auch die Beziehung mit Haley (Francesca Reale) kommt nicht wirklich voran. Seiner Mutter Maria (Maria Mancuso) ist das ganz recht, schließlich sähe sie es gern, dass er mit einer Brasilianerin zusammenkommt, schließlich ist ihr die Heimat und die Community in Newark, New Jersey, wo die beiden leben, sehr wichtig. Als er Isabella (Camila Mendes) kennenlernt, scheint dieser Wunsch in Erfüllung zu gehen, die beiden verstehen sich auf Anhieb gut. Außerdem kann er sich ihr gegenüber öffnen und über eine Besonderheit sprechen, die er mit sich herumträgt: Er hört überall Musik. Aber was soll er Haley sagen?

Regiedebüt eines Multitalents

Es ist schon beeindruckend, wie vielseitig Rudy Mancuso unterwegs ist. Bekannt wurde er wohl primär als YouTuber. Er macht aber auch Musik, drehte seine eigenen Musikvideos, macht Comedy und eine Puppenshow, moderiert. Zuletzt hat er auch geschauspielert, selbst wenn seine Rollen in Rim of the World und The Flash recht klein waren. Mit dem Amazon Prime Film Música soll sich das nun ändern, hat er doch die Hauptrolle übernommen. Und nicht nur das: Die Komödie ist auch sein Regiedebüt, zusätzlich hat er am Drehbuch mitgeschrieben und war an der Musik beteiligt. Man kann also schon sagen, dass es sich bei dem Film um sein Baby und eine echte Herzensangelegenheit handelt. Ein Grund: Der Film basiert maßgeblich auf seinem eigenen Leben. Rudy und seine Mutter spielen sich selbst, erzählen seine Lebensgeschichte.

So etwas kann schnell selbstverliebt wirken. Die Gefahr ist da immer groß, dass sich jemand schlicht zu wichtig nimmt. Und doch gelang dem US-Amerikaner mit den italienisch-brasilianischen Wurzeln ein echter Volltreffer. Eine Besonderheit ist dabei ebenfalls in der Biografie des Mannes Anfang 30 begründet: Mancuso hat Synästhesie, eine Sinneswahrnehmung kann dabei andere auslösen, obwohl es für die übrigen Menschen keinen Zusammenhang gibt. Bei Música sieht das so aus, dass er überall rhythmische Klänge und Musik hört, selbst das Klappern von Besteck in einem Diner wird so zu einem Konzert. Prinzipiell könnte man den Film daher auch als Musical bezeichnen, wenn immer wieder aus heiterem Himmel Musik- und Tanzeinlagen kommen. Nur wird dabei nicht gesungen. Dafür sind die Übergänge harmonischer, wenn die entsprechenden Szenen tatsächlich Teil der Welt sind.

Charmant und skurril

Eine weitere Besonderheit sind die vielen verspielten bis skurrilen Momente. Dass ein Mann mit Handpuppen auftritt, ist nun wirklich kein ganz alltäglicher Anblick. Auch bei der Inszenierung des Alltags baut Mancuso immer mal wieder Elemente ein, die der Auflockerung dienen. Das alles verleiht Música eine schön versponnene Atmosphäre. Charmant ist der Film sowieso. Da sind immer wieder sehenswerte Szenen, die den Protagonisten entweder mit Isabella, seiner Mutter oder auch seinem besten Freund Anwar (J.B. Smoove), der einen Food Truck betreibt, zeigen. Das hier ist einer dieser Filme, bei denen es einfach Spaß macht, Zeit mit den Leuten zu verbringen.

Die Geschichte selbst ist, abgesehen von der besagten Synästhesie, nicht ungewöhnlich. Dafür bietet sie viel Identifikationsfläche. Ob es nun die Frage nach den kulturellen Wurzeln ist, die Suche nach Liebe und auch die Suche nach sich selbst: Die Komödie, die auf dem South by Southwest Festival 2024 Premiere feierte, hat viel zu bieten, bei dem sich das Publikum selbst entdecken kann. Die Kombination aus Alltäglichem und Sonderbarem funktioniert hier sehr gut und macht Música zu einem echten Geheimtipp. Und es macht neugierig, wie es in Zukunft wohl mit Rudy Mancuso weitergehen mag.