Praxis mit Meerblick: Kleine Wunder

Eigentlich hatte sich Nora Kaminski (Tanja Wedhorn) darauf gefreut, dass es jetzt etwas ruhiger wird und sie mehr Zweisamkeit mit ihrem Freund Max Jensen (Bernhard Piesk) genießen kann. Schließlich ist seine Tochter Klara (Ruby M. Lichtenberg) ausgezogen. Irgendwie kommt aber alles anders, Nora fühlt sich komisch. Sind das bereits die gefürchteten Wechseljahre? Aber auch beruflich hat sie viel Anlass zum Grübeln. So kam die Ärztin gerade noch rechtzeitig, als Rosa Buhrow (Meira Durand) einen heftigen Allergieanfall hat. Anstatt sich aber im Anschluss zu erholen und gründlich untersuchen zu lassen, will diese gleich mit ihrem Freund Valentin Lehwald (Philip Dechamps) weiter nach Indien, sehr zum Missfallen ihrer Mutter Andrea (Winnie Böwe) …

19. Teil der Dramareihe

Sie gehören fest zum deutschen Fernsehen dazu: Serien und Filmreihen, die grob im medizinischen Bereich spielen. Kürzlich war da beispielsweise auf ZDFneo PUSH, das vom Alltag dreier Hebammen erzählte. Im ZDF gibt es unter anderem Dr. Nice und Doktor Ballouz. Ein richtiger Dauerbrenner ist dabei Praxis mit Meerblick im Ersten. 2017 ging sie an den Start, inzwischen kommen jedes Jahr weitere Teile heraus. 2024 wird die Schlagzahl noch ein wenig mehr gesteigert. War es zuletzt üblich, dass pro Jahr drei neue Filme ausgestrahlt werden, sind es jetzt sogar vier. Los geht es mit Kleine Wunder. Danach erscheinen im wöchentlichen Abstand Die Kämpferin, Schiffbruch und Geheimnisse.

Der Auftakt hat es dabei in sich. Zwar dauert es eine ganze Weile, bis Drehbuchautorin Anja Flade-Kruse (Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi: Mord auf dem Friedhof) wirklich die Karten auf den Tisch legt und verrät, was Sache ist. Ein aufmerksames Publikum wird sich aber schon lang vor der vermeintlichen Wendung denken können, was da los ist. Nicht ohne Grund trägt die Folge schließlich den Titel Praxis mit Meerblick: Kleine Wunder. Der Film kommt dann auch nicht sonderlich weit mit der Geschichte. Dafür gibt es später eine ganz süße Szene. Außerdem bringt die Sache ein größeres Potenzial mit sich für die kommenden Episoden und könnte etwas Schwung in die Reihe bringen, die hiermit bereits ihren 19. Film vorlegt. Längere mehrere Folgen überdauernde Entwicklungen gehören schließlich dazu.

Ein Rätsel ohne Spannung

Weniger spannend ist der aktuelle Fall, mit dem sich unsere Protagonistin befasst. So ist die Konstellation aus dem manipulativen Naturliebhaber Valentin und seiner persönlichkeitsbefreiten Freundin Rosa einfach nicht interessant. Manche werden sicherlich etwas mitfiebern, wenn es um die Frage geht, woran genau die junge Frau denn leidet. Aber auch da ahnt man schnell, was genau los ist. Grundsätzlich ist es zwar sympathisch, wenn sich Praxis mit Meerblick: Kleine Wunder dafür einsetzt, dass Rosa sich selbst suchen darf, losgelöst von den beiden Menschen in ihrem Leben, die sie ständig definieren. Nur führt das dazu, dass an den Figuren nicht viel dran ist, mehr als Klischees und Stereotype sind da nicht zu bekommen.

Insgesamt ist das Drama aber ordentlich. Man verzichtet auf übertriebene Zuspitzungen, inhaltlich wie inszenatorisch. Regisseur Jan Růžička zieht eine zurückhaltende Erzählweise vor, was den Film ganz angenehm macht. Schauspielerisch muss man hier auch nicht meckern, die meisten Szenen überzeugen. Abgesehen von den idyllischen Aufnahmen gibt es in Praxis mit Meerblick: Kleine Wunder zwar ziemlich wenig, das dabei helfen würde, den Film von den vielen anderen Arztgeschichten abzuheben, die im deutschen Fernsehen erzählt werden. Für sich genommen geht das hier aber alles in Ordnung. Neulinge, die bislang noch keine Berührungspunkte mit der Reihe hatten, können reinschalten, Vorkenntnisse braucht es nicht wirklich. Fans sind sowieso mit am Start, wenn die nächste Stufe beginnt.