Riddle of Fire

Die Brüder Hazel (Charlie Stover) und Jodie (Skyler Peters) sowie ihre Freundin Alice (Phoebe Ferro) haben einen Plan: Sie wollen den ganzen Nachmittag an der brandneuen Konsole zocken, die sie gerade geklaut haben. Der Plan droht aber zu scheitern, als sie entsetzt feststellen, dass Julie (Danielle Hoetmer), die krank im Bett liegende Mutter der Jungs, den Fernseher mit einem Passwort geschützt hat. Sie lässt sich auch nicht erweichen, dieses rauszurücken, besteht darauf, dass die Kinder lieber Zeit draußen verbringen sollen. Erst als sie ihr versprechen, ihr einen Blaubeerkuchen zu besorgen, wie sie ihn als Kind immer gegessen hat, lenkt sie ein. Doch so einfach wie gedacht ist das nicht, die Bäckerei ist nur die erste Station einer Odyssee …

Aus Spaß am Abenteuer

Große Abenteuerfilme mit Blockbusterpotenzial sind inzwischen rar geworden. Die Einspielergebnisse stehen da oft in keinem Verhältnis zu den astronomischen Budgets. Dabei geht das eigentlich auch deutlich kleiner, wie in den letzten Jahren eine Reihe von Kinderfilmen bewiesen haben. Benji und das Geheimnis der Kartografen und Abenteuer ‘Ohana sind zwei neuere Beispiele dafür, wie junge Protagonisten und Protagonistinnen ausziehen und Gefahren überwinden müssen. Das bietet dann nicht die Schauwerte, wie es sie bei den Hollywood-Varianten gibt. Spaß können solche Filme aber schon machen. Und das gilt auch für Riddle of Fire, wo wir erneut einigen Halbwüchsigen bei ihrem Abenteuer folgen.

Wobei der Film nur zum Teil mit den obigen Beispielen zu vergleichen ist. Ein Unterschied: Normalerweise sind die Kinder heldenhafte Figuren, die für das Gute kämpfen. Hier lernen wir das Trio jedoch kennen, als es gerade eine Videospielkonsole klaut. Und auch der Kampf um den Blaubeerkuchen geschieht nicht aus einem guten Herzen heraus, weil sie der Mutter unbedingt etwas Gutes tun möchten. Die drei wollen einfach nur zocken. Eine Vorbildfunktion hat das dann weniger, soll es aber auch gar nicht haben. Riddle of Fire will ebenso wie die drei jungen Hauptfiguren Spaß haben, wenn eine anfangs harmlose Geschichte immer größer wird, ein einfacher Botengang irgendwann Ausmaße annimmt, die in keiner Relation mehr zu dem steht, worum es eigentlich geht.

Spaßig und sympathisch

Aber das macht eben auch einen Teil des Vergnügens aus. Wenn beispielsweise John Redrye (Charles Halford), der ihnen die letzten Eier im Supermarkt vor der Nase wegschnappt, später irritiert ist, dass die Eskalation nur wegen eines Kuchens geschieht, bringt er die Absurdität auf den Punkt. Wobei auch die Erwachsenen ihren Anteil daran haben, dass bei Riddle of Fire alles ziemlich verrückt ist. Vor allem die willensstarke Matriarchin Anna-Freya Hollyhock (Lio Tipton), die eine Hexe sein könnte und Oberhaupt einer Wildererbande ist, lässt einen zuweilen an der Realität zweifeln. Ihre Tochter Petal (Lorelei Mote) bezeichnet sich zudem als Fee, was man ihr bei der ersten Begegnung durchaus abnehmen würde. Nur, dass es keine der grundguten Helferleinfeen ist, sondern eine, die offensichtlich Spaß an Schabernack hat.

Das Ergebnis mag ein bisschen lang sein, die knapp zwei Stunden hätte es nicht unbedingt gebraucht. Dafür ist das Langfilmdebüt von Regisseur und Drehbuchautor Weston Razooli, der zudem eine Nebenrolle in Riddle of Fire spielt, sehr sympathisch. Die Abenteuerkomödie, die bei der Directors’ Fortnight in Cannes 2023 Premiere hatte, hat zudem eine reizvolle Retroatmosphäre. Selbst die Sache mit der Videospielkonsole wirkt eher so, als habe man sich an den 1980ern orientiert. Lustig ist dabei auch, dass die Odyssee, welche die Kids hinter sich bringen, dann doch zu der analogen Tätigkeit an frischer Luft führt, wie von der Mutter gewünscht, worauf der Nachwuchs aber keine Lust hatte. Der Film selbst macht hingegen Lust, erinnert daran, wie als Kind die ganze Welt ein Abenteuerspielplatz sein konnte, selbst wenn der hier ein bisschen schräger ausfällt, als man es aus dem eigenen Leben kennt.