River – The Timeloop Hotel

Es sah nach einem ganz normalen Tag für Mikoto (Riko Fujitani) aus, die als Zimmermädchen in einem abgelegenen Hotel arbeitet. Doch gerade als sie mit einem Kollegen den Tisch abgeräumt und für die nächsten Gäste vorbereitet hat, findet sie sich auf einmal am Fluss wieder, wo sie gerade noch gestanden hatte. Der Tisch ist wieder voller Geschirr, die beiden müssen die Arbeit von vorne machen. Ein Déjà-vu? Seltsam ist jedoch, dass auch der Kollege sich daran erinnern kann, an die Tätigkeit und das Gespräch, das sie geführt haben. Und die beiden sind nicht die einzigen, wie sie bald feststellen: Alle Angestellten und Gäste finden sich in einer Zeitschleife wieder, die genau zwei Minuten dauert …

Eine kurze Zeitschleife

Bald drei Jahre ist es her, dass die skurrile Science-Fiction-Komödie Beyond the Infinite Two Minutes auf allen möglichen Festivals die Herzen des jeweiligen Publikums eroberte. Die Idee war dabei ebenso einfach wie ungewöhnlich: Die Menschen in einem Café stellen fest, dass sie mithilfe eines Monitors zwei Minuten in die Zukunft blicken und auch mit dem künftigen Ich sprechen können. Das Ergebnis war ein hektisch-sympathischer Film, der erstaunlich viel aus dem Stoff herausholte und auch durch seine Schnittarbeit begeisterte. Nun meldet sich Regisseur Junta Yamaguchi mit seinem zweiten Film River – The Timeloop Hotel zurück. Und erneut dreht sich dabei alles um zwei Minuten, die das Leben aller Anwesenden völlig auf den Kopf stellt.

Statt einer Art Zeitreise greifen er und Drehbuchautor Makoto Ueda aber auf ein anderes beliebtes Science-Fiction-Element zurück: die Zeitschleife. Genauer sind die Menschen in einem Hotel dazu gezwungen, zwei Minuten ohne Ende zu wiederholen. Das Konzept ist weniger originell als beim Debüt. Zeitschleifenfilme gibt es schließlich sehr viele, in den letzten Jahren wurde reichlich produziert. Wobei sich River – The Timeloop Hotel durchaus von dem Groß dieser Filme unterscheidet. Ein Alleinstellungsmerkmal: Wo sich in Und täglich grüßt das Murmeltier und Konsorten meistens eine, selten zwei Menschen der Wiederholung bewusst sind und die Erinnerungen mitnehmen, sind es hier alle Anwesenden. Auf das Phänomen selbst hat das keinen Einfluss, wohl aber auf die Figuren, die eine ganz andere Dynamik entwickeln, als man es von solchen Filmen sonst gewohnt ist.

Humor trifft Herz

Das ist insofern wichtig, weil der Fokus weniger auf der Schleife an sich gelegt wird. Natürlich wundern sich alles, wie es dazu gekommen ist, und sie versuchen einen Ausweg zu finden. Da wird diskutiert, werden Hypothesen aufgestellt, wird herumprobiert. Doch der Aspekt wird zwischendrin immer wieder aufgegeben, stattdessen interessiert sich der Film für die Menschen. Das betrifft einerseits die Auswirkungen dieser Sondererfahrung. Wo Betroffene sonst zumindest genügend Zeit haben, um neue Erfahrungen zu sammeln, sind die Schleifen hier zu kurz. Wie viel will man schon in zwei Minuten schaffen? Die Reaktionen fallen in River – The Timeloop Hotel sehr unterschiedlich aus. Manche empfinden es als befreiend, außerhalb der Zeit zu sein, andere als Gefängnis. Die Nerven liegen da schon mal blank, Verzweiflung macht sich breit.

Ueda befasst sich aber auch mit den Vorgeschichten der Figuren. Da geht es um Schreibblockaden, finanzielle Sorgen und auch die Liebe. Tatsächlich bewegt sich River – The Timeloop Hotel mit der Zeit weg von der hektischen Chaos-Komödie, wird stiller, nachdenklicher. Und auch emotionaler: Da sind einige Szenen dabei, die einem schon zu Herzen gehen können. Der Gesamteindruck mag dabei nicht ganz so überwältigend sein wie bei dem besagten letzten Film des Teams. Aber auch dieser Film macht Spaß, findet Mittel und Wege, die bekannten Pfade zu verlassen und noch einmal mit einem neuen, frischen Blick auf das Getümmel zu blicken. Entsprechend neugierig darf man sein, wie es weitergeht mit der Truppe und welchen herzhaften Irrsinn sie wohl beim nächsten Mal auspacken werden.