Akibiyori Spätherbst
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Spätherbst

Akibiyori Spätherbst
„Spätherbst“ // Deutschland-Start: 3. Oktober 2017 (DVD)

Inhalt / Kritik

Sieben Jahre ist der gemeinsame Freund von Mamiya (Shin Saburi), Taguchi (Nobuo Nakamura) und Hirayama (Ryuji Kita) schon tot. Nach dem Gedächtnis-Gottesdienst treffen sie sich, um über alte Zeiten zu reden und kommen der Witwe des Verstorbenen, Akiko (Setsuko Hara), und ihrer Tochter Ayako (Yoko Tsukasa) ins Gespräch. Dabei kommt das Gespräch auf Ayakos Alter zu sprechen und dass sie eigentlich ans Heiraten denken sollte, so wie ihre Mutter, als sie so alt war. Die drei Herren bieten ihre Hilfe beim Vermitteln an einen geeigneten Ehemann an, doch sowohl Mutter als auch Tochter reagieren eher zurückhaltend auf das Angebot. Ein erster Kandidat stellt sich als Fehler heraus, doch so leicht geben sich die drei Freunde nicht geschlagen., Auf ihr Interesse an einer Heirat direkt angesprochen, reagiert Ayako ganz anders als erwartet, denn sie habe es nicht eilig, jemanden zu heiraten und würde die auch nur tun, wenn sie etwas für den Mann empfinde.

Immer noch von der Richtigkeit ihres Vorhabens überzeugt, planen Mamiya, Taguchi und Hirayama um. Da sie meinen, dass Akiko niemals heiraten würde, wenn dies hieße, ihre Mutter alleine zu lassen, wollen sie nun zuerst einen neuen Mann für Ayako suchen. Hirayama, seit vielen Jahren Witwer, wird als der passende Kandidat auserkoren, wobei seine Freunde Ayako das Angebot unterbreiten wollen. Als Akiko jedoch von dem Gerücht hört, ihre Mutter wolle wieder heiraten, kommt es zum Streit zwischen den beiden.

Zeichen der Veränderung

Spätherbst ist einer der letzten Filme von Yasujiro Ozus vor seinem Tod 1963. Obwohl sie vom Stil her ganz anders sind als die Werke die im der zweiten Hälfte der 1960er die Filmlandschaft Japans prägen, sind Werke wie Spätherbst oder Ein Herbstnachmittag in ihrer Behandlung von Themen wie Rollenbildern geradezu progressiv und feministisch. Abermals steht die Familie im Vordergrund, wobei auf der einen Seite das klassische Familienbild gezeigt wird und auf der anderen Seite, wie es sich verändert hat. Ein Zusammenprall bleibt dabei unvermeidlich und auch wenn Spätherbst als Komödie gekennzeichnet ist, bleibt eine gewisse Skepsis bei den Bildern und den Figuren, die Ozus Film ausmachen.

Wie viele seiner Werke beginnt und endet auch Spätherbst mit einer Sammlung von Eindrücken, stillen Impressionen der Wohnungen der Charaktere sowie der Landschaft. Der Tokyo Tower, zur Zeit der Dreharbeiten gerade fertiggestellt, will dabei nicht so recht in das Bild passen, was man danach durch die Innenräume vermittelt bekommt, mit denen man eher die Tradition assoziiert. Es ist nur eines von vielen subtilen Zeichen, dass das Tokio, in dem die drei Herren, die für so viel Verwirrung im Laufe der Handlung sorgen, aufgewachsen sind, im Wandel begriffen ist.

Immer wieder prallen Tradition und Moderne, wie so oft bei Ozu, zusammen, mit bisweilen sehr amüsanten Resultaten, dann aber auch mit kleinen Dramen, die unter anderem das Zerbrechen einer Beziehung nach sich ziehen. Wie immer bei Ozu sind es die Frauen, in diesem Falle  Setsuko Hara, Yoko Tsukasa und Mariko Okada (die eine Kollegin Ayakos spielt), welche wesentlich aufgeschlossener wirken als die Herren, die aus Bequemlichkeit und Nostalgie an Traditionen festhalten. Vielleicht aber ist es auch ein Aufbäumen gegen diese schleichende Veränderung, die sowohl ihre Familien, ihre Arbeit sowie ihre Freizeit beeinflusst hat und die sich nicht aufhalten können.

Ehe und Liebe

Besonders interessant wird Ozus Film in seiner Behandlung des Themas Ehe und Liebe. Entgegen des traditionellen Verständnisses, nach dem eine Heirat, wie es die drei Herren tun, arrangiert werden konnte, sieht die Jugend eine Trennung zwischen Ehe und Romantik vor. Das Glück einer Familie, die nur aus Mutter und Tochter besteht, passt ebenfalls nicht in die traditionelle Definition, sodass davon ausgegangen wird, dass man die Ehe braucht, um glücklich zu sein.

Die Verstrickungen und Missverständnisse, die durch das Handeln der drei Männern entstehen, sind Anlass für viele komische Szenen, bringen aber auch Tragik und Zwist in die Handlung, während man beobachtet, wie gegen den ausdrücklichen Willen der beiden Frauen gehandelt wird. Zwischendrin fallen dann so denkwürdige Sätze wie Freundschaft sei für manche lediglich so etwas Füllmaterial, mit dem man die Zeit bis zur Heirat überbrücke oder die Feststellung, man müsse doch überhaupt nicht heiraten, um glücklich zu sein. Es sind solche Sätze, die Ozus Kunst ausmachen und ihn auch noch im Jahre 2024 sehr modern machen.

Credits

OT: „Akibiyori“
Land: Japan
Jahr: 1960
Regie: Yasujiro Ozu
Drehbuch: Kogo Noda, Yasujiro Ozu
Musik: Kojun Saito
Kamera: Yuharu Atsuta
Besetzung: Setsuko Hara, Yoko Tsukasa, Mariko Okada, Shin Saburi, Ryuji Kita, Nobuo Nakamura, Keiji Sada, Chishu Ryu

Trailer

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Spätherbst
fazit
„Spätherbst“ ist eine Mischung aus Drama und Komödie über den Konflikt von Tradition und Moderne, besonders bezogen auf das Konzept der Ehe. Yasujiro Ozu gelingt ein sehr moderner und progressiver Film, dessen Figuren und Dialoge auch heute noch gelten und teils sogar provokant sind.
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