Wegen seiner Schulden beschließt Christian (David Richard White), einen Handel mit einer geheimnisvollen Organisation einzugehen. Für 10.000 Dollar soll er in deren privaten Observatorium für 12 Tage bleiben und einem Wesen die Kontrolle über seinen Körper überlassen. Wirklich wohl ist ihm bei der Sache überhaupt nicht, genauso wenig wie den Männern, mit denen er das Zimmer teilt, aber sie alle sind auf das Geld angewiesen. So lässt er sich auf das Geschäft ein und die ersten Tage in der Einrichtung verlaufen ohne besondere Vorkommnisse. Die Belegschaft erinnert ihn und seine Mitstreiter immer wieder an das, was bevorsteht, jedoch wirkt dies fast schon wie eine Fantasie. Eines Tages aber kommt es zu einem ohrenbetäubenden Grollen und erst eine und schließlich eine ganze Horde seltsamer, großer Kreaturen erscheinen im Observatorium. Keiner weiß, wie es sein kann, dass diese großen, schwebenden Wesen in den Körper eines Menschen gelangen können, doch für Fragen bleibt wenig Zeit. Als der erste der Insassen einem der Monster zum Opfer fällt, wird Christian klar, dass er vielleicht der Nächste sein könnte.
Lovecraft und Kafka
The Complex Forms ist der erste Spielfilm des Mailänders Fabio D’Orta. Der Film war kürzlich im Rahmen des Hardline Film Festivals zu sehen und ist eine Mischung aus Horror und Mystery, wobei sich hier die Welten die Traumwelten eines Franz Kafka mit den dunklen Fantasien eines H. P. Lovecraft verbinden, sofern man einen solchen Vergleich wagen will. Im Film fällt insbesondere D’Ortas Talent für eine minimalistische, aber sehr wirkungsvolle Inszenierung auf, die sich eher aus Andeutungen fokussiert, anstatt Sachverhalte auszubuchstabieren. Auch visuell kann sich The Complex Forms sehen lassen, allein schon wegen des eigenwilligen Designs der Monster.
Von der ersten Minute an wird deutlich, dass man sich als Zuschauer in einer Art Parallelwelt befindet. Mit wenigen, sparsam eingesetzten Mitteln, wobei zum einen die Bilder und zum anderen die Musik Riccardo Amoreses eine wichtige Rolle einnimmt, wird eine Atmosphäre erzeugt, in der alles möglich sein kann. Wie der Protagonist bleibt man im Ungewissen über das, was einen erwartet, obwohl man von vornherein weiß, was einem bevorsteht, jedoch geht es Fabio D’Orta nicht darum, von Themen wie Besessenheit zu berichten, sondern vielmehr von einer Welt, in der Furcht und Ungewissheit Konstanten sind. Trotz der recht kompakten 79 Minuten Laufzeit nimmt man sich Zeit für die Figuren und ihre Umgebung, sodass eine omnipräsente Unsicherheit entsteht, wobei jedoch gewiss ist, dass die Monster kommen werden. Fabio D’Orta hat ein sicheres Händchen für das Design dieser Filmwelt, die dunkel und mysteriös erscheint, und bei der lediglich das Finale etwas enttäuscht.
Wir warten ab.
The Complex Forms als Horrorfilm zu betrachten, funktioniert nur bedingt. Die komplexen Formen scheinen weniger eine Anspielung auf die Monster zu sein, sondern vielmehr auf die Figuren an sich abzuzielen und warum sie sich überhaupt auf einen so bizarren Handel einlassen. Sie warten ab, was kommen mag, immer im Vertrauen auf die Anweisungen des Personals sowie die eigenen Theorien, die man sich sorgsam zurecht gelegt hat. Interessant ist dabei, wie die eigene Schuld oder die Vergangenheit keine Rolle spielen, sodass The Complex Forms fast schon wie eine Parabel darauf wirkt, wie man es stets schafft, sich etwas vorzumachen und Ausreden zu finden. Alles wirkt kalt und klaustrophobisch in diesem Film, bei dem scheinbar niemand dem Schicksal entgehen kann, das er sich selbst zuzuschreiben hat. Schade, dass eben dieses Mysterium in den letzten Minuten genommen wird, wenn die Geschichte allzu sehr die Fundamente dieser Welt zu erklären versucht.
OT: „The Complex Forms“
Land: Italien
Jahr: 2024
Regie: Fabio D’Orta
Drehbuch: Fabio D’Orta
Musik: Riccardo Amorese
Kamera: Fabio D’Orta
Besetzung: David Richard White, Michele Venni, Cesare Bonomelli, Enzo Solazzi
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